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Am Tag danach: Gemischte Töne im Natura-Streit

Kraftwerksbürgermeister in Rage. Hermann Kuenz kalmiert. WWF will mehr.

Samstag ist üblicherweise "pressefreier Tag", nicht so am 26. Juli und im Virgental. Die drei "Kraftwerksbürgermeister" Anton Steiner (Prägraten), Dietmar Ruggenthaler (Virgen) und Andreas Köll (Matrei) laden zur Pressekonferenz und wollen richtig austeilen, das lässt schon der Einladungstext erkennen: "inakzeptabel", "intransparent", "willkürlich", "undemokratisch", "mögliche Befangenheit der Experten", "akuter Handlungsbedarf" – die Liste der Beschwerden nach dem gestrigen Runden Tisch in Kals ist lang, die Argumente werden dadurch nicht neuer. Aus dem Defereggental kommen ähnlich harsche Töne. Der Bürgermeister von St. Jakob, Gerald Hauser, fragt per Presseaussendung "Wird Osttirol verraten?" und riecht ein politisches Tauschgeschäft. "Stimmt ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter der Natura-2000-Maximalausweisung in Osttirol zu und die Grünen geben dafür im Gegenzug den Widerstand gegen die Kalkkögel-Skigebietserschließung auf?“, fragt sich Hauser.
Moderater als die Kraftwerks-Bürgermeister gibt sich Hermann Kuenz, hier beim symbolischen Handshake mit Sepp Brugger in Kals. Foto: Expa/Groder
Moderater als die Kraftwerks-Bürgermeister gibt sich Hermann Kuenz, hier beim symbolischen Handshake mit Sepp Brugger in Kals. Foto: Expa/Groder
„Dass gerade Gerald Hauser diese Hirngespinste von sich gibt, wo er gestern nicht einmal selbst in Kals bei der Natura 2000-Veranstaltung anwesend war, spricht für sich. Dieser FPÖ-Verknüpfungswahn von Osttiroler mit Nordtiroler Projekten offenbart die Unwissenheit von Hauser und ist absoluter Blödsinn“, kontert VP-Landtagsabgeordneter Hermann Kuenz, der am Tag nach der Kalser Versammlung in einer Presseaussendung spürbar auf Distanz zu den Radikalpositionen seiner Parteikollegen im Iseltal geht. „Nach der gestrigen Natura 2000-Sitzung in Kals ist es das Gebot der Stunde, den präsentierten ersten Vorschlag von Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe auf die wirtschaftlichen, aber auch touristischen Entwicklungsmöglichkeiten hin zu prüfen“, gibt sich Hermann Kuenz moderat. „Mit Drohungen und Teufel an die Wand malen kommen wir nicht weiter", meint der Dölsacher Bauernvertreter und erklärt mit Seitenblick auf die Koalition: "Es ist aber eine Gesprächsbasis vorhanden." Klar für den konsequenten Naturschutz in der Iselregion spricht sich Vorwärts-Mandatar Sepp Schett in einer Aussendung aus. Die Haltung der Kraftwerksbürgermeister erinnert Schett "fatal an die Diskussionen im Vorfeld der Errichtung des Nationalparkes Hohe Tauern in den 90iger Jahren, bei der ein einmaliges Projekt so lange krank geredet wurde, das die Chancen, die ein Nationalpark zu bieten hat, bis heute nicht im möglichen Umfang genutzt werden." Und noch zu wenig weit geht der Felipe-Kompromissvorschlag den Umweltorganisationen. Wie berichtet, soll demnach der gesamte Lauf der Isel ab der Grenze des Nationalparks bis nach Oberlienz geschützt werden, die Ober- und Unterläufe der Zubringer Schwarzach, Kalserbach und Tauernbach sind allerdings ausgenommen. „Aus unserer Sicht ist die Nicht-Nominierung bestimmter Abschnitte der Zubringer nicht nachvollziehbar, auch wenn mit der Ausweisung der gesamten Isel schon ein richtiger Schritt gemacht wurde“, meint Gebhard Tschavoll vom WWF in einer Aussendung. „Die Ausweisung der gesamten Flussstrecken bleibt weiterhin unser oberstes Ziel“.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

5 Postings

mono
vor 10 Jahren

na da wettern die üblichen kandidaten.... ist das nun unwissenheit oder wird hier bewusst an der nase herumgeführt??

