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Wird Kaufhausareal am Gericht Lienz versteigert?

Das nächste Kapitel der unendlichen Geschichte ist aufgeschlagen.

Das Kaufhaus Lienz ist offenbar weder totzukriegen noch zum Leben zu erwecken. Dieser Eindruck entsteht, wenn man die letzten acht Jahre Revue passieren lässt. Gerade erst wurde die Versteigerung des Areals in Bozen verkündet, jetzt meldet sich in der Kleinen Zeitung die Grazer Anwaltskanzlei „Greiml und Horwath“ zu Wort, mit einer medienwirksamen Aktion, die eine Verlegung der Versteigerung an das Bezirksgericht Lienz zur Folge haben könnte.

Der Hintergrund: Bei dem Versuch, ein großes Einkaufszentrum an der B100 mitten in Lienz zu errichten, wurde die italienische Firma HOBAG von der Kanzlei Greiml und Horwath rechtlich beraten. Die HOBAG kaufte zu exorbitant hohen Preisen alle Grundstücke für das Kaufhausareal zusammen, mit geliehenem Geld von der Südtiroler Sparkasse. Abgesichert hat sich die Sparkasse durch einen Eintrag im Grundbuch und zwar im sogenannten 1. Rang mit einem Höchstbetrag von 7,670.000 Euro.

Ebenfalls im Grundbuch steht die Stadt Lienz mit einem bereits vollstreckbaren Pfandrecht von 22.884 Euro, weil die Hobag diverse Gebühren nicht bezahlt hat. Die Stadt hat dieses Recht zwar mit dem Grundstück zwischen Messinggasse und B100 abgesichert, aber nicht mit dem vis á vis liegenden ehemaligen Fahrschul-Übungsplatz. Erst nach der Sparkasse und der Stadt Lienz ist die Anwaltskanzlei „Greiml und Horwath“ gereiht, ihr schuldet die Hobag laut Grundbuch offensichtlich satte 69.000 Euro an Honoraren, vermutlich exklusive Zinsen. Dieses Pfandrecht ist ebenfalls bereits vollstreckbar.

Schräg gegenüber des Dolomitenhotels soll dort, wo jetzt die kleine Grünfläche ist, die zweite Rampe aus der Kaufhausgarage führen. Auf dem Lugger-Luftbild gut zu sehen ist auch der geförderte Bauplatz südlich der Bundesstraße. Hier soll unter anderem ein Hotel Platz finden.
Die brachliegende Fläche nördlich der B100 und die Parkplatzfläche vis á vis sollen versteigert werden. Mit Widmung für ein Einkaufscenter, aber ohne aufrechte Baugenehmigung. Foto: Wolfgang C. Retter

Im Gegensatz zur Stadt Lienz, die mit eher laschen Methoden die Hobag-Schulden einzutreiben versuchte, geben Greiml und Horwath ordentlich Gas und stellten den Antrag auf Einbringung der offenen Forderung durch eine Zwangsversteigerung in Lienz. Den selben Schritt hätte auch die Stadt gehen können, warum sie darauf verzichtet hat, steht in den Sternen. Wer eine Zwangsversteigerung beantragt, hat zunächst auch Kosten, nämlich die des Verfahrens, eventuell auch Aufwände für ein Schätzgutachten.

Spannend ist nun in erster Linie, zu welchem Preis die Kaufhausgründe ihren Besitzer wechseln. Es ist keineswegs sicher, dass die Anwaltskanzlei, in der auch der ehemalige Lienzer SPÖ-Vizebürgermeister Günther Horvath arbeitet, vom offenen Hobag-Honorar noch etwas sieht. Erst wenn die Gläubiger auf den vorderen Rängen befriedigt sind – allen voran die Südtiroler Sparkasse – kann das ersteigerte Geld an die Nachgereihten verteilt werden. Ob es für alle reicht, ist mehr als fraglich.

Normalerweise würde das Gericht – ab jetzt das Bezirksgericht Lienz – einen Sachverständigen den Wert des Grundstücks schätzen lassen. Da aber offenbar in Bozen, wo der Masseverwalter der Hobag sitzt, schon Gutachten vorliegen, könnten auch die herangezogen werden, um einen Ausrufungspreis festzulegen und die Versteigerung per Edikt öffentlich auszuschreiben.

Dem Masseverwalter kommt übrigens in diesem Poker noch eine bedeutsame Rolle zu. Er könnte schon vor der Versteigerung einen Käufer für das Areal suchen und finden. Diese Variante gilt angesichts diverser Gesellschaftsgründungen der Signa-Holding von René Benko als nicht ganz unwahrscheinlich. Wer auch immer vor der Zwangsversteigerung den Grund kaufen will, müsste das O.K. der Gläubiger einholen, sprich den Gläubigern ihre Zustimmung zum Grundstücksdeal abkaufen.

