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Sagt Köll, was Blanik zu sagen hat?

Ein Kommentar von Gerhard Pirkner.



Der Matreier Bürgermeister Andreas Köll, fotografiert von Philipp Brunner.


Der Matreier Bürgermeister hat Gewicht, daran zweifelt niemand, der die Politik in Osttirol ein wenig kennt. Jetzt lässt Andreas Köll in seiner kleinformatigen Hauszeitung vermelden, dass er die neue Lienzer Bürgermeisterin in den Gemeindeverbänden "gut einbinden" will.
Schalmeientöne – doch die Diktion spricht Bände. Köll geht davon aus, dass er definiert, welche Rolle die Bezirkshauptstadt in diesen Verbänden spielt. Das liegt in seinem Naturell und an der Defensivtaktik des bisherigen Lienzer Bürgermeisters Hannes Hibler, der erst gegen Ende seiner Ära – zu spät – erkannte, dass "Parteifreundschaft" mehr mit Macht als mit Loyalität zu tun hat.
Elisabeth Blanik wird demnächst zeigen können, ob sie dem Lockruf des Matreier Machtstrategen erliegt und sich eine Position zuweisen lässt, oder selbstbewusst jenen Platz einfordert, der Lienz gebührt.
Lienz ist der weitaus größte Zahler in praktisch allen Verbänden, vom Tourismus bis zum Bezirkskrankenhaus. Die Stimme der Stadt wurde aber in all diesen Gremien in den vergangenen Jahren leiser und leiser. Die starken Ansagen kamen aus Matrei. Warum eigentlich?
Lienz beherbergt das Gros der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur, von den Schulen über die Interessensvertretungen bis zur medizinischen Versorgung. Weit mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze des Bezirkes liegen im Zentralraum.
Daraus erwächst eine ganz besondere Verantwortung für die Weiterentwicklung der gesamten Region, für die großen Richtungsentscheidungen der nächsten Jahre, die alle Gemeinden betreffen werden.
Elisabeth Blanik hat die Chance, der Bezirkshauptstadt jenes Selbstbewusstsein zurückzugeben, das Hannes Hibler aus Parteiräson sehr oft vermissen ließ. Sie muss keine Rücksicht auf die Chemie der ÖVP-Bünde nehmen, ist nicht belastet durch komplexe politische Tauschgeschäfte, alte Seilschaften und Abhängigkeiten.
Blanik hat auf dem Weg in die Liebburg bewiesen, dass sie die Klaviatur der Macht bedienen und Aufbruchstimmung verbreiten kann. Das sind die richtigen Talente, um auch in den Gemeindeverbänden für frischen Wind zu sorgen – nicht dirigistisch, sondern selbstbewusst demokratisch. Und nicht von Andreas Kölls Gnaden, sondern gestärkt durch die Wähler der Stadt Lienz, die Blanik mit 55,3% mehr Zustimmung gaben, als Köll selbst bei der letzten Bürgermeisterwahl in "seiner" Gemeinde Matrei erhielt.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

11 Postings

nasowas
vor 13 Jahren

Ist ja eigentlich gleich, welches Kleinformat (ich habs auch im zu teuren und nicht im kostenlosen gelesen). Wäre gut, wenn der "schwarze Ritter" aus dem Iseltal etwas Gewicht verlieren würde (natürlich politisch ;)) und ihm der Talboden und das Iseltal Widerpart leisten könnten. Sonst wird Lienz das Ägypten Osttirols und das Buschfeuer der Unzufriedenen könnte um sich greifen. Es ist aber auch nicht gut, wenn Lienz in allen Gremien den Vorsitz hat, das schürt nur den Neid und die Mißgunst. Die Idee von Hibler war nicht schlecht (gemeint), auch den anderen Bürgermeistern Vorsitzposten zu überlassen, nur hätte er die Fäden dennoch zum Ziehen in der Hand behalten und sich nicht auf vermeintliche Parteifreunde verlassen sollen. Na ja, das hat sich ja erledigt und ob Blanik sich gegen Köll behaupten kann, wird stark davon abhängen, wem sich die Lienzer ÖVP-Mandatare mehr verpflichtet fühlen, der Stadt Lienz oder der Partei und ihrem starken Mann in Matrei.

 
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nanny
vor 13 Jahren

Danke an anton2009 für die Aufklärung. Kenne besagtes Blatt nicht - wird aber auch nicht so wichtig sein, es zu kennen.

