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Tod in Kampala – Klischee und Realität

Westliche Medien verzerren das Bild vom Sterben in Afrika.

Jetzt mal ganz ehrlich: Wenn ich euch frage: „Woran stirbt man in Uganda?“, antwortet ihr wahrscheinlich mit: „An Hunger, Ebola und Bürgerkriegen.“ Vielleicht tippen ein paar noch auf Aids und Unfälle mit wilden Tieren. Das gefährlichste Tier weltweit ist in Wahrheit die Anopheles Mücke, und Malaria ist tatsächlich Todesursache Nummer eins in Uganda. HIV/Aids liegt auf Platz zwei. Aber die anderen vermuteten Todesursachen, die ‚klassischen Arten in Afrika zu sterben‘, sind entweder von den westlichen Medien unverhältnismäßig dargestellt (wie die Ebola-Epidemie in Westafrika, an der bis jetzt etwa 4900 Menschen gestorben sind) oder werden eingeholt von jenen, die wir aus unserer Kultur gut kennen. Verkehrs- und Sportunfälle, zum Beispiel, Alkoholismus, Selbstmord nehmen vor allem in den Städten rasant zu.
Bestattung im Feld. Über den Tod in Afrika gibt es viele Klischees.
Bestattung im Feld. Über den Tod in Afrika gibt es viele Klischees.
In den beiden letzten Wochen sind drei Menschen in meiner Nachbarschaft gestorben: In der Mbuya Road Nummer 18 ist der Sohn eines Unternehmers im Viktoriasee ertrunken. Er war mit ein paar Freunden auf seiner Jacht hinausgefahren, wo er sich entschied, eine Runde mit dem Jet Ski zu fahren und zu schwimmen. Er tauchte ab und nicht wieder auf, 400m vom Ufer entfernt. Die Tochter des Richters in der Binayombe Road ist von einem Diskobesuch nicht mehr zurückgekommen. Ein Drogen-Cocktail hat ihren Kreislauf ausgeknipst. Und der ehemalige Armee-Angehörige in der Luthuli Lane hat sich mit Grundstückspekulationen übernommen. Als sein Einkaufszentrum die Pforten öffnete, entschied das Gericht, dass das Grundstück unrechtmäßig verkauft und erworben worden war. Jetzt sollte er das Zentrum wieder abreißen und den Grund zurückgeben. Schulden und Scham ließen ihn zum Revolver greifen. Selbstmord hat keine Tradition in den ugandischen Kulturen. Es sind die neuen Lebensumstände, die die Menschen verzweifeln lassen: die erfolglose Suche nach einem Job und gesellschaftliche Anerkennung in der Stadt, Verschuldung, Angst vor Versagen, den vermeintlichen Maßstäben für die Wertigkeit von Menschen nicht entsprechen zu können. Drogen- und Alkoholexzesse sind ebenso neue Phänomene. Kulturelle Entwurzelung durch Migration, Langeweile infolge Arbeitslosigkeit und die Langeweile infolge Reichtums sind gleichermaßen verantwortlich für ihr Ausbreiten. Und der Straßenverkehr in Kampala lässt jeden Bürgerkrieg alt aussehen. Von einem wilden Tier gefressen? Das war im Afrika von gestern.
Der Straßenverkehr in Kampala lässt jeden Bürgerkrieg alt aussehen. Fotos: Petra Navara
Der Straßenverkehr in Kampala lässt jeden Bürgerkrieg alt aussehen. Fotos: Petra Navara
 

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