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Hamburg brennt für Olympia, oder?

Olympiabefürworter machen mit bunten Regencapes Stimmung für die Abstimmung.

In bunten Regencapes bildeten die Olympiabefürworter die fünf Ringe. Fotos: Feuer und Flamme Initiative der Olympia-Bewerbung, Hamburg 2024
In bunten Regencapes bildeten die Olympiabefürworter die fünf Ringe. Fotos: Feuer und Flamme - Initiative der Olympia-Bewerbung, Hamburg 2024
Hamburg hat eine ziemlich hohe Niederschlagszuverlässigkeit. Deswegen ist der geübte Stadtbewohner mit Friesennerz, Funktionsbekleidung und Regencapes meist gut ausgestattet. Farblich hält sich der Hamburger bei seiner Outdoorbekleidung an dezentes Schwarz, manchmal durchbrochen vom leuchtenden Gelb dickwandiger Regenmäntel. Farbiger Partnerlook ist selten zu beobachten. Nicht so letzten Sonntag, den 8. November, als im herbstlichen Hamburger Stadtpark ein Zeichen gesetzt werden sollte. Die Privatinitiative für eine Olympiabewerbung Hamburgs hatte via Social Media zu einem Rekordversuch aufgerufen, der einem Londoner Vorbild den Rang ablaufen sollte, indem von Tausenden die Olympischen Ringe nachgebildet werden sollten. Um die britischen Giuness-Rekordhalter zu schlagen, mussten mehr als 5.963 Teilnehmer gezählt werden. Laut überreichter Urkunde sollen nach dreifacher Zählung 6.211 Menschen in einer Choreographie von in sich drehenden und nach außen wabernden Ringen das Rekordziel erreicht haben.
Auf ein Startsignal hin liefen die Teilnehmer zunächst quer über eine Wiese.
Auf ein Startsignal hin liefen die Teilnehmer zunächst quer über eine Wiese.
Man möchte meinen, Hamburg habe im Moment andere Probleme als die Bewerbung für die Olympischen und Paraolympischen Spiele 2024. Eine Sicht, die von knapp 50 Olympiagegnern zum Ausdruck gebracht wurde, wenn auch nicht mit dem von ihnen gewünschten Erfolg. Das mit weißem Papier geformte „NO“ vor den Ringen wurde von findigen Befürwortern mittels eines ebenso schnell geformten „W“ zu einem „NOW“ umgestaltet. Jetzt streiten sich Befürworter und Gegner gerade darum, wie viele Menschen tatsächlich im Stadtpark Rekorde aufgestellt haben, oder eben nicht. Um Zahlen und vor allem ums Zahlen geht es für Hamburg im Fall der Austragung der Spiele in jedem Fall. Auch schon jetzt, da Ende November ein Bürgerreferendum über die Bewerbung abgehalten wird. Die Stadt, die schon bei der Berechnung der Kosten für die Neverending Story der Elbphilharmonie Besonderes geleistet hat, hat vor Kurzem Zahlen vorgelegt, die das finanzielle Engagement Hamburgs belegen und abgrenzen sollen. 11,2 Milliarden Euro Gesamtkosten veranschlagt man. Abzüglich der Garantiezahlungen des IOC verblieben noch 7,4 Milliarden, von denen Hamburg gerade mal 1,2 tragen will, den Rest soll der Bund stemmen, der sich ob so viel hanseatischer Großzügigkeit noch ein wenig ziert. „Feuer und Flamme für Olympia“ lautet der Slogan der Befürworter, andere sagen:„Wir brennen für Olympia“. Als Ausländer mit österreichischem Migrationsvordergrund, der nicht abstimmungsberechtigt ist, drängt sich mir nicht nur wegen meiner sprachlichen Prägung der Eindruck auf, Letzteres könnte im Falle einer Zustimmung sehr wahrscheinlich sein.
Binnen Sekunden bildete sich die Ringformation, deren Bilder später von Gegner wie Befürwortern manipuliert wurden.
Binnen Sekunden bildete sich die Ringformation, deren Fotos später von Gegnern wie Befürwortern manipuliert wurden.
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

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