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Wie sieht denn Ihr idealer Winterurlaub aus?

Wir setzen unsere kleine Umfrage auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt fort.

Es weihnachtet noch nicht so sehr auf Hamburgs bekanntestem Weihnachtsmarkt. Obwohl alle Register gezogen werden und zwar von einem gebürtigen Österreicher, Bernhard Paul, dem Chef des Zirkus Roncalli, der um die Wichtigkeit der perfekten Inszenierung von Ambiente und schönem Schein weiß. Kulinarik, glitzernde Aufmachung, warmes Licht und eine geschmackvolle Präsentation zeichnen seine kaufkraftsteigernde Winterillusion aus. Auch die Österreich Werbung nimmt in ihrer Veröffentlichung „Wissenschaft des Winters“ Bezug auf die psychologischen Faktoren, die Winterlandschaft und Schnee-Idylle auf deutsche Wintergäste haben, aber nur einen begrenzten Teil erreichen.
Der Hamburger Weihnachtsmarkt – ein guter Ort, um Einheimische nach ihren Winterträumen zu fragen. Foto: Stadt Hamburg
In der Nähe eines Standes, der von den Hamburgern „Der Südtiroler“ genannt wird und eigentlich „Schlüters Alpenwelt“ heißt, suche ich nach Menschen, die mir erzählen, was ihren perfekten Winterurlaub ausmacht. Rund um den alpin aufgerüschten Stand suche ich nach deutschen Gästen und finde italienische, russische und asiatische Kundschaft. Einen Stand weiter werde ich fündig.
Christine, Christian und Kilian sind die ersten, die mir freundlich Auskunft geben, wonach sie sich im Winter sehnen. Schnee? Nein: Sonne! Fotos: Dolomitenstadt/Kiniger
  Wie sieht Ihr Winterurlaub idealerweise aus? Christine: Das wollen Sie bestimmt jetzt nicht hören, aber wenn dann Sonne. Sonne, Strand und Meer. Schnee, Eis und Berge reizt Sie nicht? Christine: Haben wir noch nie gemacht. Ich bin noch nie auf Ski gestanden. Reizt mich zwar schon, aber wir waren da noch nie. Winterambiente hat dann keine Anziehungskraft auf Sie? Christian & Christine: Doch, doch, definitiv. Österreich ist tatsächlich sogar unser nächstes Urlaubsziel, wobei dann im Sommer, ins Salzburger Land. Kilian, haben Sie einmal überlegt Ski zu fahren? Kilian: Habe ich noch nicht überlegt. Bis jetzt noch nicht. Das reicht so auch schon. Christian: Wenn dann Snowboarden. Wobei uns die Hüttenatmosphäre einfach anspricht. Es gibt hier in Hamburg ja die eine oder andere Restauration, die Hüttenflair anbietet und die Hütten extra aufgebaut haben. Da sind wir dann auch gerne. Das Urige zieht uns schon sehr an, das finden wir schon ganz klasse. Würden Sie sich gezwungen fühlen, Ski zu fahren, wenn Sie in die Alpen auf Urlaub fahren würden? Christine und Christian: Nein, überhaupt nicht. Wenn’s schön ist, eine tolle Atmosphäre hat und man Wandern kann, dann reicht das schon. Christine: Als Kind war ich öfters in Österreich, dann halt immer im Sommer und zum Wandern. Christian: Vor zwei Jahren war ich dienstlich in Salzburg, habe dann auch eine Rundfahrt gemacht, war auch in Innsbruck – da habe ich zu meiner Frau gesagt, da müssen wir unbedingt mal hin. Steht ganz oben auf der To-Do-Liste. Ich erinnere mich an eine Presseaussendung, in der der Tiroler Tourismusreferent, Landeshauptmann Günther Platter, vor Jahren sagte, der größte Konkurrent des Tiroler Winterurlaubs seien Sonne und Strand. Christine, Christian und Kilian sind nicht die einzigen Deutschen, die mit Skifahren wenig anfangen können. Die Studie der Österreich Werbung sagt, knapp 60 Prozent der Deutschen kann nicht Skifahren, gut 26 Prozent haben schon wieder damit aufgehört. Knapp 4,8 Prozent, ein Prozent weniger als 2012, gaben 2015 an, „ziemlich sicher“ einen Skiurlaub zu planen.
Reinhard und Angelique sind die ersten Skiurlauber, die mir begegnen. Die Dolomiten kennen sie, Osttirol sagt ihnen wenig.
  Anders als Angelique und Reinhard, die begeisterte Skiurlauber sind. Sie haben mein Gespräch mitverfolgt. Reinhard: Wir fahren zwei Wochen nach Ramsau. Angelique: Du kommst aus den Dolomiten? Da kommen wir gerade her, dort waren wir im Sommer. Reinhard: Quasi Südtirol komplett, vom Reschen über Bozen bis zu den Drei Zinnen. Doch bis dahin sind wir nicht ganz gekommen, weil wir wegen eines Unwetters nicht weitergekommen sind, da waren die Straßen gesperrt. Wie sieht euer perfekter Winterurlaub aus? Angelique: Viel Schnee! Reinhard: Und keine Knochenbrüche! Hat also schon stattgefunden? War die Piste zu hart? Angelique: Nein, sulziger Schnee und ein wenig Unachtsamkeit. Quasi Anfänger aus dem Flachland. Einfach doof gefallen. Wie lange fahrt ihr schon Ski? Angelique: