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SOS-Kinderdorf Osttirol feiert 70-jähriges Bestehen

Zwischen 50 und 60 Kinder und Jugendliche finden im „Dorf im Dorf“ ein stabiles und sicheres Zuhause.

Am 23. Oktober 1955 wurde in Nußdorf-Debant das weltweit zweite SOS-Kinderdorf feierlich eröffnet. Nach 70 Jahren an der Seite von Kindern, Jugendlichen und Familien wird heuer groß gefeiert. Das Fest startet morgen Freitag, 13. Juni, um 13.00 Uhr. Livemusik, Tombola, Spielestation und ein Grillfest sorgen für ein buntes Programm. „So ein großes Fest gab es bei uns noch nie“, betont Guido Fuß, Osttiroler Kinderdorfleiter, während er die Vertreter:innen der Osttiroler Medien willkommen heißt. Anlässlich des Jubiläums lud das Kinderdorf am Donnerstagvormittag, 12. Juni, zu einem Pressegespräch. 

(v.l.) Egon Wibmer, Leiter Mobile Familienarbeit Osttirol, Barbara Steinlechner, Sozialpädagogin, Wohngruppe Osttirol und Guido Fuß, SOS-Kinderdorf-Leiter Osttirol. Foto: Dolomitenstadt/Hassler

SOS-Kinderdorf im Wandel

Als Guido Fuß vor 28 Jahren als einer von insgesamt zehn Mitarbeitenden im SOS-Kinderdorf zu arbeiten begann – heute sind rund 90 Mitarbeitende beschäftigt –, umfasste das Dorf sieben Familienhäuser und eine Wohngruppe für Jugendliche. Mehr als 300 Kinder und Jugendliche fanden dort über einen Zeitraum von rund fünf Jahrzehnten ab der Gründung ein stabiles und sicheres Zuhause.

2012 wurde das SOS-Kinderdorf Nußdorf-Debant dann umfassend neugestaltet – sowohl architektonisch als auch konzeptionell. Es entstand ein „Dorf im Dorf“. Kinder, Jugendliche und Gemeindebürger:innen leben seitdem Tür an Tür in der Hermann-Gmeiner-Straße. Der Fokus liegt auf einem integrativen Miteinander. Die jungen Menschen profitieren vom realen Lebensumfeld, in dem sie soziale Kompetenzen und gegenseitiges Verständnis entwickeln.

Das „Dorf im Dorf“ besteht inzwischen aus fünf Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, einer Kinderdorffamilie und dem betreuten Wohnen für junge Erwachsene. Seit 2023 gibt es außerdem eine kleine Wohngruppe für Kinder mit besonders hohem Unterstützungsbedarf. Rund 50 bis 60 Kinder, hauptsächlich aus Tirol und Oberkärnten, leben dort gleichzeitig. Derzeit sind sie zwischen drei und 20 Jahren alt, bis maximal 21 dürfen sie bleiben. In Zukunft will man weitere Plätze schaffen.

Ein Archivbild aus 1959. Foto: Dina Mariner
Seit 2012 setzt das SOS-Kinderdorf Nußdorf-Debant auf integratives Betreuen. Foto: SOS-Kinderdorf

Familiärer und strukturierter Alltag

Das Angebot im SOS-Kinderdorf basiert auf Flexibilität und persönlichem Bedarf. „Früher war die SOS-Kinderdorf-Mutter die zentrale Bezugsperson, heute setzen wir auf vielfältige, professionelle Teams und individuell angepasste Betreuungsformen“, erklärt Fuß. So unterschiedlich die Kinder sind, so unterschiedlich sind auch ihre Bedürfnisse. In den Wohngruppen werden die Kinder und Jugendlichen rund um die Uhr von ausgebildeten Pädagog:innen betreut.

Durch einen strukturierten Alltag wird ihnen zusätzlich Halt gegeben. Rituale und fixe Zeiten, etwa für Mahlzeiten und Schlafengehen, vermitteln Stabilität und Sicherheit, erklärt Barbara Steinlechner. Seit 14 Jahren arbeitet sie als Sozialpädagogin. Sie beschreibt den Alltag zusätzlich als sehr familiär. Nach der Schule helfen die Betreuer:innen bei den Hausaufgaben, verbringen Zeit in der Natur und fahren mit den Kindern zu Terminen. Auch für Hobbys bleibt Zeit. Egal ob Tanzen, Reiten oder Musizieren – die jungen Menschen dürfen sich nach ihren Vorstellungen kreativ ausleben.

Einige der Kinder und Jugendlichen haben auch Kontakt zu ihren leiblichen Eltern bzw. zu den Familien, in denen sie vor dem Einzug ins SOS-Kinderdorf gelebt haben. Grundsätzlich ist es das Ziel, das Kind bei Möglichkeit in die Herkunftsfamilie zurückzuführen. Ansonsten unterstützen die Sozialpädagog:innen die Jugendlichen dabei, schrittweise ein eigenständiges Leben zu führen. Zu diesem Zweck mietet das SOS-Kinderdorf Wohnungen, in denen die Jugendlichen einen selbstbestimmten Alltag kennenlernen.

Mit Rat und Tat

Wenn Plätze in den Wohnungen frei werden, sind diese schnell wieder vergeben. Dabei soll es die Ausnahme bleiben, dass Kinder aus ihren Familien geholt werden. SOS-Kinderdorf Osttirol setzt daher bereits seit 20 Jahren auf Prävention. So unterstützt die Mobile Familienarbeit seit 2005 besonders belastete Familien dabei, Krisen zu bewältigen und tragfähige Strukturen im Alltag aufzubauen. Insgesamt wurden seit Beginn über 40.000 Stunden individueller Begleitung geleistet. „Der Bedarf steigt“, informiert Egon Wibmer, der pädagogische Leiter der Mobilen Familienarbeit. „Wir stehen mit Rat und Tat zur Seite“, beschreibt er sein Team, das aus fünf Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter besteht.

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

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