 
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anton2009
vor 13 Jahren

Für alle Kommentarschreiber, die es nicht wissen, welches Kleinformat gemeint ist; es ist nicht die Kleine Zeitung und auch nicht die Krone. Es ist das vom Familenclan Köll produzierte Blatt dessen Redaktion im Osttiroler Wirtschaftspark sitzt. Der Name dieses eher bedeutungslosen monatlichen Blattes ist mir entfallen!

 
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Detektor
vor 13 Jahren

Eine hervorragende Analyse - hätten wir nur mehr solcher Medien!

 
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Gorilla im Nebel
vor 13 Jahren

Viel interessanter als die Frage, um welches Kleinformat es geht und was die Zeitungen so schreiben ist doch das Thema selbst. Hat Lienz ausreichend Gewicht in den Gemeindeverbänden? Ich kann mich dunkel erinnern, dass Köll die Lienzer Bürgermeisterin Machné im Gemeindeverband des Bezirkskrankenhauses mit einem politischen Handstreich ausgetrickst hat. Seither hat er den Vorsitz, den vorher immer der Lienzer Bürgermeister führte. Weiß wer, wie´s in anderen Gremien ist? Außerdem gibt´s ja auch noch das Oberland :-).

 
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veronika
vor 13 Jahren

...ok, ok, zuviel kommentare sollten es auch nit werden, weil sonst klopft sich der verbands-mogul aus dem hineren iseltal noch auf die brust vor freude ... wer weiß wie er das alles liest und zu werten versteht ;-) ...letztendlich müssen es eh die matreier selber richten, denn so wie es aussieht derzeit, von seiner parteispitze wird er wohl nicht mehr "gerichtet" werden.

 
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khubc
vor 13 Jahren

kleine zeitung als kleinformat kölls??? damit ist doch wohl eher der osttiroler bote gemeint, das geheime parteiblatt der övp osttirol!

 
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Kurt
vor 13 Jahren

Endlich, endlich ein Kommentator in der heimischen Medienlandschaft der diesen Namen verdient. In Recherche, Formulierung und und Wissen meilenweit voraus dem Freitagsnostalgiker in der täglichen Tiroler Zeitung ( ".... vor 20 Jahren war die ÖVP noch anderer Meinung als heute...." ), dem völlig von allem ( inkl. den Tatsachen ) befreiten Denker der osttiroler Wochenzeitschrift, dem regionalen Chef der Kleinen der glaubt er ist der Bezirksdichand und seiner Kollegin, die natürlich für das hintere Iseltal ( inkl.Bruder ) für beste Berichterstattung sorgt. Danke !

 
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nanny
vor 13 Jahren

Ein interessanter Kommentar von Gerhard Pirker, den ich inhaltlich nicht ganz teilen kann. Denn die "Kleine Zeitung", die offensichtlich gemeint ist, ist alles andere als ÖVP-freundlich. Vor allem Frau Ruggenthaler tut sich als eingeschworene Anti-ÖVPlerin besonders hervor. Aber so ein kleiner feiner Schlagabtausch zwischen den beiden derzeit im Bezirk sicher "stärksten" Politikern Köll und Blanik in den Verbänden - das hat schon was.

 
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veronika
vor 13 Jahren

zum beitrag: einmal danke für das feine gehör, hr. prikner und nochmal für die sachliche aufarbeitung der situation in den regionalen verbänden!!! ...selbstbewusst und demokratisch, ja - sie nehmen sich die freiheit, für so einen artikel, viele berufskollegen "riskieren" wegen verschiedenster abhängigkeiten sowas schon nicht mehr - "nur meine" subjektive einschätzung, natürlich

...applaus, applaus, applaus für gelebte medienfreiheit!!!

 
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beobachter52
vor 13 Jahren

Kleine Zeitung als Kölls "kleinformatiges Hausblatt"? Sehr mutig von Herrn Pirker als Kommentator einer - zugegeben gut gemachten - lokalen Internetseite, die Kleine als Kölls Hausblatt (und dazu "kleinformatig") zu bezeichnen! Wenn man die Kommentare von Herrn Hatz und Frau Ruggenthaler gegen die ÖVP und va. gegen Köll liest, dann ist das ein komisches Hausblatt ... Außerdem, Herr Pirker, Ihre Kommentare sind oft gut - bitte begeben Sie sich nicht auf Kronenzeitungsniveau!

 
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