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Durchschnittlich liegen nur 130 Meter zwischen zwei mit dem Lkw befahrbaren Forststraßen in Österreich. Foto: WWF/Christian Lendl

Durchschnittlich liegen nur 130 Meter zwischen zwei mit dem Lkw befahrbaren Forststraßen in Österreich. Foto: WWF/Christian Lendl

Forststraßen reichen fünfeinhalbmal um die Erde

Erste systematische Erfassung seit rund 30 Jahren. WWF warnt vor negativen Folgen und fordert strengere Verfahren.

In Österreich liegen durchschnittlich nur 130 Meter zwischen zwei mit dem Lkw befahrbaren Forststraßen. Das zeigt eine neue, im Auftrag der Naturschutzorganisation WWF Österreich erstellte Studie von E.C.O. – Institut für Ökologie. Zusammengenommen sind alle Forststraßen in Österreich 218.000 Kilometer lang – das entspricht dem fünfeinhalbfachen Erdumfang.

Auf Hektar heruntergerechnet hat die Länge dieser Straßen seit der letzten, 1996 publizierten Untersuchung um 40 Prozent zugenommen. „Das extrem dichte Netz an mit Lkw befahrbaren Straßen zerschneidet unsere Wälder und wirkt sich negativ auf ihr Mikroklima, ihre Artenvielfalt und ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffspeicherung aus“, sagt WWF-Waldexpertin Karin Enzenhofer. „Doch gerade Ur- und Naturwälder gehören zu unseren wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen Klima- und Biodiversitätskrise, da sie besonders viel Kohlenstoff speichern und Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen bieten.“

Um die negativen Auswirkungen von Forststraßen zu verringern und große zusammenhängende Waldflächen zu schützen, fordert der WWF strengere rechtliche Vorgaben: „Genehmigungsverfahren müssen Natur- und Klimaschutz stärker berücksichtigen sowie bundesweit vereinheitlicht und in den Naturschutzgesetzen der Bundesländer verankert werden“, sagt Karin Enzenhofer. „Derzeit gelten selbst in Schutzgebieten oft nur sehr schwache oder gar keine Regeln für die Bewilligung von Forststraßen.“

„Genehmigungsverfahren müssen Natur- und Klimaschutz stärker berücksichtigen sowie bundesweit vereinheitlicht und in den Naturschutzgesetzen der Bundesländer verankert werden.”

Karin Enzenhofer, WWF-Waldexpertin

Zudem braucht es eine natur- und klimaverträgliche Planung und Gestaltung von Forststraßen. „Die zuständige Politik muss sicherstellen, dass nur solche Forststraßen gebaut und gefördert werden, deren Notwendigkeit und Dimensionierung nachvollziehbar und begründet sind.“ Dazu brauche es Kosten-Nutzen-Rechnungen, Analysen zu Ökosystemleistungen und Nutzungskonzepte. Wichtig ist außerdem eine verstärkte Wald-Forschung – gerade was die Auswirkungen von Forststraßen auf Waldökosysteme im Kontext der Klimakrise und im Zusammenhang mit Naturgefahren angeht, herrschen noch erhebliche Wissenslücken.

Die neue Studie ist die erste systematische Erhebung des österreichischen Forststraßen-Netzes seit 1996. „Beinahe 30 Jahre lang standen uns keine aktuellen Daten zu den heimischen Forststraßen zur Verfügung“, erklärt E.C.O.-Geschäftsführer Hanns Kirchmeir. „Mithilfe neuer, digitaler Datensätze konnten wir nun die Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte nachvollziehen und zeigen, dass ihre Länge seither von 35 Laufmetern pro Hektar auf 49 erhöht wurde – ein Zuwachs von 40 Prozent.“

Insgesamt gehen durch Forststraßen und ihre Böschungen rund vier Prozent der intakten Waldböden und der produktiven Waldfläche verloren. Das entspricht einer Gesamtfläche von rund 190.000 Hektar, oder der dreieinhalbfachen Fläche des Bodensees. „Eine stichprobenartige Überprüfung der Datenqualität ergab außerdem, dass durchschnittlich 18 Prozent der Forststraßen im verwendeten Datensatz fehlen“, sagt Kirchmeir. „Die tatsächliche Länge der Forststraßen könnte also noch wesentlich höher liegen.“

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10 Postings

j. p. m.
vor 4 Monaten

Nicht benutzte und somit unnötige Forstwege holt sich die Natur sowieso in kürzester Zeit wieder zurück. Solche Wege werden gebaut, damit der Wald bewirtschaftet und gesund gehalten werden kann. Seitens der Behörden wird ein Wegprojekt genauestens geprüft, ehe eine Genehmigung für den Bau erteilt wird. Studien wie diese sollte sich der WWF sparen und etwas sinnvolleres machen.

