Abschlusskonzert der Gustav Mahler Musikwochen Toblach

Gustav Mahler: Das Lied von der Erde

Am 22.7. erklingt das Lied von der Erde am Ort seiner Entstehung

Ein besonderer Höhepunkt der 42. Gustav-Mahler-Musikwochen verspricht das Abschlusskonzert mit dem Budafok Dohnányi Orchestra unter der Leitung von Roberto Paternostro zu werden. Am Ort seiner Entstehung erklingt Das Lied von der Erde, das Gustav Mahler 1908 während seines Sommeraufenthaltes in seinem Komponierhäuschen in Altschluderbach bei Toblach komponiert hat.

Obwohl Mahler »Das Lied von der Erde« bereits drei Jahre vor seinem Tod vollendet hatte, sollte er weder die Drucklegung noch die Uraufführung erleben. Im November 1911, ein halbes Jahr nach Mahlers Tod, erklang das Werk erstmals unter Bruno Walter in München im Rahmen einer Gedächtnisfeier. »Es ist so wie das Vorbeiziehen des Lebens, besser des Gelebten in der Seele des Sterbenden«, sagte der Augenzeuge Anton Webern. 1907 war im Insel-Verlag das Bändchen »Die chinesische Flöte« erschienen, herausgegeben von Hans Bethge. Es versammelt freie Nachdichtungen von chinesischer Lyrik aus dem 8. Jahrhundert, vor allem von Li-Tai-Po (Li Bai), über den Bethge schreibt: »Er dichtete die verschwebende, verwehende, unaussprechliche Schönheit der Welt, den ewigen Schmerz und die ewige Trauer und das Rätselhafte alles Seienden.« Es war wohl dieser Tonfall, von dem Mahler sofort angezogen wurde. Bald, nachdem ihm ein Freund das Büchlein schenkte, machte er sich noch im Sommer 1907 an die Vertonung – ein Wendejahr in Mahlers Leben. Drei Katastrophen ereigneten sich: die Demission vom Amt des Wiener Hofoperndirektors nach einem Pressefeldzug, die Diagnose seiner schweren Herzerkrankung und der Tod seiner älteren Tochter Maria Anna. An den befreundeten Dirigenten Bruno Walter schrieb Mahler, »dass ich einfach mit einem Schlage alles an Klarheit und Beruhigung verloren habe, was ich mir je errungen, und nun am Ende eines Lebens als Anfänger wieder gehen und stehen lernen muss.« In dieser seelischen Verfassung schlugen die Weisheiten der Gedichte aus der »Chinesischen Flöte« eine verwandte Saite in Mahler an: In aller Melancholie verweigern sie sich einer hypochondrischen Todesfurcht, sondern schweben in einer »blumenhaften Grazie der Empfindung« (Bethge). Und genau diese Mischung aus todwunder, klangsatter Schwermut und leichter, teils kammermusikalischer Eleganz macht den besonderen Charakter des »Lieds von der Erde« aus, das Mahler »wohl das Persönlichste, was ich bis jetzt gemacht habe« nannte.

Es ist das erste Gastspiel des ungarischen Orchesters in Italien. Am Pult der renommierte österreichische Dirigent mit sizilianischen Wurzeln Roberto Paternostro, Solisten sind Atala Schöck und Erin Caves.

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