Stellt sich noch die Frage nach dem tatsächlich erzielbaren Preis. In Bozen war von einem Ausrufungspreis von 6,7 Millionen Euro die Rede, das wären mehr als 1000 Euro pro Quadratmeter, eine auf den ersten Blick irreal hohe Summe. Aber: das Grundstück hat eine aufrechte Flächenwidmung für ein Großkaufhaus, die in dieser Form nur noch schwer zu kriegen ist und damit auch einen Wert bedeutet. Andererseits: Erst vor wenigen Monaten schaffte der Anwalt eines Anrainers das Kunststück, mit der Berufung auf eine EU-Verordnung die bereits gültige Baugenehmigung und die gewerberechtliche Genehmigung wieder aufzuheben. Damals ein Paukenschlag.

Damit kann der Masseverwalter als Verkäufer also nicht mit einem Grundstück samt komplett genehmigtem Kaufhausprojekt punkten. Wer auch immer kauft muss wissen, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung im Raum steht und die bau- und gewerberechtlichen Verfahren wieder von vorne abgewickelt werden müssten. Das kann – und wird vermutlich – weitere Jahre dauern.

Die Moral von der Geschicht: Egal wo versteigert wird, der Kaufhaus-Karren ist noch lange nicht aus dem Dreck.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

9 Postings

Angerer
vor 8 Jahren

Also lt. OB wird jetzt doch in Bozen versteigert? Und Herr Hellweger will mitsteigern und das Kaufhaus dann auf alle Fälle (etwas verändert) im Herbst bauen! Na hoffentlich bekommt er nicht den Zuschlag und man baut etwas besseres da hin. Die Lienzer Bgm-in. äußert sich offenbar überhaupt nie mehr zu diesem Klotz am Bein, den wohl die hirnlose Politik geschaffen hat. Und die Folgen kann dann wieder die Bevölkerung ausbaden, vorallem wenn der Verkehrsinfarkt unabwendbar sein wird. Aber dann baut man ja eine Stadtunterführung und alle Verkehrsprobleme sind unter der Erde versteckt und niemand braucht sich mehr mit den Folgen auseinander setzen...............außer, wenn die Auslagen der Altstadt wirklich zugeklebt werden .......

 
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e ist mc2
vor 8 Jahren

MrBurns, mir ist schon klar, dass die RA Horwath nur ihre Gage hereinbringen wollen, steht Ihnen ja auch zu, denn schließlich hat man seine Arbeit ja auch geleistet. Warum gerade diese Kanzlei beauftragt wurde, kann Zufall sein, oder doch politische Hintergründe haben, das weiß ich nicht.

Aber was ich schon gut finde, dass das Verfahren jetzt in Österreich abläuft, somit wird nach unseren Regeln gespielt. Und hoffentlich ist dadurch möglicherweise tatsächlich ein Rückkauf in heimische Hand möglich, wer weiß, wer weiß...

 
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Macki
vor 8 Jahren

Quasi der selbe Artikel wie vor einem Monat oder so.... hmmmm

Hat einer von euch vielleicht die 4 Bürgermeisterkandidaten zur Stellungnahme aufgefordert oder irgendwie dazu gefragt?

Von selber wird Frau Blanik, man mag halten von ihr was man will, aber nicht so blöd sein und dieses Thema hervorheben. Fragt sie dabei gleich auch nach dem fremdfindanzierten Stadtbus und den Parkplätzen.

 
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klanggestalt
vor 8 Jahren

Eine gefährliche Sache so eine Versteigerung, ist es doch dem Zufall überlassen wer den Zuschlag erhält. Rückkauf durch die Stadt Lienz und Errichtung eines Parks mit Kinderspielplatz, das wäre schön. K.F.

 
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MrBurns
vor 8 Jahren

@ e ist mc2 Herr Horwarth hat sich schon von allem Anfang um das Projekt gekümmert, er war der von Beginn an der Rechtsvertreter der HOBAG - deshalb hat er auch ein Honorar in Höhe von € 70.000,00 plus Zinsen im Grundbuch stehen.

Wenn er jetzt die Versteigerung vorantreibt, dann kümmert er sich nicht mehr um das Projekt, sondern nur um sich selbst und sein Geld. Das ist der ruhmlose Schlusspunkt der Geschichte wenn der langjährige Mastermind jetzt das sinkende Schiff verlässt und versucht für sich selbst zu retten was noch zu retten ist.

