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Nervenkitzel: Mit dem Auto durch Kampala

Auf diesen Straßen muss man eines vergessen: Den Vertrauensgrundsatz.

14 Personen, bunt zusammengewürfelt, sitzen in diesen Sammeltaxis, für die keine Verkehrsregeln gelten.
Meine größte Herausforderung in Kampala heißt: Autofahren. Bisher hab ich mich kutschieren lassen, aber jetzt sollte ich es wagen, sonst trau ich mich nie. Der Grund: die Straßen selbst, der bucklige und löchrige Belag, keine Bodenmarkierungen, fehlende Gehsteige und Millionen Leute auf der Fahrbahn. Und Taxis für je 14 Fahrgäste. Die Stadtverwaltung verspricht viel und seit Jahren, aber Status ist, der gesamte öffentliche Verkehr der Metropole wird von zwei Transportmitteln bewältigt: Boda-Bodas – Motorradtaxis und Sammeltaxis. Sie bewältigen ganztägig jede erdenkliche Strecke. Sie halten sich an keinen Fahrplan und keine Verkehrsregel. Was bei uns als oberstes Gebot gilt, muss in Kampala unbedingt vergessen werden: der Vertrauensgrundsatz. Die Dreisten haben Vorrang. Blau-weiße Toyota-Kleinbusse schieben und drängen in die engsten Zwischenräume, überholt wird links und rechts, „Gegenverkehr? – Interessiert uns nicht!“, gegen den Uhrzeigersinn im Kreisverkehr geht’s schneller und abgebogen wird auf der Spur des Gegenverkehrs, weil‘s zwei Meter Umweg spart. Haltestelle ist jeder beliebige Abschnitt entlang jeder Straße. Anhalten, rausfahren - natürlich ohne blinken, bis zum zentralen Old Taxi Park.
Der zentrale "Old Taxi Park" in Kampala. Alt sind die Taxis, nicht der Park.
Wer’s eilig hat, kommt bekanntermaßen zu spät. Alles bewegt sich im Schritttempo. Ich mit angehaltenem Atem. Denn was hier aus dem Auspuff so mancher alten Kiste quillt, haben Österreicher zuletzt in den 70er Jahren eingeatmet. Bei Sonnenschein stehen drei hilflose Polizisten im Kreisverkehr und versuchen Ordnung ins Chaos zu bringen. Selten erfolgreich. Bei Regen stellen sie sich irgendwo unter, denn ihre weißen Uniformen leiden zu schnell in Straßen, die binnen Minuten überschwemmt sind. Ich wundere mich immer, dass bei den Verkehrsteilnehmern so wenig Aggression frei wird: sie telefonieren, rollen ein Stückchen vorwärts, telefonieren, jausnen, telefonieren und oft finden sich ein oder zwei beherzte Autofahrer, die aussteigen und den Verkehr regeln. Zumeist effektiver als das gelernte Personal. Ich jedenfalls hab schon längst die Nerven geschmissen. Eure Petra Navara

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