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RMO wird weiblicher und disponiert über Millionen

Neues Gremium mit bekannten Gesichtern entscheidet über Leader-Projekte.

Nach der außerordentlichen Generalversammlung am 15. Oktober präsentiert sich das Osttiroler Regionsmanagement einige Tage später mit teilweise neuem Vorstand, ambitionierten Plänen und einem neuen Geldtopf, der auf eine sinnvolle Verwendung wartet. Gemeinsam mit 85 anderen österreichischen Regionen – darunter Nachbarn wie das Möll- und Drautal in Oberkärnten, der Pinzgau oder auch die Kitzbüheler Alpen – bewirbt sich Osttirol um den Status einer "Leaderregion". 70 Leader-Plätze sind zu vergeben, die Bewerbung geht an das Lebensministerium und nicht nur RMO-Geschäftsführer Michael Hohenwarter hält Osttirols Nominierung im kommenden Frühjahr für fix. Sämtliche lokalpolitischen Größen und Vertreter von wirtschaftlichen oder bäuerlichen Interessensgruppen sind seit Monaten bemüht, den Bezirk als geradezu idealtypisches Muster für eine Leaderregion zu präsentieren und damit sicherzustellen, dass der Geldregen aus Brüssel, der sich schon bisher recht ergiebig über Osttirol ergoss, nicht versiegt. Auch die Vordenker-Bewegung ist Teil der Leaderstrategie, ohne Leitbild gibt´s nämlich kein Geld.
Obmann bleibt Erwin Schiffmann, unter den neuen, vorwiegend weiblichen Mitgliedern des Gremiums ist auch AMS-Chefin Batkowski. Foto: Dolomitenstadt
Obmann bleibt Erwin Schiffmann, unter den neuen, vorwiegend weiblichen Mitgliedern des Gremiums ist auch AMS-Chefin Batkowski. Foto: Dolomitenstadt/Egger
Gelingt die Übung, dann wird das Regionsmanagement neben den überregional zugewiesenen Millionen für Großprojekte auch über eine lokale Handkasse verfügen, gespeist von ETZ (Europäische Territoriale Zusammenarbeit, früher Interreg), IWB (Investition in Wachstum und Beschäftigung) und Leader. In Summe liegen ca. 6,5 Millionen Euro in dieser Kasse. Sie können bei Einhaltung formaler Erfordernisse vom RMO ohne Sanktus von oben vor Ort entsprechend geeigneten regionalen Projekten zugewiesen werden. Wer als Unternehmen, Verein oder Institution belegen kann, dass ein geplantes Projekt entweder die regionale Wertschöpfung verbessert, die Natur schützend nützt oder das Gemeinwohl fördert und zudem irgendwann selbsttragend ist, darf auf Fördermittel von bis zu 150.000 Euro hoffen, muss allerdings auch 50% Eigenkapital vorweisen können. rmo-gremium-2014 Entscheiden wird über diese Geldverteilung ein Gremium, das nach den Leader-Regeln der EU maßgeschneidert wurde. 14 großteils bekannte Gesichter sitzen im neuen RMO-Vorstand: Erwin Schiffmann bleibt Obmann, er vertritt auch den Planungsverband im Oberland. Die Bürgermeister Andreas Köll (Matrei) und Sepp Mayr (Dölsach) vertreten die Planungsverbände des Iseltales und des Lienzer Beckens. Interessant ist das neue Vorstandsmitglied, das die Themen Klima und Energie repräsentiert: der Virger Kraftwerks-Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler. Mit Martin Diemling (Landwirtschaftskammer), Wilfried Kollreider (Arbeiterkammer), Reinhard Lobenwein (Wirtschaftskammer), Anton Klocker (Sparkasse) und Franz Theurl (TVBO) sitzen weitere bekannte Gesichter im ehrenamtlichen Lenkungsgremium des RMO. Weil Leadertauglichkeit auch an eine fixe Frauenquote vom mindestens einem Drittel geknüpft ist, bereichern jetzt auch fünf Frauen den bislang männlichen Vorstand: die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, die AMS-Leiterin Doris Batkowski, Bildungshaus-Leiterin Gabriele Lehner, die Heinfelser Bäuerin Michaela Pitterl und für die "Frauen in der Wirtschaft" Ex-Bundesrätin Elisabeth Greiderer. "Kooptiert" sind in diesen 14-köpfigen Vorstand zwei weitere alte Bekannte: Karl Poppeller von der Felbertauernstraße AG und Nationalparkdirektor Hermann Stotter. Die nur teilweise neuen Gesichter und die ganz neuen Richtlinien brächten "mehr Qualität und mehr Verantwortung" in die Regionalförderung, meint der neue alte Obmann Erwin Schiffmann. Bisher wurden unter dem Titel Regionalförderung Millionenbeträge etwa für Schutzwaldaufforstung eher zweckentfremdet "einfach durchgewunken", was auch der Rechnungshof kritisierte. Jetzt sollen echte Entwicklungsprojekte zum Zug kommen – soferne es welche gibt. Das RMO will offensiv nach geeigneten Projektwerbern suchen, selbst aber nicht mehr in der Projektentwicklung tätig sein, sondern sich auf die Beschaffung der benötigten Mittel konzentrieren.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

Franz Brugger
vor 9 Jahren

Ich glaube da wird etwas mißverstanden:

Die Vordenker-Initiative hatte wohl nicht zum Ziel, für das RMO ein Leitbild zu erstellen. Bei den Vordenkern war Prämisse, nicht unbedingt auf Fördertöpfe zu schauen, sondern Projekte, Initiativen zu entwickeln, die Osttirol aus der Leaderbedürftigkeit bringen sollen.

Nun habe ich den Eindruck, dass man sich freut, wieder Geld zum Verteilen zu haben - im Grunde ja NICHTS SCHLECHTES, doch erahne ich schon jetzt die Begehrlichkeiten der PV's, vertreten durch investitionsfreudige Bürgermeister.

Weiters frage ich mich, wie man auf nur 43% öffentlicher Anteil kommt, ist die AK, Landwirtschaftskammer, AK, WK und Tourimus privat??

Herr Schiffmann möge doch mal die geförderten Projekt vorlegen, aber wird woh nichts daraus werden, wegen Datenschutz???? Lese ich da sinnerfassend richtig, dass man auch in Osttirol Schutzwaldaufforstungen durchgewunken hat?

 
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holzwurm
vor 10 Jahren

Gute Nacht Vordenkprozess! Von den 14 Vorständen sind 4 aktive Vordenker. Das Glas ist nicht einmal halbleer. Da helfen die paar Quotenfrauen auch nichts mehr. Mir tut es wirklich leid für die vielen Abende und Stunden, die ich in das Vordenken investiert habe. Ich komme mir vor wie ein nützlicher Idiot. Jene die den Vordenkprozess ignoriert bis boykottiert haben sitzen jetzt an den Hebeln der Fördermillionen, die für die Umsetzung der Leuchtturmprojekte notwendig wären. Dafür haben Ihnen die Vordenker das notwendige Mascherl der Leitbildfindung in einem breiten Prozess geliefert. Aus dem Leitbild werden jetzt jene Positionen materealisiert werden, die für die unbeschränkte Nutzung der Wasserkraft und für Tourismus a la Schulz umgedeutet werden können. Das köllsche Pendel hat zurückgeschlagen und die Vorzugsstimmenkaiser können im Landtag weiterträumen.

 
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le corbusier
vor 10 Jahren

köll, theurl, .... eh der selbe vorstand wie in jedem anderen öffentlichen gremium/vorstand/aufsichtsrat/...

 
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