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Osttirols Tourismus: Eine Frage der Auslastung

Bei steigenden Umsätzen sinkt die Zahl der Vollbelegstage.

Der Trend vom Privatquartier zum hochqualitativen Hotelbett ist in Nordtiroler Tourismuszentren schon weit fortgeschritten, in Tourismushochburgen wie Sölden nahezu abgeschlossen. Auch in Osttirol vollzieht er sich, wenn auch nicht so rasant wie in den Wintersportressorts Nordtirols. In Osttirol schrumpft die Zahl der Privatbetten ähnlich beschaulich, wie sich die Nächtigungs – und Bettenanzahl im gewerblichen Bereich von den schwach ausgelasteten Ein- und Zweisterne Häusern hin zu den Vier-Sterne-Plus Kategorien verschiebt.
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Mehr Qualitätsbetten, mehr Umsatz aber insgesamt weniger Auslastung – diese Entwicklung ist typisch für den Tourismus nicht nur in Osttirol. Foto: Günther Egger
In den Häusern der höchsten Preiskategorie ist seit 2008 ein Zuwachs von rund 900 Qualitätsbetten zu verzeichnen, der aber offenbar auch zu Lasten deren Auslastung ging. Konnten diese Unterkünfte in der Sommersaison 2008 laut Statistik Tirol noch 94 Vollbelegstage (VBT) vorweisen, so kommen sie in der Wintersaison 2013/14 nur noch auf eine Auslastung von 71 VBT. Im Winter wie im Sommer ist in Osttirol ein Auslastungsrückgang in den Angebotssegmenten der gewerblichen wie privaten Vermieter zu beobachten. Im gewerblichen Angebotsspektrum konnten als einzige die Ferienwohnungen, deren Bettenanzahl seit 2008 um knapp 200 Stück zunahm, bis zur letzten Wintersaison um 4 VBT zulegen, im privaten Bereich steigerten sich die bäuerlichen Anbieter von bescheidenen 20 VBT marginal auf 23 VBT. Im Sommer, der in Osttirol mehr Nächtigungen bringt, verzeichnen alle Kategorien eine höhere Anzahl an VBT, die aber auch über die Jahre rückläufig ist. Die Unterschiede zwischen Sommer- und Wintersaisonen sind in den beiden Nationalparkgemeinden Prägraten und Virgen besonders stark zu beobachten. Beide verbuchen im Sommer drei- bis vierfach höhere Nächtigungszahlen als im Winter. Die gewerblichen Anbieter in Prägraten erreichten im Sommer 2009 eine Auslastung von 38,5 %, die im Sommer 2013 auf 27 % schrumpfte. Im Bereich der Privatquartiere ist der saisonale Unterschied gravierender. Einer Auslastung von 25,9 % im Sommer 2008 steht einer Maximalauslastung in der letzten Wintersaison von 7,2 % gegenüber. In der Ferienregion Hochpustertal finden sich mit Sillian und Obertilliach die beiden Orte mit der höchsten Auslastung bei den gewerblichen Vermietern in den vergangenen Wintersaisonen. In den Sommersaisonen sticht Lavant mit meist weit über 50 % aus dem allgemeinen Durchschnitt heraus. Auch hier punktet Sillian, das im Sommer sein gewerbliches Bettenangebot meist um die 50% auslasten konnte. Beobachtet man die Nachbarregion Hochpustertal in Südtirol, so liegt die Auslastung der hochqualitativen Betten im Winter 2013/14 bei 88 VBT gegenüber den 71 VBT des TVB Osttirol. In der Gesamtsumme der Auslastungen hingegen kommt Osttirol auf 47 VBT, das Südtiroler Hochpustertal auf nur 44. Einnahmenplus im Winter 2013/14 Die Veröffentlichungen der Landesstatistik Tirol verzeichnen aber nicht nur einen Rückgang bei den Vollbelegstagen, sondern auch einen durchschnittlichen Anstieg der Einnahmen basierend auf den Preisen für Übernachtung und Frühstück. Für Osttirol verbucht man in der vergangenen Wintersaison einen Anstieg auf 41,95 Mio Euro, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, das zum einen auf die Erhöhung von Preisen, eine Zunahme an Nächtigungen sowie der Nächtigungsverschiebung innerhalb der Kategorien zugerechnet wird. Eine Entwicklung, die auch schon in der Wintersaison 2012/13 mit einem Zuwachs von siebeneinhalb Prozent auf 38,68 Mio Euro aus den gleichen Gründen bilanziert wurde. Den stärksten Umsatzsprung verzeichneten die Landesstatistiker zur Wintersaison 2008/09 mit einem Plus von 15,2 % auf 36,72 Mio Euro. Die Sommersaison 2012 kam mit 36,35 Mio Euro an diesen Wert heran und erreichte mit 37,78 Mio Euro im Sommer 2013 einen vorläufigen Höhepunkt.    
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

Ein Posting

mischmaschin
vor 9 Jahren

Werter Herr Kiniger! Danke, dass mal jemand von Auslastung spricht - meine Rede! Bitte um Analyse der Situation im Lienzer Talboden, in dem mit Golfhotel und Holunderhof mit einem enormen Anteil an gewerblichen Betten die katastrophale Entwicklung aller anderen Betriebe gerade noch vertuschen kann, aber nicht mehr lange! - Ich habe bereits mehrmals versucht darauf aufmerksam zu machen und interessanter Weise lassen Sie diesen Bereich komplett aus. Vielen Dank!

 
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