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Vor den drei Zinnen wurde gefeiert und philosophiert

Eine prominent besetzte Alpinisten-Runde diskutierte die Ethik des Kletterns.

v.l. Konrad Renzler, Simon Gielt, Kurt Diemberger, Bene Benedikt, Kurt Stauder, Reiner Kauschke, Peter Siegert, Gerd Uhner, Werner Bittner (Foto: Alpinschule Sexten)
Unter dem Motto "3 Zinnen, 3 Meilensteine, 3 Routen" begingen die Gemeinden Sexten, Toblach und Auronzo am vergangenen Wochenende gleich mehrere Jubiläen. 100 Jahre Erstbesteigung der Dülfer Route, 80 Jahre Comici und 50 Jahre Sachsen Direttissima an der Großen Zinne (2.999m) galt es zu feiern. Gefeiert wurde gleich drei Tage lang mit Filmvorführungen, Diashows und kulinarischen Köstlichkeiten der Region. Vor eindrucksvoller Kulisse fand am Sonntag eine prominent besetzte Diskussionsrunde auf der Drei-Zinnen-Hütte statt. Bergsteiger Promis wie Kurt Diemberger und Alexander Huber aber auch lokale Größen wie Konrad Renzler, Reiner Kauschke, Simon Gietl, Hannes Pfeifhofer und Erwin Steiner diskutierten über "Kletterethik" an den Drei Zinnen. Ein Thema, das wohl für die gesamten Dolomiten in Zukunft brisant sein könnte und die Absicherung der klassischen Routen betrifft. Hannes Pfeifhofer, Mitglied der Sextener Bergführer und selbst prominenter Erschließer von Neutouren plädierte für eine Erhaltung der klassischen Routen in traditionellem Stil mit möglichst wenig modernen Expansionshaken. Erwin Steiner, Ausbildungsleiter der Südtiroler Bergführer, verglich das radikale Sanieren von klassischen Routen mit dem Überpinseln eines Picasso. "In der Malerei fällt niemandem ein, ein historisches Bild zu übermalen nur weil die Farbe verblichen sei. Wir müssen unsere Dolomitenklassiker als historisches Kulturgut für die nachkommenden Generationen schützen", so Steiner. Der Südtiroler Nachwuchs Profibergsteiger Simon Gietl sah das Ganze noch ein wenig radikaler. "Klassische Routen mit Bohrhaken zu sanieren sei eine Schmach den Erstbesteigern gegenüber, die in der guten alten Zeit mit ihren bescheidenen Mitteln noch Kopf und Kragen riskiert haben. Wenn man nicht in der Lage sei diese Routen mit unserer heutigen Ausrüstung zu klettern, müsse man einen Bergführer engagieren oder im Zweifelsfall die Finger davon lassen", so Gietl, der auch nicht davor zurückschrecke, den einen oder anderen Bohrhaken wieder zu entfernen, wenn es nötig war. Die lokale Szene setzte sich also geschlossen für eine Erhaltung der klassischen Routen im traditionellen Stil an den Drei Zinnen ein. Und somit auch für den Erhalt der alpinen Kultur, die vor über 100 Jahren entstanden ist. Die Frage vom Entfernen oder Belassen bestimmter Bohrhaken konnte im Rahmen der Veranstaltung nicht näher erläutert werden. Dies ist vielleicht auch dem etwas oberflächlich wirkenden Diskussionsleiter Bene Benedikt zuzuschreiben. Dem Chefredakteur der deutschen Zeitschrift „Alpin“ war es nur bedingt möglich das Thema lebendig zu moderieren. Kurt Stauder hingegen brillierte als Co-Moderator und exzellenter Übersetzer, und war Benedikt sowohl rhetorisch als auch inhaltlich überlegen. Man kann also gespannt auf eine weitere Auflage dieses Themas in Südtirol sein, die auch ohne Promis auskommen könnte, wenn es um Ethik und die Zukunft des Kletterns an den Drei Zinnen und den Dolomiten überhaupt geht.
Die Osttiroler Berg & Skiführerin Lisi Steurer hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Lisi arbeitet auf der ganzen Welt, führt nicht nur Menschen in die Berge, sondern veranstaltet auch Events und zählt zu den Botschaftern einer neuen Bergsportkultur. Für dolomitenstadt.at schreibt sie ab und zu Artikel zu ihrem Lieblingsthema: Berg.

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