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„Radical Optimism“ – Wie gut ist Dua Lipas neues Album?

In der 7. Ausgabe von Dolo Music hören wir rein. Außerdem: Willow macht Jazz – und der ESC steht vor der Tür.

Auch heute müsst ihr wieder mit mir allein klarkommen, aber ich glaube, das hat letzte Woche schon recht gut funktioniert und wird auch heute wieder klappen. Wir hören wieder sehr viel Musik, schielen ein wenig nach Malmö, wo in den kommenden Tagen der 68. Eurovision Song Contest stattfindet, und werden uns auch mit jeder Menge neuer Veröffentlichungen beschäftigen.

Zum Beispiel mit Dua Lipa! Endlich ist das dritte Album des britischen Superstars erschienen. Radical Optimism hat sie es getauft und sich damit der äußerst schweren Aufgabe gestellt, ein passendes Nachfolgewerk für ihr zurecht hochgelobtes zweites Album „Future Nostalgia“ zu erschaffen.

Radical Optimism ist im Vorfeld seinem Namen gerecht geworden, Dua hat sich mit Kevin Parker und Danny Harle zwei Erfolgsproduzenten an Bord geholt, die vor allem auch in der experimentellen Pop-Musik ihre Stärken ausspielen können. Dua selbst erklärt, sie habe sich stark von Massive Attack inspiriert haben zu lassen. Von diesen Trip-Hop-Klängen gibt es allerdings nichts zu hören. Leider.

Radical Optimism ist ein sehr lockeres Sommeralbum mit elf Songs geworden. Das durchgängige Feuerwerk von Future Nostalgia hat Dua nicht abfeuern können – aber genügend gute Momente kreiert, die das Album hörenswert machen. Außerdem vermeidet sie es, das Taylor Swift’sche-Seelenstriptease-Spiel mitzuspielen – was ich persönlich gut finde. Ich will nämlich echte Bops hören und nicht ständig von irgendwelchen Beziehungsdetails penetriert werden. Es gibt Tracks, die zeigen Duas Können. Trotz anderen Ankündigungen ist sie also ihrem Stil ziemlich treu geblieben.

Eine andere Künstlerin geht dafür tatsächlich immer radikale Wege – nämlich Willow. Die Tochter von Will Smith hat ihre Karriere mit R&B und Pop begonnen, sich zuletzt aber vermehrt den verzerrten Gitarren im Punk, Grunge und Rock zugewandt. Jetzt hat sie – überraschend schnell – ein Album veröffentlicht: Empathogen. Und dieses Mal macht Willow Jazz, geht in die avantgardistische Richtung. Dieser Stilwechsel ist nicht nur außerordentlich mutig, sondern fantastisch gelungen. Die zwölf Tracks überraschen mit Finesse, sind klar und doch verspielt. Klingt mächtig!

Außerdem steht der Songcontest vor der Tür, die Musikwelt blickt in den kommenden Tagen nach Schweden, zum immer ein bisschen schrulligen, aber gerade auch deswegen sehr kultigen größten Gesangswettbewerb der Welt. 37 Länder sind insgesamt am Start. Wer den Modus nicht kennt: Am Dienstag und am Donnerstag findet je ein Halbfinale statt, wo 15 bzw. 16 Länder antreten und jeweils zehn Beiträge ins Finale am Samstag einziehen. Dort wartet mit dem Gastgeberland Schweden und den Big Five – den größten Geldgebern – namentlich Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien, die fix Qualifizierten. 26 Länder machen sich die Sache also aus.

Kaleen, die für Österreich antritt, wird am Donnerstag erstmals auf der Bühne stehen. Ich habe sie schon hier bei Dolo Music begrüßen dürfen – wer es noch nicht gehört hat, soll bitte danach noch mal in Folge 2 reinhören. Derweil aber bitte noch dableiben. Glaubt man den Wettquoten, dann machen sich Kroatien und die Schweiz den Sieg aus. Die beiden Songs fallen sehr unterschiedlich aus.

Baby Lasagna, der mit dem Song Rim Tim Tagi Dim für Kroatien antritt, macht eine ganz komische Mischung aus Metal, Techno, Pop aber auch Trap. Also wirklich ein wilder Genresalat, der auf einen eingängigen Chorus setzt. Die Lyrics sind spannend, behandeln das Auswandern vieler junger Kroaten in andere Länder, um eine bessere Zukunft zu erreichen. Mit ein wenig Augenzwinkern. Ich denke, das Lied spiegelt die Prise Verrücktheit – das Alleinstellungsmerkmal des ESC – sehr gut wider.

Für die Schweiz tritt Nemo an und hier wird so ziemlich alles geboten, was den ESC auszeichnet: Offenheit, Gleichheit, Akzeptanz. The Code heißt der Song, der mit vielen verschiedenen Ebenen daherkommt und schon ein ziemliches Brett ist – auch wenn der Falsett-Teil zunächst vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig klingt. Insgesamt wird hier das Leben einer nicht-binären Person beschrieben, die Herausforderungen und eben auch die Codes, die man brechen muss, um zu Akzeptanz zu kommen. Einer der Topfavoriten dieses Jahr.


Dolomitenstadt wünscht viel Spaß mit diesem neuen Format. Unser Podcast ist lizenziert durch AKM und AUSTRO MECHANA und auch auf Spotify und Apple Podcast zu hören.

Martin Senfter ist Grafiker und Journalist, vor allem aber liebt und lebt er Musik, schreibt darüber und holt die Menschen vor den Vorhang, die Musik machen. In der Serie „Dolo Music“ stellt er wöchentlich seine Lieblingstracks und deren Schöpfer:innen vor.

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