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Heute ist Waltag auf den Bermudas!

In etwa 300m Entfernung sehe ich plötzlich die weiße Fontäne ...

Ja ja, ich habe schon richtig geschrieben: Waltag. Genau so einer ist heute. Ich hätte gar nicht damit gerechnet, denn so ruhig wie ich das Meer an einem von mir deklarierten Waltag gerne hätte, ist es gar nicht, aber das macht nichts. Ich muss sagen, das ist der beste Waltag, den ich in den letzten 12 Jahren hier erlebt habe. Ich habe schon öfter Wale gesichtet, zwei oder drei höchstens, meistens nur deren Blasen, aber heute ist alles anders: Wir sitzen gerade gemütlich auf unserer Terrasse, haben soeben unser Mittagessen beendet, aalen uns noch ein paar Minuten in der warmen Jännersonne bevor ich die Kinder von der Schule abholen muss und schauen nichtsahnend auf den Horizont hinaus. Da sehe ich es – ein glänzend schwarzes Etwas verursacht eine weiße Schaumkrone wie das Riff, das sich vor unserer Küste entlangzieht. Ich werde stutzig und schaue genauer hin und da ist der Beweis: In etwa 300m Entfernung sehe ich die weiße Fontäne, ich hatte es vermutet - ein Wal! Sind die Wellen zu hoch, kann man die feinen Sprühnebel der Wale, die sie ausstoßen, wenn sie auftauchen um die angehaltene Atemluft nach dem Tauchgang los zu werden, nicht erkennen. Aber heute ist es gerade ruhig genug: Der feine Schleier zeichnet sich deutlich in der Ferne ab, bevor er vom Wind fortgetragen wird. Jetzt bin ich wie gelähmt. Völlig hypnotisiert schicke ich meinen Mann ins Haus um einen „Gugga“ zu holen und bewege meine Augen keine Sekunde von der eben anvisierten Stelle im Ozean weg. Da, noch eine Fontäne – und eine Schwanzflosse diesmal – wow, welch ein Glück! Und sie scheint nicht abzureißen unsere Glückssträhne. Wir sehen noch zig Wale: Mal einen im Sonnenlicht schwarz glänzenden Rücken, mal die weiße Unterseite der mächtigen Fluke (=Schwanzflosse), ein kleinerer Wal springt sogar recht hoch in die Luft, ein anderer peitscht mit einer seiner Brustflossen immer wieder auf die Wasseroberfläche, sodass wir das Klatschen bis hierher hören können. Sicher 20-30 Fontänen sichten wir in diesen wenigen Minuten. Die Buckelwale sind also wieder unterwegs. Jedes Jahr ziehen sie an der Küste Bermudas vorbei, um von ihren tropischen Babystuben in der Karibik zurückzuschwimmen in die kalten kanadischen Atlantikgewässer voll mit dem begehrten Krill und reich an Fischen, um sich mal wieder richtig den Bauch vollzuschlagen. Ich kann mein „Biologenglück“ kaum fassen. Zu wissen, dass diese riesigen, freundlichen Gesellen (Der Buckelwal zählt zwar mit seinen durchschnittlichen 13 Metern und 25-30 Tonnen zu den kleineren Walarten), aber trotzdem: so nahe an uns vorbeiziehen – still an der Oberfläche und mit beeindruckenden Gesängen unter Wasser – das jagt mir jedes Mal wieder eine Gänsehaut über den Rücken. Die Fotos hat eine Freundin von mir, Katarina Hoskins, beim Walewatching vor ein paar Jahren gemacht. 
 
Petra Heinz-Prugger ist Naturpädagogin bei natopia, Nationalparkrangerin und Wiesenvogelbeauftragte des Landes Tirol. Bewusstseinsbildung für Natur- und Umweltschutz – besonders bei jungen Menschen – ist ihr eine Herzensangelegenheit.

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