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Ist „Medical Wellness“ Chance oder Risiko?

Das neue Schlagwort im Tiroler Tourismus ist vor allem nichts für Amateure. Eine Analyse.

Während in Deutschland „Sozialtourismus“ zum Unwort des Jahres gekürt wurde, ereifern sich Tiroler Expertenrunden rund um den „Gesundheitstourismus“, angestoßen durch eine Diskussion einer Tiroler Tageszeitung. Wobei es den Experten dabei weniger um die Wort- als vielmehr um die wirtschaftliche Bedeutung dieser Sparte des Tourismus geht, die auch mit „Medical Wellness“ umschrieben wird. Der Expertentenor: In Tirol selbst seien zwar viele Voraussetzungen ideal, verfüge man doch über touristische Fachhochschulen und medizinische Universitäten von Weltruf, nur werde das touristische Potenzial noch zu wenig ausgenutzt, insbesondere von der Tirol Werbung.
"Medical Wellness" ist mehr, als eine Massage unter ärztlicher Aufsicht. Foto: photocase/fraueva
"Medical Wellness" ist mehr, als eine Massage unter ärztlicher Aufsicht. Foto: photocase/fraueva
Doch nicht nur die Tirol Werbung scheint ein Annäherungsproblem an den medizinischen Bereich zu haben und umgekehrt. Zwar gibt es vielfältige Wellnessangebote, in deren Rahmen auch gerne massiert wird, manchmal sogar unter ärztlicher Aufsicht, dennoch hat diese Form der Gästebetreuung wenig mit Medical Wellness zu tun. Aus gutem Grund. Medical Wellness verlangt viel vom Anbieter: neben hoher fachlicher Kompetenz, die bezahlt sein will, muss er bereit sein, hohe Investitionen zu tätigen. Und er sollte Zeit mitbringen, um sich zu etablieren. Für den von Experten wie politischen Verantwortlichen gerne als Paradeunternehmen präsentierten „Lanserhof“ dauerte diese Etablierungsphase gut 20 Jahre. Mittlerweile ist ein Kitzbühler Immobilieninvestor Teil des Lanserhof-Konzepts und Medical Wellness aus Tirol wurde zum Exportartikel, unter anderem auch mit einem Ableger an prominenter Innenstadtadresse in Hamburg, dem LANS Medicum Hamburg, und einer Dependance am Tegernsee. Wie gesagt: Geld und Zeit spielen eine große Rolle. Was den Kreis der Anbieter überschaubar hält, wie auch den Kreis der Gäste, die Medical Wellness in vollem Umfang in Anspruch nehmen können und wollen.
Er leitet die "Interne" am BKH-Lienz, betreibt eine Medical-Spa-Ordination im Grandhotel Lienz und soll jetzt eine Studie durchführen, die die Gesundheit eines Osttirol-Urlaubs nachweist: der Mediziner Peter Lechleitner. Foto: Brunner Images
Der Mediziner Peter Lechleitner will mit einer Studie die Basis für eine kompetente Produktentwicklung im Bereich "Medical Wellness" legen. Foto: Brunner Images
„Der Aufbau einer kompetenten medizinischen Wellnesspraxis, idealerweise im Umfeld eines Wohlfühlhotels, ist eine Aufgabe von mehreren Jahren,“ sagt auch Univ.-Prof. Dr. Peter Lechleitner, Kardiologe und Leiter der internistischen Abteilung des Bezirkskrankenhaus Lienz, in einem selbst verfassten Artikel. Er ordiniert an zwei Tagen in der Woche im Grandhotel Lienz, dem prominentesten Anbieter von Medical Wellness in Osttirol, ausgestattet mit modernen Diagnosegeräten. Der Mediziner hat schon 2002 die Grundlagen für eine mittlerweile politisch in Diskussion geratene Studie zum Thema der „Alpine Medical Wellness“ und deren touristisch-ökonomischen Verwertung in Osttirol gelegt. „Lange bevor überhaupt die Rede vom Grandhotel