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Stimmen gegen Beihilfe zur Selbsttötung

Elisabeth Zanon und Experten gegen assistierten Suizid.

Beistehen, nicht verabschieden. Foto: Gerhard Berger
Beistehen, nicht verabschieden. Foto: Gerhard Berger
Die österreichische Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes, zusammengesetzt aus Experten der Bereiche Medizin, Ethik und Strafrecht, hat sich im Februar 2015 dafür ausgesprochen, den Paragrafen 78 des Allgemeinen Strafgesetzbuches dahingehend zu verändern, dass die Beihilfe zur Selbsttötung in Ausnahmefällen möglich sein soll. Die sich daraus ergebende Frage lautet, was einen solchen Ausnahmefall darstellt. In manchen europäischen Ländern sind sehr belastende psychische Erkrankungen Teil dieser Ausnahmefälle – und zugleich werden diese gerade auch in jenen Ländern heftig diskutiert. In den Niederlanden, wo die Sterbehilferegelung im Jahr 2002 eingeführt wurde, hat die hohe Zahl an Fällen inzwischen eine breite Diskussion darüber ausgelöst, wann die Beihilfe ethisch zulässig sei und wann nicht. Die Frage scheint unlösbar. Auch wenn in Österreich derzeit keine so weite Gesetzesänderung geplant ist, dass sie psychische Erkrankungen einschließen würde, sprechen sich derzeit zahlreiche Personen gegen eine Lockerung des Gesetzes aus, darunter Christian Haring, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am LKH Hall und Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention, weiters Georg Schärmer, Direktor der Caritas Tirol, und Elisabeth Zanon, ehrenamtliche Vorsitzende der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft.
Georg Schärmer, Elisabeth Zanon und Christian Haring (von links) widersprechen der Empfehlung der österreichische Bioethikkommission.
Georg Schärmer, Elisabeth Zanon und Christian Haring (von links) widersprechen der Empfehlung der österreichischen Bioethikkommission. Foto: Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
Christian Haring ist davon überzeugt, dass es in der Palliativmedizin ausreichend Möglichkeiten gäbe, um Schmerzen und Atembeschwerden maßgeblich zu lindern. Seine Befürchtung lautet, dass mit der Zeit ein gewisser gesellschaftlicher Druck entstehen könnte, der "besonders ältere Menschen in kostenintensiver Pflege dazu drängen könnte, ihrem Leben als 'aufrichtige, ehrliche Staatsbürger' ein Ende zu setzen." Auch sei bisher unklar, wer den assistierten Suizid tatsächlich umsetzen solle. Georg Schärmer von der Caritas stimmt zu: "Ich habe große Sorge, dass Beihilfe zur Selbsttötung zu einer einforderbaren medizinischen/pflegerischen Dienstleistung werden könnte. Deshalb ein klares Nein zur Veränderung der gesetzlichen Regelung in Österreich. Und ein Ja zu großzügiger Hilfe und Begleitung.“  An diesem Punkt hakt Elisabeth Zanon ein und erinnert an den Grundsatz der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft: "Selbst wenn nichts mehr zu machen ist, kann immer noch viel getan werden.“ Und sie fügt hinzu: "Aus unserer medizinischen und pflegerischen Erfahrung wissen wir, dass wir immer noch etwas für den sterbenden Menschen und – das ist auch sehr wichtig – für seine Angehörigen tun können." Es sei ein Auftrag an die Gesellschaft, sich mit "aller Kraft und allen Möglichkeiten" für Kranke und deren Leben einzusetzen. Daher sei ein klares Nein gegen die Beihilfe zum Suizid vonnöten. Hilfreich in diesem Zusammenhang könnte sein, dass im Juli 2014 ein Hospiz in Hall beschlossen wurde, das nächstes Jahr Baubeginn haben und im Frühjahr 2018 in Betrieb gehen soll.