 
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rony
vor 4 Monaten

Wer schützt uns vor diesem WWF

 
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    standard
    vor 4 Monaten

    Sie sind also nicht damit einverstanden, damit Organisationen wie der WWF versuchen, wenigstens einen kleinen Teil, der noch vorhandenen Natur zu schützen?

     
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      rony
      vor 4 Monaten

      Jeder,der im Einsatz gegen den Borkenkäfer steht ist dankbar für gut erschlossenen Wälder und bei normaler Breite eines Forstweges ist doch ohnehin ein Kronenschluss der Bäume gegeben. Also was soll dieser Blödsinn. Ich jedenfalls kann ganz gut ohne WWF und ohne neue Bewirtschaftungserschwernisse

       
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      Vlad Tepes
      vor 4 Monaten

      Ein Grund des Borkenkäferbefalls ist die falsche Bewirtschaftung (Fichtenmonokultur über Jahrhunderte). Profiteure von Forstwegen sind Holzbringungsunternehmen und Sägewerke, nicht die Waldbesitzer (Holzpreis). Für viele Waldbesitzer war es in der Vergangenheit schlicht unrentabel ihre Wälder zu pflegen und zu bewirtschaften, da hilft das beste Wegenetz nichts.

       
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lia
vor 4 Monaten

der alte thenius, ein wiener, hat osttirol erst erschlossen. jetzt scheint die verteufelung wieder modern.

 
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    Senf
    vor 4 Monaten

    @lia, ist das der Mann aus Niederösterreich, der dieses Zitat losgelassen hat? "Bergsteigen ist die Eroberung des Nutzlosen"

    Hat der "alte Thenius" nun tatsächlich Osttirol erschlossen? Ich war der Meinung, er war Flussbauer und hat als Experte die Isel auf naturnahe Weise gestreckt und gezähmt, wofür er auch ausgezeichnet wurde. Thenius hat sich zudem für den Sport Verdienste erworben, man denke an das ehemalige Sprungschanzele im Amlacher Wald, an einige Wegelen in den Dolomiten und vor allem um sein Bemühen im Skiclub Lienz. Warum seine Büste am Speicherteich nahe der Moosalm steht, bleibt wohl ein Rätsel.

    Alfred, der Erfinger des "Thenius-Hackens" zum Klettern ist 88jährig beim Bergwandern in Dölsach leider tödlich verunglückt.

    Aber was meinst du mit Verteufelung, was hat Thenius damit zu tun?

    Der Wald im Bezirk Lienz ist weitgehend erschlossen (Försters-Meinung), wegen seiner Steilheit vielerorts ist halt nur Seilbringung möglich. Und die wird erfahrungsgemäß hauptsächlich von zugereisten Unternehmen - vor allem in der Zeit des Borkenkäferbefalls - meist mit ausländischen Facharbeitern durchgeführt. Die vielen befallenen Privat- und auch Gemeinschaftswälder können gar nicht von den Eigentümern bewirtschaftet werden. Gepflegt werden sehr wohl!

    Eines ist klar: Die Waldverbreitung in Österreich laut Kataster nimmt stetig zu, der Baumbestand nimmt hingegen aber ab. Warum wohl?

    Antwort: auch durch den Alm- und Waldwegebau, ein großer Anteil wird bereits verheizt, "in Tirol fehlen einige Mio Bäume, trotzdem hat sich die Nachhaltigkeit beim möglichen Holzeinschlag in Tirol um ein Sechstel erhöht" (so LR Geisler).

    Für mich ist der Wald mehr als Wirtschaftsraum, er hat auch Schutzfunktion, Erholungsfunktion, Wohlfahrtsfunktion und Sauerstoffproduzent! Die Gemeinschaft dankt es den Besitzern mit Unmengen an Steuermittel!

    Deswegen müssen wir auf ihn aufpassen - das meint wahrscheinlich auch der WWF.

