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Osttirol: Die Ziege liegt im Trend

In den Tiroler Ställen wird immer mehr gemeckert statt gegrunzt. 

Zahlen der Statistik Austria lassen einen Trend erkennen: Tirols Bauern halten immer weniger Schweine, dafür nimmt die Zahl an Ziegen zu. In Osttirol ist die Zahl der Ziegen ebenfalls angestiegen, die Zahl der Schweine aber auch. Neben der in Tirol schon traditionellen Schafzucht, die auch und besonders in Osttirol immer mehr an Raum gewinnt – 2010 waren es etwa 570 Betriebe mit 16.450 Schafen, 2014 580 Betriebe mit 17.750 Tieren – erfreuen sich Ziegen einer neuen Beliebtheit bei Osttirols Bauern. 2010 verzeichnete man in Osttirol laut Bezirkshauptmannschaft Lienz 407 Halter, die rund 2.940 Ziegen hielten. 2014 waren es schon 3.400 Tiere, die in rund 340 Betrieben gehalten wurden. Besonders die immer noch ansteigende Ziegenmilchnachfrage macht die Ziege für Bauern immer interessanter. Als Paradebeispiel für gelungene Osttiroler Ziegenzucht gilt Philipp Jans, der in Kals den Figerhof bewirtschaftet. Er hat schon als Zehnjähriger seine erste Ziege von seinen Ersparnissen gekauft und ist seitdem den Tieren treu geblieben: "Ziegen faszinieren mich einfach. Jede Einzelne hat eine ganz eigene Persönlichkeit, einen richtigen Charakter."
Der Ziegenmilchpreis liegt je nach Qualität ungefähr beim Doppelten des Kuhmilchpreises. Foto: Expa/Groder
Der Ziegenmilchpreis liegt je nach Qualität ungefähr beim Doppelten des Kuhmilchpreises. Foto: Expa/Groder
Wirtschaftlich gesehen sei die Milchziegenhaltung auch wegen der niedrigeren Investitionskosten als bei der Kuhmilchproduktion interessant. "Der Ziegenmilchpreis liegt je nach Qualität ungefähr beim Doppelten des Kuhmilchpreises. In Osttirol gibt es momentan vier Betriebe mit rund 650 Ziegen, die sich auf die Milchproduktion spezialisiert haben. Wir haben immer wieder Anfragen von Bauern, die sich unserem Vermarktungskreis anschließen wollen. Das Interesse an der Ziege steigt." Viele hielten aber auch aus weniger wirtschaftlichen Gründen Ziegen. "Oft werden ein paar Tiere zur Selbstversorgung gehalten, besonders unter einem gesundheitlichen Aspekt", sagt der passionierte Ziegenhalter Jans, der die Milch seiner Ziegen sowohl an die Tirolmilch liefert, wie auch direkt verarbeitet und vermarktet. Anders als im Rest Tirols stieg in Osttirol die Zahl an gehaltenen Schweinen, die im Landesvergleich seit jeher gering ist, leicht an. Zurückgegangen ist aber die Zahl der Halter. Hatten 2010 noch 720 Halter rund 1.600 Schweine im Kober, sind es 2014 noch 1.670 Allesfresser bei 600 Betrieben. Verantwortlich für den Rückgang werden laut Martin Diemling, Dienststellenleiter der Landwirtschaftkammer in Lienz, strengere Auflagen für die Schweinehaltung gemacht: “Schweine dürfen schon seit Längerem nicht mehr einzeln gehalten werden. Gerade im Biobereich sind bei Futter die Auflagen streng, weswegen viele keine Schweine mehr halten, sicher auch aus Kostengründen. Wobei Osttirol eine Gegend ist, in der vornehmlich Grünlandwirtschaft betrieben wird, und Schweinezucht im großen Ausmaß, bis auf die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, nie eine große Rolle gespielt hat.“ Vor allem Direktvermarkter würden Tiere mästen, die sie auch selbst verarbeiteten. Robert Hussel, Tierzuchtdirektor der Landwirtschaftkammer Tirol, begründet gegenüber dem ORF Tirol den im Land Tirol beobachteten Rückgang bei der Schweinehaltung damit, dass diese wegen des Verbots der Verfütterung von Speiseresten aus der Gastronomie unrentabel geworden sei, und seit der Untersagung der Anbindehaltung für Kälber zusätzlicher Stallraum benötigt werde, für den die ehemaligen Schweinekober genützt würden.
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

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