Vernissage „Denkmal weiter. Eine Ausstellung zum Mitmachen“

Mit künstlerischen Beiträgen von Petra Gerschner, Franz Kapfer, Esther Strauß und Maria Walcher sowie interaktiven Stationen hinterfragt die Intervention „Denkmal weiter“ ab 13. Mai 2022 den Umgang mit Geschichte und Erinnerung am Bergisel. Die Kunstwerke treten dabei mit dem geschichtsträchtigen Ort in Dialog, indem sie sich mit Themen wie Heldentum, Widerstand, persönlicher Erinnerung und kollektivem Gedächtnis auseinandersetzen. Interaktive Stationen laden Jugendliche und Erwachsene dazu ein, die Schau um eigene Ideen zu erweitern.

Am Donnerstag, 12. Mai 2022, wird „Denkmal weiter“ im Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum offiziell eröffnet. Zwischen 17.00 und 18.00 Uhr besteht die Möglichkeit, die Schau im Rahmen einer Kurzführung kennenzulernen. Das Team der Kulturvermittlung sowie die beteiligten Künstlerinnen stehen zudem für Fragen zur Verfügung. Im Anschluss wird die Ausstellung bei Getränken und Musik von Rapperin SanTra eröffnet. Der Eintritt ins Museum ist von 17.00 bis 21.00 Uhr frei.

Liegestuhl mit NS-Reichsadler, Kunstaktion Esther Strauß, 2022, Foto: Tiroler Landesmuseen

Petra Gerschner etwa rückt mit zwei Arbeiten Protest und Widerstand ins Blickfeld und stellt den Heldenskulpturen im Eingangsbereich des Museums einen handvergoldeten Pflasterstein als Denkmal gegenüber. An der Außenwand des Riesenrundgemäldes tritt ihr Wandbild „fragments of future“ mit aktuellen politischen Forderungen von jungen Menschen dem historischen Aufstand, der auf dem 360-Grad-Panroama dargestellt ist, entgegen. Die Installation „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ von Franz Kapfer wiederum eröffnet einen kritischen Blick auf das Denkmal Andreas Hofers und stellt identitätsstiftende Symbole und Rituale in Frage. Esther Strauß greift mit ihrer mehrteiligen Kunstaktion „aus jedem Fenster in jedem Haus“ in den Ausstellungsbereich „Schauplatz Tirol“ ein und fordert dabei zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit auf. Maria Walchers Skulptur „Knoten“ im Museum sowie ihre Installation „Jacques“ im Außenbereich drehen sich dagegen um die sensiblen Themen Erinnern und Vergessen.

Die künstlerischen Positionen stehen in engem Zusammenhang mit der interaktiven Ausrichtung der Intervention, die vom Team der Kulturvermittlung der Tiroler Landesmuseen konzipiert wurde. So lädt die Ausstellung die Besucher:innen dazu ein, sich aktiv mit den Fragen zu beschäftigen: Wie wollen wir erinnern? Wie schreiben wir die Geschichte von Morgen? Als kreative Anregung können kleine Skulpturen modelliert werden, die als Denkmäler der Gegenwart Teil der Ausstellung werden. An anderer Stelle kann man Comics gestalten, die traditionelle Sichtweisen auf Macht und Männlichkeit kommentieren. Unter dem Titel „I forgot about“ soll Vergessenes notiert werden und per Sprachaufzeichnung können persönliche Methoden des Erinnerns mit anderen Besucher*innen geteilt werden. Impulstexte und ein Begleitfolder stehen ergänzend zur Verfügung.

Postkarte zum Sammlungsaufruf, Foto: Esther Strauß

Sammlungsaufruf: Aktiv beteiligen können sich die Besucher:innen im Rahmen der Intervention zudem an der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. So starten die Tiroler Landesmuseen mit der Kunstaktion von Esther Strauß den ersten öffentlichen Sammlungsaufruf zu Objekten aus der Zeit des Nationalsozialismus in Tirol. Als Teil ihrer Installation steht ein leerer weißer Sockel auf dem Platz zwischen Tirol Panorama und Kaiserjägermuseum. All jene, die noch Objekte aus der NS-Zeit besitzen, können diese hier einwerfen. Die Objekte werden, nach eingehender Prüfung durch die Expert:innen des Museums, in die Historische Sammlung aufgenommen. In den Sockel eingeworfen werden können kleinere Gegenstände wie Bücher, Briefe, oder Fotografien mit einer Größe von bis zu 30 x 29 x 37,5 Zentimetern. Größere oder zerbrechliche Objekte wie Kleidungsstücke oder Geschirr können an der Museumskassa im Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum abgegeben werden. Die Sammelaktion läuft wie auch die Intervention von 13. Mai bis 3. Oktober 2022.