Welche Rolle spielt Frau Blanik in der Geschichte? Herr Horwath ist ja langjähriger politischer Weggefährte und SPÖ VizeBgm, und jetzt eben Mitarbeiter in der Kanzlei seines Sohnes. Wie oft wurden hier Versprechen schon gebrochen und die Bevölkerung vertröstet???

Das Kaufhausareal sollte auf der Wahlwerbung der SPÖ stehen - am Ende von 5 Jahren bleibt nur ein Scherbenhaufen der alten Versprechen und Vorsätze.

 
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e ist mc2
vor 8 Jahren

Zumindest scheint jetzt mal jemand Vernünftiger die Sache in die Hand genommen zu haben. Dr. Horwath bewies ja schon mit seinen Fällen in ATV, dass er nicht einfach klein beigibt, sondern sich hartnäckig hinter eine Sache stellt und das auch durchzieht. Hoffentlich wird dieses Areal von jemanden ersteigert, der dann etwas sinnvolleres als ein Kaufhaus dahin stellen möchte. Etwas, das dem Bürger dienlich ist und nicht nur wieder irgendwelchem Grundstücksspekulanten Geld reinspült, indem man Großketten die Räumlichkeiten vermietet und dadurch dem kleinen Händler in der Altstadt das Leben noch schwerer macht.

Dass die Politik mit keinem Wort auf diesen Irrsinn eingeht, ist nur zu verständlich. Mich wundert nur, dass auch niemand Fr. Bgm. danach zu fragen scheint, was sie wohl vorhat, wenn jetzt tatsächlich Monate, oder sogar noch länger, nicht gebaut werden wird. Hätte man damals diesen ganzen Abbruch sauber erledigt und diesen Schutt zumindest mal zugeschüttet und ein wenig begrünt, würde sich wohl niemand daran stoßen. Aber dass man diesen Zustand einfach so jahrelang bestehen lassen darf, erscheint wohl sehr merkwürdig. Aber offenbar kann die Stadtgemeinde tatsächlich niemanden vorschreiben, dass er seine Bauruinen abreißen muss. Denn auch nördl. des Grand Hotel darf ein völlig verwahrlostes Haus jahrelang bestehen bleiben, auch wenn es das Ortsbild absolut stört. Aber der Grundbesitzer wird sich den Abbruch wohl nicht leisten können, so beläßt man halt alles wie es ist.... Aber man sollte mal darüber nachdenken, wie es wohl aussehen würde, wenn alle so denken würden....

Naja, lassen wir uns halt wieder mal überraschen, ob und wann etwas passieren wird. Aber vielleicht können tatsächlich ein paar betuchte Lienzer den Grund wieder in heimische Hand zurück kaufen. Dann sollte wohl kein unsinniger Einkaufstempel dort entstehen, auch wenn Fr. Bgm. immer wieder meinte, wie gerne sie dieses Kaufhaus hätte. Nun, sie ist ja finanziell nicht vom Verkaufserfolg der Innerstädtler abhängig, doch auch sie wird dann bemerken, dass leere Geschäfte und mehr Verkehr doch nicht so toll sind und man dies alles wohl besser nicht ignorieren hätte sollen.

 
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Karli
vor 8 Jahren

Ich habe heute die SPÖ Wahlbroschüre erhalten. Das Kaufhaus Lienz ist dort gar nicht drin. Weder in "getan" noch in "in umsetzung " noch in "für lienz neu ". Wundert mich aber nicht. Ist ja kein Ruhmesblatt der Frau Bürgermeisterin gewesen. Dabei hätten die Lienzer sicher gern gewußt was sie sich dafür vorstellt. Dafür lächelt Frau Bgm mit einem bekannten Lienzer Autohändler aus dem Bild und zeigt uns did Mitarbeiter der Liebburg bei der Arbeit ( für sie? ) Wurden sie gefragt wurden in einer SPÖ Wahlbroschüre aufzutauchen ? Auch eine Fotomontage über den neu geplanten Bahnhof, die mit Sicherheit nicht für die SPÖ gemacht wurde, darf für sie werben. Das ist ja schnell gegangen a la Wien : die Stadt bin I und was der Stadt gehört, gehört auch mir. Nur mit dem Kaufhaus Lienz,dass sie mit ihrer Allianz gegen die Volksbefragung durchdrücken musste hat sie nix zu tun.

 
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nanny
vor 8 Jahren

Naja, eine passende Aschermittwochgeschichte ...

 
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roland9900
vor 8 Jahren

*gäähhnn*

 
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