fakt ist, dass wenn die ausweisung nicht entsprechend einem fachlich richtigen stand der dinge gemacht wird ein vertragsverletzungsverfahren mit entsprechenden strafzahlungen auf das land tirol zukommt. und da reden wir von zig 10.000den € pro tag ab beginn des verletzungsverfahrens.

also wie mir das vorkommt wettern da a paar leutz zugunsten von wenigen die das ein oder andere projekt vll. machen könnten und damit geld verdienen würden, während die fetten strafen von der allgemeinheit getragen werden müssen.

mich würd hier wirklich interessieren wie die herren köll und co. denn mit ihren heißgeliebten projektanten stehen dass sie die kosten ohne weiteres auf die bürger abwälzen. weil eu-rechtskonform ist die vorstellung von denen die jetzt medial so gross die trommel schlagen ziemlich sicher nicht. dazu holt sich ja das land die meinung von experten ein - um einen fachlich richtigen vorschlag machen zu können.

 
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tauernwind
vor 10 Jahren

@e ist mc2: lass mal die Kirche im Dorf

Viele Naturschützer schreiben, daß Kraftwerke durch den Treibhauseffekt und in der Folge abschmelzender Gletscher nicht rentabel sein werden. Den Treibhauseffekt hat Natura 2000 aber kaum im Griff da spätestens wenn die Wirtschaft es fordert alle Länder wieder mehr CO2 in die Luft pumpen werden, und die Luft kennt halt keine Zonierung. Aber wenn die Gletscher abgemscholzen sind wird die ISEL auch nur noch ein Schatten seiner selbst sein und dann hat sich das mit der Tamariske wohl auch erledigt.

Und wo waren die ganzen Umweltschützer also die TAL durch das Iseltal gepflügt wurde. Eines ist wohl sicher, wenn ein Felssturz wie letztes Jahr im Tauerntal sich an unpassender Stelle wiederholt haben wir im Iseltal eine Ölkatastrophe und da hilft die beste Versicherung nichts.

Die ÖVP wird in Tirol noch lange in derselben Art und Weise regieren, aber das AK abgestellt wurde glaube ich auch. Ich denke das AK einigen zu mächtig und vernetzt geworden ist.

 
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e ist mc2
vor 10 Jahren

Was interessiert heute manche Bürgermeister, was morgen noch von unserer Natur vorhanden ist? Erst wenn der Mensch merkt, dass er ohne funktionierende Natur nicht leben kann, werden solche Machtmenschen auch aufwachen und doch mal hoffentlich besser entscheiden. Da ja Herr Köll unbedingt ein Machtwort vom Landeshauptmann will (=Chefsache........hallo Herr Bgm., haben Sie schon bemerkt, dass die ÖVP nichts mehr alleine entscheiden kann???), hoffe ich nur, dass dieser ihm auch mal erklärt, dass die totalitären Zeiten der ÖVP für immer vorbei sind und es auch noch andere Menschen und Meinungen in Tirol gibt. Aber man sieht halt wieder, wie er und seine Amtskollegen denken...auch in diesen Gemeinden wird irgendwann die Absolute fallen und dann weht hoffentlich ein gerechterer Wind und diese Personen treten endlich für immer ab.....einen Versorgungsposten im absolut überflüssigen Bundesrat hat man sich ja wohl schon gesichert...aber gut, dort hin kommen eh nur solche Politiker, die man dort parken und damit ruhig stellen kann...

 
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bergfex
vor 10 Jahren

Köll: „Dabei geht es weniger um Kraftwerke, sondern mehr um die Frage, ob durch Natura 2000 Beeinträchtigungen bei der Ansiedelung von Betrieben, dem Bau von Sicherheitsmaßnahmen oder dem Anlegen eines befestigten Radweges zu erwarten sind.“

Nur um auf den Hinweis von @Cato neugierig zu machen.

 
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Kurgan
vor 10 Jahren

Ja wie denn jetzt Herr Köll? Halten Sie es wie Konrad Adenauer, der einst sagte "was interessiert mich ein Geschwätz von gestern"... oder wie sind Ihre Aussagen aus einer Pressekonferenz "VOR" den Wahlen zu deuten? https://www.dolomitenstadt.at/2013/04/25/kolls-wahlkampfzuckerl-natura-2000/

Gehts jetzt also doch nicht um Betriebe, sondern doch um Kraftwerke? Jaja, so ein Archiv ist schon was doofes, Herr Bundesrat! :-)

 
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