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Lentner geht in Politpension

Doyen des Stadtparlaments absolvierte letzte Sitzung als SP-Mandatar.

Gerwald Lentner wird demnächst 76 und geht in den politischen Ruhestand. Foto: Martin Lugger
Im April 2010 überlegte er noch, aus der SPÖ auszutreten und wollte sein SP-Mandat im Lienzer Gemeinderat zurücklegen, dann blieb er doch und jetzt geht er wirklich. Gerwald Lentner, pensionierter Richter aus Niederösterreich und seit fast einem Jahrzehnt im Gemeindeparlament der Dolomitenstadt, tritt in den politischen Ruhestand. Lentner spielte eine nicht unwesentliche Rolle im Politpoker rund um die wiederholte Stichwahl des Bürgermeisters in Lienz, der für die SP-Kandidatin Elisabeth Blanik zum Triumphzug wurde. Etwas in Vergessenheit geraten ist, dass die SPÖ 2010 nicht nur die Bürgermeisterwahl, sondern auch die Gemeinderatswahl anfechten wollte. Gerwald Lentner war damals "Chefverhandler" und beauftragt, gemeinsam mit BZÖ-Politiker Gerhard Huber und den Grünen die Anfechtung abzusprechen. Der orange Poltergeist Huber blieb schließlich allein und scheiterte beim VfgH mit seiner Beschwerde, die SPÖ-Fraktion akzeptierte das Gemeinderatswahlergebnis und konzentrierte sich ausschließlich auf die Anfechtung der Bürgermeisterwahl, was dem Hofrat damals gehörig aufstieß. Lentner bleibt die Genugtuung, dass seine eidesstattliche Erklärung als Wahlbeisitzer jenen Stein ins Rollen brachte, der in Lienz im Februar 2011 zu einem politischen Erdrutsch führte. Als SP-Mandatar kann Gerwald Lentner auf einige "Sternstunden" zurückblicken. Der 1936 geborene  Jurist fand beispielsweise klare Worte in der Diskussion um die Rückgabe des Egger-Bildes "Die Wildbrethändlerin" an die rechtmäßigen Erben. Der immer charmante Hofrat spendete mehr Pointen und Bonmonts, als die meisten anderen Mitglieder des Stadtparlaments. Köstlich seine rechtswissenschaftlichen Doppelconférencen mit VP-Nachwuchsjurist Christian Steininger, schräg seine Suada gegen die Weltherrschaft der Banken als Beweis für die "Obszönität" einer Interbancario-Finanzierung, ermüdend manchmal die Detailklauberei in der Tiroler Gemeindeordnung.  Lentner wird dem Gemeinderat als Charakter fehlen und der SPÖ-Fraktion als kluger Kopf mit Mut zur eigenen Meinung. Ein Nachfolger wurde bis dato noch nicht nominiert. Der Hofrat, der eigentlich "von Lentner" heißt, will bis Anfang Juni den offiziellen Rücktritt einreichen, da wird er 76 Jahre alt.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

Ein Posting

Churchill
vor 12 Jahren

Auch wenn ich ihn nicht persönlich kenne, aber dieser Mann gab den lienzer Sozialdemokraten zumindest vom Anschein ein seriöses Gesicht. Als Jurist ein Mann vom Fach (wie man bei der Bgm-Neuwahl gesehen hat, war's nicht umbedingt ein Nachteil für die SP), wie man sie sich eigentlich im Gemeinderat wünschen sollte. Bin gespannt, wen die "Genossen" als Nachfolger in den Ring werfen. Lieber wär mir, wenn er/sie schon etwas mehr Lebenserfahrung als das Fräulein Gruber hätte.

Egal wer nachkommt, solange es der Lokalpolitik zum Wohle gereiche ;-)

 
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