Sofiia (15) und Marta (17) sind Freundinnen, wissbegierig, lebensfroh und voller Erwartungen für ihre Zukunft in der Ukraine bis zu dem Tag, an dem ihre Träume und Pläne für die nächsten Jahre zerbarsten wie die Fensterscheiben der Schule in ihrer Heimatstadt Schytomyr nach der Detonation einer russischen Bombe. Damit war für die Mädchen und deren Eltern klar, dass die eigene Heimat nicht mehr sicher ist.
Mit ihren Müttern, die Großcousinen sind, ging es nur mit dem Nötigsten, in Rucksäcke gepackt, Richtung Polen. Bis zur ukrainischen Grenze durften die Flüchtenden mit dem Auto fahren, danach mussten alle zu Fuß weiter. Am 4. März dieses Jahres verließen Sofiia und Marta mit ihren Müttern ihr Heimatland. Die Vier wollten zunächst nach Warschau. Zwölf Stunden warteten sie auf freie Plätze in einem der Busse in die polnische Hauptstadt. Als sie es dann geschafft hatten, ging es trotz großer Erschöpfung mit dem Zug weiter nach Wien und schlussendlich dann nach Lienz, wo die Frauen am 8. März ankamen.
Sofiia und Marta sind sehr erleichtert, seit ihrem Eintreffen in Osttirol. Sie fühlen sich sicher und es gefällt ihnen recht gut in Lienz, aber natürlich wünschen sie sich nichts mehr als ihre Väter und die anderen Familienmitglieder, die in der Ukraine bleiben mussten, wiederzusehen. Den Verwandten der beiden geht es gut und sie sind in Sicherheit. Sofiia und Marta hoffen, dass das trotz der aktuell kritischen Lage auch so bleibt, symbolisch klopfen sie dafür immer auf Holz.
Durch ihre Offenheit und Dankbarkeit haben Sofiia und Marta schnell Anschluss und neue Freunde in Osttirol gefunden. Gute Möglichkeiten dazu haben sie im Cine X, wo die Mädchen mehrmals in der Woche arbeiten, und in der 6B-Klasse des BG/BRG Lienz. Denn seit den Osterferien nehmen die jungen Ukrainerinnen als Gastschülerinnen in ausgewählten Fächern am Unterricht teil.
Die Verständigung klappt im Unterricht und in der Freizeit beinahe einwandfrei, denn Sofiia und Marta besuchten in Schytomyr ein Gymnasium mit Sprachfokus und sprechen sehr gut Englisch. Zudem lernt Sofiia seit neun Monaten in ihrer Freizeit Deutsch. Trotz der schwierigen Umstände steht sie noch im engen Kontakt mit ihrer Privatlehrerin. Mit ihr gemeinsam bereitet sich Sofiia im Fernunterricht auf eine anstehende Deutsch-Prüfung vor. Danach möchte sie mit dem B1-Niveau Kurs fortsetzen.
Mit den restlichen Lehrerinnen und Lehrern des Gymnasiums ihrer Heimatstadt gestaltet sich der Kontakt schwieriger, denn viele haben ebenfalls die Ukraine verlassen und keine Möglichkeit mehr, Videokonferenzen für ihre Schülerinnen und Schüler zu organisieren. Eine gute Ausbildung ist für Sofiia und Marta trotzdem besonders wichtig, das betonen sie immer wieder.
Deshalb lernen die beiden mit Downloads ihrer Schulbücher auf den Handys selbstständig weiter, was keinesfalls leicht ist. Gerade für Marta, die kurz vor ihren Abschlussprüfungen steht und sich darauf zurzeit intensiv vorbereitet. Weil noch nicht einmal ganz klar ist, wie diese Prüfungen online ablaufen sollen, ist das eine große Herausforderung. Klappt die Matura trotz Krieg, dann hat die Elftklässlerin auch bereits eine Anmeldung für eine Uni in Kiew in der Tasche. Dort will sie ab Herbst 2022 studieren!
Sofiia und Marta versuchen mit Zuversicht und einer großen Portion Fleiß ihren neuen Alltag zu meistern und sich auf die positiven Momente und Erlebnisse zu konzentrieren. Besonders berührt sind sie von den Spendenaktionen, die in Lienz für ihr Land veranstaltet werden und davon, dass sich so viele Menschen in ihrem Alter für ihre Situation einsetzen.
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Cooler Bericht und den Mädchen und ihren Familien alles Gute
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