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Zwei Künstler aus Virgen und kein Plan B

Ein Gespräch mit Michael Lang und Gerold Leitner, den Köpfen hinter „Skulp-tour“.

„Skulp-tour“, das Künstlerfestival in Virgen, geht dem Ende zu und ich treffe noch einmal die beiden Männer, die dieses Festival federführend inszenieren: Michael Lang und Gerold Leitner. Beide leben ihre Kunst. „Für mich gab es nie einen Plan B“, beginnt Michael zu erzählen. Bereits im Alter von sechs Jahren fing er an „herumzuprobieren“. Später besuchte er die Fachschule in Elbigenalp und stand unter dem künstlerischen Einfluss seines Onkels, Alois Lang. „Die Familie muss hinter dir stehen. Das ist der größte Reichtum, den der Künstler besitzt.“ Michael erzählt stolz: „Ich arbeite quasi vor der Haustür, und meine Kids kommen vorbei wann sie wollen und arbeiten selbst auch schon fleißig mit.“
Michael Lang. Foto: Dolomitenstadt/Sarah Hatzer
Auch Gerold Leitner war noch ein Kind, als er im Keller die Schnitzeisen seines Vaters entdeckte und sofort neugierig wurde. Natürlich probierte er sie gleich aus. Die Sucht war geweckt. Sein Onkel verleimte ihm einen Holzklotz und der kleine Gerold versuchte sich an einer ersten „Klaubauflorve“. Schließlich landete auch er in der Schnitzschule in Elbigenalp, nachdem er schon in der Hauptschule bei Michael Lang im Atelier „geschnuppert“ hatte. Lang und Leitner haben nicht nur ähnliche Wurzeln, auch ihre Einstellung zur Kunst und zum Leben ähnelt sich. „Viele haben lieber einen sicheren Job und ein regelmäßiges Einkommen,“ lacht Michael. Er spricht davon, wie wichtig es sei, Tiefschläge und Kämpfe im Leben zu meistern: „Die Situationen, wenn man am Boden ist, bringen das Gefühl in die Arbeit.“ Aus diesem Gefühl werde schließlich ein Bild im Kopf, das er sofort umsetzt. Und Geld? „Fängt die Kunst erst einmal an, sich um Geld zu drehen, dann hört sie auf.“ Das kennt auch Gerold Leitner. Die Aufträge kommen und gehen, viel ist dem Zufall überlassen. „Ich glaube, deswegen sind wir alle ziemlich locker drauf. Man darf sich nicht auf etwas versteifen.“
Gerold Leitner. Foto: Dolomitenstadt/Sarah Hatzer
Beide Künstler unterscheiden genau zwischen Auftragsarbeiten und freiem Schaffen. „Bei Aufträgen weiß man, was man machen will und sucht sich den passenden Stein“, erzählt Michael. Anders sei das mit Findlingen: „Ein Findling springt dich an, da wird dir alles vom Stein gegeben.“ Das sei viel reizvoller und trage mehr Energie in sich. Und Gerold Leitner nennt noch eine Energiequelle: „Das Schönste für mich ist es, wenn jemand meine Ateliertür mit einem breiten Grinsen verlässt. Nichts auf der Welt bedeutet so viel wie dieser Moment.“ Und was fällt den beiden zum Begriff Kunst ein? „Kunst ist wie eine Sucht“, erklärt Lang und Leitner verweist auf eine besondere Wirkung: „Kunst ist, Brücken zwischen Generationen zu spannen. Das kann man hier in der Bildhauerwerkstatt gut sehen.“ Ihr Festival soll natürlich weiter wachsen und gedeihen: „Es ist für die Künstler einfach toll, hier zu arbeiten. Wir belästigen niemanden mit dem Lärm. Die drei Wochenenden haben viel Arbeit mit sich gebracht, aber es lohnt sich auf jeden Fall, für so etwas Schönes an seine Grenzen zu gehen.“ Der Skulpturenpark in Virgen wandle sich ständig, nicht nur durch neue Objekte, sondern auch durch die Natur: „Kommt der Besucher im Frühling, wenn alles blüht, oder im Herbst wenn die Blätter fallen – er hat immer ein anderes Erlebnis.“ Am Samstag, 28. Juli, findet das Abschlussfest von Skulp-tour 2018 mit Virger Vereinen statt.

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