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Südtiroler Hochpustertal sagt zu Verbandsfusion Njet

Kompatscher will Neuaufstellung der Tourismusorganisationen und trifft auf Widerstand.

Es brodelt in den Tourismusgremien rund um die Drei Zinnen. Foto: Tourismusverband Hochpustertal/Udo Bernhart
Es brodelt in den Tourismusgremien rund um die Drei Zinnen. Foto: Tourismusverband Hochpustertal/Udo Bernhart
"Mega-Strukturen, unerfreuliches Zukunftszenario, Damoklesschwert" – drastische Schlagworte, die sich in einer Presseaussendung des Präsidenten des Hochpustertaler Tourismusverbands, Dieter Wurmböck, wiederfinden. Er wendet sich damit gegen eine vom Südtiroler Landeshauptmann Kompatscher geforderte Restrukturierung der Tourismusorganisationen. „Unmittelbare Nähe und Freiwilligkeit sind wichtige Voraussetzungen für eine wirksame Arbeit im Tourismussektor, die mit der Abschaffung der lokalen Organisationen verloren gehen würden,“ betont Wurmböck. Demzufolge etliche Strukturen in Südtirol erfolgreich gezeigt hätten, dass sie sich innovativ und schnell an die Marktsituation anpassen könnten. Die besondere Stärke dieser Vereinigungen sieht er in der regionalen und lokalen Nähe zum Markt. Ein über die unterschiedlichen Regionen „drüber gestülptes, von oben“ gesteuertes Modell könne wegen der zu großen regionalen Unterschiede nicht funktionieren. Vor allem stellt Wurmböck im Namen seiner Verbandsmitglieder die Frage nach dem Grund für eine tiefgreifende Reorganisation, auch weil von ihr keine Kosteneinsparungen zu erwarten seien. Gänzlich verschließe man sich aber einer etwaigen Optimierung zur Effizienzsteigerung der verschiedenen Strukturen in Südtirol nicht: „Wir sind der Meinung, dass sich in Zukunft die Rolle der Tourismusorganisationen ändern wird, aber es bedarf einer genauen lokalen Analyse.“ Ob Landeshauptmann Kompatscher mit seinem Ansinnen durchdringen wird, ist fraglich. Schon bei dem gesetzlich 2011 festgeschriebenen, verpflichtenden Tourismusbeitrag ruderte der Südtiroler Landeshauptmann aufgrund eines Wahlkampfversprechens 2014 zurück. Vor allem die Finanzierung der zehn Tourismusverbände und neunzig Tourismusvereine dürfte ausschlaggebender Grund der Reorganisationswünsche sein. In Südtirol finanzieren sich die Vereine, die sich wieder zu Verbänden zusammenschließen können, aus freiwilligen Zahlungen ihrer Mitglieder. Die Mitgliedschaft im Verein ist ebenfalls freiwillig, was dazu führt, dass entscheidende touristische Beitragsleister wie Bergbahnen oft in die Mittelaufbringung nicht eingebunden sind. Von einer Pflichtmitgliedschaft, die alle Wirtschaftstreibenden in der touristischen Wertschöpfungskette zur Mitfinanzierung der Verbände verpflichtet, wie etwa im österreichischen Teil Tirols, sind die Südtiroler Touristiker weit entfernt. Ihre Organisationsstruktur können sie weitgehend frei wählen. Über die Finanzierung einer neuen Organisation macht sich auch der Hochpustertaler Verbandspräsident seine Gedanken, da über sie bisher nicht ausführlich diskutiert worden sei und die die Entscheidung über eine Reorganisation maßgeblich beeinflussen würde.
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

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