4 Postings

defregger
vor 9 Jahren

a, Pflegeheime sind ein graus, denn es fehlen tausende von zusätzlichen Pflegerinnen und Pfleger und die Betroffenen sind die Leidtragenden. Die Politik schleicht sich vor diesen Missständen. Schande über alle die Verantwortung tragen und dies ändern könnten. Meine Mutter war in Kurzzeitpflege und ich weiß wovon ich spreche.Gott sei Dank hat man sie wieder nach Hause geholt und sie mit einer Ganztagspflegekraft versorgt. b, Wann ist Lebensqualität nicht mehr Lebensqualität? Der Betroffene fühlt vllt. anders als jeder Außenstehende c, jeder sollte natürlich, wenn noch geistig zurechnungsfähig selbst entscheiden können, wie und wann er sterben möchte d, wenn bereits an Altersdemenz/Demenz erkrankt, wer sollte und kann dann überhaupt darüber entscheiden. Meines Erachtens niemand mehr. e, Jede einzelne Situation muss anders bewertet und evtl.anders entschieden werden

Ich wünsche mir, dass die Personalaufstöckung in Pflegeheimen zeitnah und ohne wenn und aber zu 100% verbessert wird. Und, ich wünsche mir auch, dass jeder seinen eigenen Weg in seiner persönlichen Situation findet bzw. mit Hilfe verantwortungsbewussten Angehörigen, Freunden ect. findet.

 
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gaukler
vor 9 Jahren

"....auch wenn in Österreich derzeit keine so weite Gesetzesänderung geplant ist" machen schon jetzt gewisse Kreise dagegen mobil. Die Caritas muss als kirchliche Organisation natürlich das Heil ihrer Schäfchen bewahren - Leute lasst es! Fr. Dr. Zanon braucht nach ihrem Leben als Politikerin natürlich eine Plattform im öffentlichen Dasein, das könnte jemand Anderes genau so gut machen. Palliativmediziner werden meiner Meinung nach auch ein bißchen überbewertet, denn die wahre "Arbeit" am Krankenbett leistet das Pflegepersonal. Schaut man sich die Situation am Pflegesektor heute an, so sieht man folgendes: knappste Personalressourcen, viel Zeit für unnötige Bürokratie am Computer, der zu Pflegende bleibt leider viel zu oft auf der Strecke. Die Situation wird sich in den kommenden Jahrzehnten nicht verbessern, sondern ganz gewiss verschlechtern. Da faselt man schon die ganze Zeit von Menschenwürde und Recht auf einen würdevollen Tod! Die Realität schaut leider oft ganz anders aus! Ich für meine Situation kann mich eigentlich nur SusiCat-frankfurt und chiller 336 anschließen, lasst mich doch bitte selbst entscheiden!

 
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chiller336
vor 9 Jahren

@ susicat - ich stimme dir voll und ganz zu, es sollte jedem freistehen, gehen zu können, wann man will bzw wenn keine lebenqualität aus gesundheitlichen gründen mehr gegeben ist. für aussenstehende "begleitungen" oder ähnliches wird das nicht akzeptabel sein - und dafür hab ich auch ein gewisses maß an verständnis, denn begleitende personen sind meist nicht gehandicapt und verfügen über eine entsprechende lebensqualität, von daher wäre es vermessen, zu wissen, was einem betroffenen wirklich gut tut und was nicht

 
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SusiCat-frankfurt
vor 9 Jahren

ich habe eine ganz andere sichtweise - aber entscheide nur für meine person, kann aber verstehen, wenn ich mit meinen forderungen nicht allein wäre ... aus meinem fb-kommentar: Ich bin nicht religiös, habe von dieser Seite her keine denkeinschränkungen! Ich bin der Meinung, wenn ich dieses erdenleben verlassen möchte, egal aus welchen Gründen, dann habe ich das Recht dazu. Ich will mich nicht davonstehlen müssen wie einige Prominente in Deutschland, sondern selbstbewußt kundtun ... ich will keine anderen beteiligen, die mein aussteigen nicht unterstützen wollen - also käme schon nicht in Frage mich vor einen Zug zu stürzen oder ähnliches ... Ich möchte eine möglichst schmerzfreie, saubere Verabschiedung mit Hilfe eines wirksamen Präparats und würde auch dafür bezahlen, so wie auch das Leben seinen Preis hat. Eine hygienische Unterstützung in solch einer Situation sollte jedem der es wünscht gewährt werden - wer anderer Meinung ist, darf das gerne für sich entscheiden, aber ich bin der Meinung: ich habe das Recht auf Tod wie ich es gerne möchte .... für die zukunft wünsch ich mir einen gesetzlich geregelten, freien größeren entscheidungsspielraum für die, die gerne gehen wollen ...

 
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