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PowUnity: eine Idee und die Kraft ihrer Umsetzung

Der Lienzer Christian Strassl und ein Freund waren es leid, ihre Ski beim Freeskiing zu verlieren.

Der Lienzer Christian Strassl machte aus eienr Leidenschaft einen Job und dann gleich ein Unternehmen. Fotos: PowUnity
Der Lienzer Christian Strassl machte aus einer Leidenschaft einen Job und dann gleich ein Unternehmen. Fotos: PowUnity
Er absolvierte die Tischlerlehre in der Debant, besuchte danach die Abendschule, ging der Liebe wegen nach Nordtirol und arbeitete acht Jahre bei Swarovski, ehe ihm klar wurde, dass er die vielen Tüfteleien und Ideen, die er hat, gerne selbst als Unternehmer umsetzen würde. Das ist alles noch gar nicht so lange her. Es war im Jahr 2013, als Christian Strassl, nicht zuletzt ausgelöst durch eine Familiengründung, kündigte, "obwohl ich immer sehr gerne bei Swarovski gearbeitet hatte", und sich selbständig machte. Zunächst fielen im Ski ein, denn hier konnte er seine Kenntnisse verbinden: die Ausbildung, die Erfahrung und das Management, das ihn auch interessierte. "Passt", dachte er sich, "jetzt springst einfach und dann gehen sicher ein paar Türen auf." So war es. Durch das Bauen von Holzskiern lernte er im Mai 2014 Stefan Sinnegger kennen, der gerade in Schweden eine Ausbildung zu Entrepreneurship machte. Sofort ergingen sich die beiden in verschiedenen Ideen, bis Stefan Sinnegger sagte, dass er nicht verstehe, warum noch niemand etwas erfunden habe, um Skier im Tiefschnee wieder zu finden. Christian Strassls überraschende Antwort: "Gib mir zwei Tage." Aus heutiger Sicht fügt er hinzu: "Ich glaube, Stefan war dann von meiner Aktivität ein wenig überrollt, er hatte das ja nur so dahin gesagt." So entstand Neverlose, ein kleines Gadget, das mit dem Handy verbunden wird und dann Folgendes kann: Es piept, wenn der Ski sich selbständig macht, wobei dies nicht nur für einen potenziellen Sturz gilt, sondern aufgrund des Lärms auch gegen Diebstahl wirkt. Noch besser: Man kann Neverlose auch auf Snowboards oder ein Fahrrad montieren – und eigentlich auch auf Gepäckstücke oder was immer man auf diese Weise sichern will. Klein, praktisch und sehr, sehr laut. Es funktioniert auch bei Minusgraden, ist wasserfest, die Batterie hält lange und es gibt sogar einen Modus, falls dem Handy der Saft ausgeht. So war die Idee – und so wurde sie umgesetzt.
Es nervt, dachten sich die begeisterten Freeskier Christian Strassl und Stefan Sinnegger, "wenn einem die Ski verloren gehen." Also taten sie etwas dagegen. Fotos: PowUnity
Es nervt, dachten sich die begeisterten Freeskier Christian Strassl und Stefan Sinnegger, "wenn einem die Ski verloren gehen." Also taten sie etwas dagegen.
Schnell unterhielt man sich über einen Unternehmensplan, erste Prototypen wurden bestellt, ein dritter Begeisterungsfähiger kam hinzu, Grega Gostinčar, der ebenfalls in Schweden studierte. Während andere auf das Ergebnis eines Antrags warten oder auf die Wirtschaftskammer hoffen, wollten sie Unabhängigkeit. "Es ist nicht romantisch oder angenehm, du musst schon oft aus deiner Komfortzone rausgehen", sagt Strassl, wenn man ihn fragt, wie es ohne jene Unterstützung war. Der erste Anruf bei bekannten Unternehmern in Schweden und Österreich, oder auch bei bekannten Persönlichkeiten, sei nicht einfach gewesen, sagt Strassl heute, doch inzwischen sei es normal. So ganz nebenbei erwähnt er einige sehr bekannte Namen, denn sie sprachen letztes Jahr einfach viele Firmen an, fanden Interessierte, die sie ermutigten, fanden auch heraus, dass eine große österreichische Skifirma an etwas Ähnlichem arbeitete, aber eben halt nur an etwas Ähnlichem. Die drei, die inzwischen die Firma PowUnity gegründet hatten, waren schneller, flexibler – leidenschaftlicher sowieso. Wenn Christian Strassl die Geschichte des jungen Unternehmens erzählt, wirkt es wie ein Film im Zeitraffer. Fast schwindlig könnte einem werden, doch der Jungunternehmer sitzt mit solcher Gelassenheit vor einem, dass die Beschleunigung alles andere als ungesund wirkt. Von der Begeisterungsfähigkeit wechselt er sehr schnell in den Fachjargon, erklärt alle technischen Details und die verschiedenen Entwicklungsstufen, die man durchgemacht hat. Am schönsten erkärt sich Neverlose allerdings selbst, im Schnee Neuseelands und quasi im Freeskiing-Modus: Und wie ging es weiter? Irgendwie musste die Entwicklung finanziert werden und weil man sehr genau wusste, was man wollte, verband man das Praktische mit dem Strategischen: eine Crowdfunding-Kampagne, so war ihnen klar, ist nicht nur eine sympathische und unabhängigkeitsfreundliche Variante der Geldbeschaffung, sondern auch ein perfektes Marketingtool. Wie perfekt, zeigte sich innerhalb von einer Woche: 30.000 US-Dollar wollte man auf der bekannten Crowdfunding-Plattform Indiegogo in einem Monat sammeln. Nach fünf Tagen hatte man die Marke bereits überschritten. Christian Strassl grinst breit, wenn er davon spricht, doch er lässt auch keinen Zweifel daran, dass er gar nichts anderes erwartet hatte. Es läuft, wenn es läuft. Und noch etwas ist dem Osttiroler mit Heimweh (das betont er mehrfach) wichtig: Alle Komponenten entstehen in Tirol. Es ist ein heimisches Produkt und er argumentiert es unter anderem so: "Was mir an den Tirolern so taugt, da gibt es eine Nähe, dieselbe Sprache, denselben Schmäh. Da kannst du hinfahren, ohne drei Stunden um den heißen Brei herumzureden. Nach zehn Minuten ist alles klar, es hat Handschlagqualität."
Neverlose funktioniert nicht nur für den Wintersport.
Neverlose funktioniert nicht nur für den Wintersport.

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