Zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema „Zeit“ lädt die neue Ausstellung der Galerie in der Mitte in Hopfgarten i.D. ein, denn in den Mosaikarbeiten des Lienzer Steinbildhauers Peter Niedertscheider laufen gleich mehrere Stränge dieser Dimension zusammen.
Mosaike stellen nicht nur eine der ältesten künstlerischen Techniken dar, sondern auch eine der beständigsten – man erinnert sich an antike Bodenmosaike oder frühchristliche Kirchen, die Jahrhunderte überdauerten. Gleichzeitig verlangt das Material Stein auch viel Zeit und Ausdauer in der Bearbeitung - und mit der ihm eigenen Ruhe und Ernsthaftigkeit sind es jeweils an die zehn Jahre, die Peter Niedertscheider der Vertiefung in eine Technik widmet. Die Intensität seiner Herangehensweise stellt sich damit auf bemerkenswerte Weise dem heutigen Zeitgeist der Schnelllebigkeit entgegen, die wir oft genug bedauern und dennoch davon ausgehen, ihr unterworfen zu sein.
Die Motive seiner Arbeiten beleuchten Aspekte vergehender Zeit in Form des Erinnerns an die Kindheit: Wer ist nicht gerne auf einer Schaukel gesessen? Im Werkzyklus „Der andere Hof“ fängt Niedertscheider Schattenbilder schaukelnder Kinder ein – Schwingen in luftigen Höhen in berührendem Gegensatz zur bodenhaften Gewichtigkeit des Materials. Im Mosaik, diesem Zwischenraum zwischen Bildhauerei und Malerei, drückt er Umrisslinien ebenso wie flächige Verdichtungen stets in linearer Anordnung aus. Ein Zurücktreten schafft andere Perspektiven als das nahe, unmittelbare Erleben – im Räumlichen ebenso wie im Gedächtnis.

Dabei arbeitet Niedertscheider ausschließlich mit Natursteinen, die eine gedämpfte, erdige Farbigkeit ergeben. In dieser wohl wertvollsten Form des „Upcycling“ verwertet er Reste aus Steinmetzbetrieben, die er in mühevoller Handarbeit zu würfelförmigen Steinchen zurechtbricht, sortiert und aufbereitet. Durch die unterschiedlichen Bruchflächen gerät die Oberfläche reliefhaft, das einfallende Licht erzeugt entsprechende Wirkungen. Nach dem Verlegen erlaubt die direkte Technik der Mosaike keinerlei Korrekturen mehr – was liegt, das bleibt.
Interessierte sind zur Eröffnung am Samstag, 29. November 2025 um 19.00 Uhr am Hopfgarter Dorfplatz herzlich eingeladen, Kunsthistoriker Rudolf Ingruber wird in das Werk einführen. Im Anschluss ist die Ausstellung noch bis Mai 2026 zu folgenden Zeiten zu sehen: Mittwoch und Freitag von 15.00 bis 18.00 Uhr und Samstag von 9.00 bis 12.00 Uhr.
Peter Niedertscheider, 1972 in Lienz geboren, besuchte die Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und dort die Meisterklassen von Alfred Hrdlicka und Brigitte Kowanz. Seit 2003 betreibt er ein Atelier in Lienz.