Das erste Mal war bei mir etwa 2005. Reinhard: Wir fahren zwar nicht regelmäßig Ski, aber hatten das immer schon auch mal vor. Angelique: Wir sind einfach gerne draußen, im Sommer auf dem Rad, im Winter auf der Piste. Reinhard: Auch Langlaufen. Wir sind da schon auch heiß drauf. Selbst wenn wir es nicht von Kindesbeinen an können, dann nimmt man halt Unterricht und dann geht das schon. Wie wichtig ist euch Atmosphäre? Reinhard: Super wichtig. Angelique: Das muss stimmen, auch das Ambiente im Restaurant. Reinhard: Wir wohnen dort in einer kleinen Pension mit Bauernhof. Da ist allein schon der Geruch aus dem Kuhstall original. Ein paar Haflinger, ein paar Kühe im Stall und Enten. Angelique: Die Leute sind freundlich und aufgeschlossen. Reinhard: Wir waren schon an vielen Orten, in Obertauern, davor war ich in Serfaus. Serfaus wird häufig genannt. Warum glaubt ihr? Reinhard: Das ist halt bekannt. Mir war das schon zu groß, zu viel los. Jetzt fahren wir im Jänner, nach Weihnachten, da ist weniger los und mehr Schnee. Letztes Jahr im März war mit Schnee wenig los. Wisst ihr wo Osttirol ist? Angelique: Nein. Reinhard: Doch, das ist doch Pustertal, oder? Das war so ein Tipp von meinem Zahnarzt. Angelique: Aber Sella-Ronda ist doch noch Südtirol. Also irgendwie habt ihr beide recht. Früher hat Osttirol ja bis zur Mühlbacher Klause gereicht. Jetzt ist das ein wenig anders. Einmal mehr fällt mir auf, wie irreführend Regionsbezeichnungen sind. Schon vor Jahren auf der ATB (Austrian Tourismusbörse) hörte ich, wie jemand nach Unterkünften in Osttirol suchte, und dabei den Kitzbühler Raum meinte. Ich suche weiter nach dem idealen deutschen Winterurlaub. Treffe auf noch mehr internationale Touristen und ein junges Paar aus dem Schwarzwald, das sagt, es müsse für den idealen Winterurlaub nicht von zu Hause wegfahren. Dann begegne ich Dagi und Olli.
Olli und Dagi sind typische Städteurlauber, baumeln aber auch gern mit der Seele und könnten sich einen gemütlichen Winterurlaub mit Wellness vorstellen. Osttirol? Nie gehört.
Olli: Wir kommen aus der Lüneburger Heide, wo die größte Erhebung der Brocken ist. Wer Skifahren lernen will, kann das dort auch ganz gut machen. Ihr macht euren Urlaub am liebsten dort wo’s warm ist? Olli: Häufig ja. Weil das in der dunklen Jahreszeit schon hilft, einfach die Seele baumeln lassen und sich auch nicht so großartig zu betätigen. Am Jahresende finde ich, braucht die Seele ein wenig Sonne und Ruhe, Vitamin D, sag ich mal. Dass wir nicht Skifahren hat auch sicher damit zu tun, dass weder die Eltern oder die Großeltern skigefahren sind. Ich habe das einmal in der Schweiz probiert und nach einer halben Stunde Training hat das schon ganz gut funktioniert. Aber es hat mich einfach nicht gepackt. Dagi: Bei mir gab es da auch keinen Zugang. Wir haben zwar Freunde, die mit ihren vier Kindern auf Skiurlaub fahren und das auch schon von Anfang an machen. Wir noch nie. Und dann sind da zwei bis dreitausend Euro für vier bis sechs Personen als Urlaub auch nicht drin. Spielt die Entfernung für euch eine Rolle? Olli: Nein, überhaupt nicht. Wir machen immer wieder Städteurlaub in Europa. Und wir waren in den Herbstferien gerade mit dem Auto am Gardasee, noch einmal ein wenig Sonne tanken. Also Alpen ja, aber nur im Sommer? Olli: Nein, nicht unbedingt. Im Winter aber nicht unbedingt in Verbindung mit Skifahren. Alles was mit Seele baumeln zu tun hat, das sagt uns zu. Dagi: Wandern steht auch einmal auf dem Programm. Also mit dem richtigen Ambiente, einem guten Wellnesshotel, damit könnte man euch kriegen? Dagi: Mit einem guten Wellnesshotel immer. Olli: Wir waren vor Kurzem auch in Wien. Dann seid ihr also eher klassische Städtereisende? Dagi: Wir haben im Feber 2017 Dublin und London gemacht. Olli: Wir sind nur nicht wirklich so schneebegeistert. Was auch damit zu tun hat, dass wir hier schon lange keinen richtigen Winter mehr mit Schnee hatten. Wäret ihr für sportliche Großereignisse zu begeistern? Dagi: Wir wollen unbedingt einmal zum Biathlon. Aber sonst sind wir klassische Fussballfans. Als abschließende Frage: Wart ihr schon einmal in Osttirol? Olli: Südtirol, ok, das ja, aber Osttirol? Dagi: Was liegt da?
Diese Interviews sind Teil einer kurzen Serie zum Thema: Was wünscht sich eigentlich der deutsche Wintergast? Dolomitenstadt-Autor Marcus G. Kiniger hört sich dazu in seiner derzeitigen Heimatstadt Hamburg um.    
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

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