war. Die Kritik an der Studie und meiner Person selbst ist für mich nur schwer nachzuvollziehen, auch, weil das Grandhotel nicht Teil der Studie sein wird“, zeigt sich Lechleitner verwundert. Ziel der Studie sei es nicht, am Ende mehrere Anbieter kostenintensiver „Medical Wellness“ zu haben, sondern eine wissenschaftliche Basis für Produktentwicklungen zu bieten, die einer breiten Anbieterebene nützen sollen. Lechleitner sagt:„Die Chancen dafür stehen in Osttirol besonders günstig. Die nach wie vor unverbrauchte Natur, eine kerngesunde, mit überdurchschnittlich hoher Lebenserwartung gesegnete Bevölkerung sowie authentische, regionale Produkte bieten beste Voraussetzungen für ein gesundheitsorientiertes Gesamtkonzept, das Bewegung, Ernährung und gesundheitliche Bewusstseinsbildung umfassen soll. Daraus könnten Kooperationen zwischen Ärzten vor Ort und Tourismustreibenden entstehen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, deren Nutzung und Entwicklung aber Aufgabe der Tourismusexperten. Wir bereiten dafür nur die wissenschaftlich-medizinische Vorarbeit. So sollen die besonders von solchen Angeboten profitierenden Gruppen ermittelt werden, etwas, das bisher noch in keiner Studie geschehen ist.“ Bei der Betrachtung der Alterspyramide, der demografischen Entwicklung und von Kaufkraftanalysen scheinen vor allem die sogenannten "Best-Ager", auch als 55+ beschrieben, als Zielgruppe ideal. Wobei die Kosten ein wichtiger Faktor sind. Ein freiwilliger Gesundheitscheck kann kostspielig sein. Primar Lechleitner dazu: “Der Anteil der Medical Wellness Gäste, die das gesamte Spektrum der medizinischen Angebote wahrnehmen, liegt im einstelligen Prozentbereich. Vor allem Spitzensportler, von Fußballern bis letztens Lindsay Vonn, die auch im Grandhotel zu Gast sind, nehmen die vorhandene Apparatemedizin in Anspruch. Eine Angebotserstellung in Zusammenarbeit mit Privatversicherungen, die Gesundheitschecks als Teil des Versicherungsvertrages vorschreiben, wäre denkbar. Wobei weitaus mehr als Genesung oder Heilung die wohltuende, gesundheitsfördernde Wirkung eines medizinisch fundiert betreuten Urlaubs im Fokus unserer Forschung steht.“ Wer nun an der Studie, die im Sommer 2014 starten soll, mitwirken wird, war noch nicht zu erfahren. Gespräche würden noch geführt, vitales Interesse sei angemeldet worden. Intensiv genutzt werden soll das Radwegenetz Osttirols, besonders per E-Bike, dem Lechleitner eine wichtige Rolle zum niedrigschwelligen Zugang zu alpinen Zielen zuschreibt: „Es sind eben nicht nur Spitzensportler, die wir erreichen müssen. Die oft abseits gelegenen alpinen Ziele müssen auch für weniger gut Trainierte gut zu erreichen sein.“      
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

Ein Posting

Pflanzerl
vor 10 Jahren

... und erneut ein Werbebeitrag für Herrn Lechleitner und das Grandhotel Lienz. Erst wird Geld für eine sinnlose Studie hinausgeworfen, dann folgen einige Presseartikel bezüglich dieser Studie als versteckte Werbung. Und übrigens: Wo bitte hat Tirol medizinische UniversitätEN von Weltruf?? Weltberühmt in Osttirol, oder wie? Innsbruck hat - zumindest in Teilbereichen (und nicht in allen - man studiere doch bitte die Presseberichte und Skandale von vor einigen Jahren) - einen guten Ruf. Weltruf?? Geh bitte!

 
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