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Osttiroler Schüler auf Spurensuche in Europa

Die Teilnehmer am "Comenius-Projekt" reisen, lernen und finden neue Freunde.

Comenius-Schlusspräsentation im Gymnasium im April 2014 mit Schülern aus Osttirol, Belgien und Frankreich. Links außen Organisator Roland Rossbacher.
Comenius-Schlusspräsentation im Gymnasium im April 2014 mit Schülern aus Osttirol, Belgien und Frankreich. Links außen Organisator Roland Roßbacher.
Demnächst wählt Europa und Österreich geht bei diesem Urnengang mit den jüngsten Wählerinnen und Wählern an den Start. Wer das 16. Lebensjahr vollendet hat, darf hierzulande eine europäische Stimme abgeben. In anderen EU-Ländern hat man dieses Recht erst mit 18. Abstimmen dürfen also auch jene Schülerinnen und Schüler des BG/BRG Lienz, die Europa vor wenigen Wochen hautnah erlebten, als TeilnehmerInnen an "Comenius", einem EU-geförderten Schulprojekt, an dem sich das Gymnasium seit 14 Jahren beteiligt. Dabei arbeiten mindestens drei Schulen in verschiedenen Ländern an einem gemeinsamen Thema und lernen sich dabei auch gegenseitig kennen. Gut 250 Jugendliche und 25 Lehrer aus Osttirol nahmen bisher an kulturgeschichtlichen, naturwissenschaftlichen und historischen Comeniusprojekten teil, gemeinsam mit Partnerschulen in Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Finnland, Rumänien und Zypern. Comenius-Assistentinnen aus Norwegen, Finnland und England waren mehrere Monate am Lienzer Gymnasium zu Gast. Für die Schule entstand ein europaweites Netzwerk. "Die Schüler erleben bei ihren Austauschreisen Schulen, Städte und Länder Europas, wie sie ein Tourist nie kennenlernen würde, nicht zuletzt deshalb, weil sie immer bei Gastfamilien untergebracht waren", erklärt Roland Roßbacher, der Comenius seit elf Jahren mitorganisiert. Englisch ist gemeinsame Projektsprache, aber auch Schul-Französisch und Schul-Italienisch werden aufgefrischt. Roßbacher: "Comenius-Projekte stellen Kontakte her und erweitern Möglichkeiten, die einer höheren Schule im Alltag kaum offen stehen". Das Gym Lienz arbeitete mit Universitäten in Salzburg, Innsbruck, Gent, Brügge und Lyon, mit Verfassungsjuristen, Biochemikern und Historikern zusammen. Exkursionen führten die SchülerInnen in die geteilte Stadt Nikosia, in die botanischen Gärten und zum Kolosseum in Rom, in die Seidenwebereien von Lyon, zur Cité de Science nach Paris, in die Steinway-Konzertpiano-Fabrik bei Brügge und in das Europäische Parlament in Brüssel. Heuer und im nächsten Schuljahr wird am Projektthema "1914 - 1918: The Great War" gearbeitet. Acht Schüler besuchten, begleitet von Edith Noner und Martin Wieser, Ende Jänner eine Partnerschule in Tielt, Belgien. Wie "nahe" der Erste Weltkrieg noch ist, erlebten die Schüler, als sie die 30 Kilometer von Tielt entfernten Schlachtfelder Flanderns besichtigten, in Ypern die seit fast 100 Jahren täglich stattfindende Gedenkzeremonie besuchten und auf ihrem Schulweg am ehemaligen Hauptquartier der deutschen Armee vorbeigingen. Eine Gruppe mit Direktorin Ursula Strobl, Ingo Lindsberger und 14 Schülern war vom 23. Februar bis 1. März 2014 in Lyon, Frankreich zu Gast. Dort wurden chemische Kampfstoffe, kriegsbedingte Erkrankungen und der Schutz davor untersucht. Eine Exkursion führte die Gruppe nach Genf zum Internationalen Roten Kreuz. Vom 30. März bis 5. April 2014 besuchten dann 22 Schüler und vier Lehrpersonen aus Tielt und Lyon das Lienzer Gymnasium. Während der Projektwoche stand die in westeuropäischen Ländern kaum bekannte Perspektive Österreichs im Vordergrund, mit dem Zerfall des habsburgischen Vielvölkerstaates, dem Gebirgskrieg in den Dolomiten und den Schlachten am Isonzo. Das Comenius-Projekt am BG/BRG Lienz wird im nächsten Schuljahr fortgesetzt. Die Ziele bleiben die gleichen, erklärt Roland Roßbacher: "Ein anspruchsvolles, modernes Lernprogramm, Sprachen lernen jenseits der Grenzen des Klassenzimmers und die Suche nach Freunden in Europa."
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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