    Verständlich?

     
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      so ist es vielleicht
      vor 4 Monaten

      Zitat "Bergsteigen ist die Eroberung des Nutzlosen": Das kam dann wohl doch vom Reinhold Messner!

      Die Thenius-Büste am Speicherteich Moos Alm dürfte wohl doch darauf zurück zu führen sein, dass auch er es war, der mit seinen Visionen begann, den Hochstein skitechn. zu erschließen. Wie er mir mal sagte, war es Anfang der 70er Jahre noch mit sehr wenig Zettelwirtschaft möglich, die H 2000 zu bauen. Wenn man heute die Auflagen und Bescheide sieht, die es für jede Minirodung benötigt, würde diese Abfahrt wohl nimmer möglich sein. Und gleich wird wohl auch bei den Forstwegen vorgegangen. Man dürfte sich schon gut überlegen, wohin man einen Weg baut. Und zum Glück wachsen die meisten Böschungen eh wieder zu, die Natur holt sich ihren Raum sofort wieder zurück, wenn man sie nur lässt. Und der Borkenkäfer hat zumindest jetzt endgültig bewiesen, dass man mit diesen heillosen Monokulturen aufhören MUSS, denn sonst reduziert sich der Erlös auf null, wenn die Fichtenbestände den Klimawandel nicht mehr vertragen. So hat sogar dieser Käfer sein Gutes, denn es kann wieder natürlicher Mischwald aufkommen. Und um das zu ermöglichen, wird es wohl so manchen Forstweg benötigen, alles mit Maß und Ziel, würde ich mal hoffen.

      Im Übrigen hat Thenius auch die Drauverbauungen über gehabt. Und auf ihn sind auch die Ursprünge der heutigen Radwege zurück zu führen. Ein Mann mit Weitsicht, solche bräuchte es wieder mehr, die Taten setzen und nicht nur palavern!

       
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      Senf
      vor 4 Monaten

      @so ist es vielleicht:

      "Eroberung des Unnützen" von Bergsteiger Lionel Terray in seinem Buch - so Wiki

      "Ich bin Erobererer des Nutzlosen" Zitat von Reinhold Messner - so zitate.eu

      "Bergsteigen ist die Eroberung des Nutzlosen" Zitat von Alfred Thenius - so climbing plus

      und Hans Kammerlander meint gar: Bergsteigen lässt sich nicht mit pathetischen Floskeln etikettieren.

      Da soll sich noch einer auskennen, Zitat: Google ist deppert :-)

      kensch di aus?

       
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      Senf
      vor 4 Monaten

      @so isches vielleicht:

      Der landschaftschonende moderne Forstwegebau ist Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Bauernwaldes. Eh klar! Es ist gut, dass die heutigen Genehmigungsverfahren umfassender sind, als die gestrigen, denn Forstwegebau im Gebirge ist ein komplexes Unterfangen, weshalb sehr sorg- und sparsam geplant werden muss und nicht jeder Waldbesitzerwunsch oder Interesse in Erfüllung gehen kann. Heute hat man auch das notwendige, Fachwissen, das Werkzeug und Methoden dazu.

      Wie sie schreiben, hat auch der Käfer sein Gutes, bin aber trotzdem der Meinung, dass der Bergwald bei uns zwar partiell mit Fichten bestückt wurde, im Gesamten gesehen gibt es eigentlich doch eine recht gute Durchmischung mit Lärchen und Föhren, ssogar Zirben, was der Herbst ja recht gut zum Ausdruck bringt. Man darf auch nicht vergessen, dass die aktuellen Wetterkapriolen (Schneedruck, Windwurf, Trockenheit ...) in erster Linie den Fichtenwald geschadet und mitunter eine Käferreaktion ausgelöst haben.

      Was bei uns fehlt, sind - je nach Höhenlage - vor allem Laubbäume. Aber auch dafür wird man sich dem Käfer besinnen und die Waldverjüngung neu denken - so wie seinerzeit der Herr Oberbaurat nach dem Hochwasserereignissen an der Isel- und Drauregulierung, wo man sich heute an den vielen Ufergehölzen erfreut.

      Sie haben recht, es braucht Waldwege, aber "alles mit Maß und Ziel, würde ich mal hoffen", wie sie anregen.

      Da bin auch ich guter Hoffnung!

       
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