Es ist Samstag, 15.30 Uhr. Ein weißer Kastenwagen mit Anhänger rollt auf das Festgelände in Rittersdorf, Gemeinde Irschen. Am Abend findet dort der Kirchtag statt. Die örtliche Feuerwehr lädt ein. Für die musikalische Unterhaltung haben die Veranstalter die Band „Mölltal Sound“ engagiert.
Elias und Fabian steigen aus dem Fahrzeug, das mit den Aufschriften „Keine Party ohne uns“ und „Mölltal Sound on Tour“ foliert ist. Sie sind die ersten zwei der sechsköpfigen Formation. Einige Hände werden geschüttelt. Die beiden sind bekannt. Einerseits, weil die Band schon beim letztjährigen Kirchtag auftrat, andererseits, weil Elias und Fabian, anders als der Bandname vermuten lässt, aus der Nachbargemeinde Dellach i. D. kommen.
Der Mölltaler Anteil der Band ist noch unterwegs. In der Zwischenzeit wird der Anhänger ausgeräumt. Ein Handy klingelt. „Die rufen bestimmt an, weil sie den Weg nicht mehr kennen“, sagt Fabian und hebt ab. Er schmunzelt. Ein paar Minuten später parkt ein Kleinbus am Festgelände. Florian, Max, Rene und Marco haben mithilfe von Fabians Wegbeschreibung schließlich auch zum Treffpunkt gefunden.
Mit acht zusätzlichen Händen geht es noch schneller voran. Was die Anfang 20-Jährigen außerdem eifrig wie Kabel und Stative verteilen, ist gute Laune! Die Jungs sprühen vor Charme und Witz, in ihrer Nähe fühlt man sich direkt willkommen. Ihre kecken Sprüche fliegen wie Konfetti durch den Raum. Bei aller Blödelei bleiben sie aber herzlich. Mit genau dieser authentisch, mitreißenden Art überzeugt Mölltal Sound regelmäßig Veranstalter wie Zuhörer.












Tonanlage, Lichtanlage, Kabel, Instrumente und Mikrofone. Die Bühne nimmt Gestalt an. Von außen betrachtet wirkt der Aufbau wie eine gut einstudierte Choreografie. Die Jungs sind routiniert. „Learning by Doing“, sagt Rene und bringt es auf den Punkt. Mit den Jahren ist nicht nur das Equipment gewachsen, sondern auch ihr Wissen über Technik – die Band hat sich seit 2018 vom Volksmusik-Trio zu einer energiegeladenen Partyformation entwickelt.
Von Ostern bis Mitte Oktober sind die sechs Jungs fast ohne Ausnahme jedes Wochenende auf Achse – quer durch Österreich, Deutschland, die Schweiz und Südtirol. Im September dieses Jahres geht's außerdem erstmals in die Niederlande zum „Maas en Waalse Oktoberfeesten“. Auch auf Osttiroler Veranstaltungen heizte Mölltal Sound bereits ein. „Der Jungbauernball in der RGO-Arena war heuer ein cooler Auftritt. Da sind wir auf die Bühne und haben das Publikum direkt auf unserer Seite gehabt“, erinnert sich Max. Das nächste Mal im Bezirk sind sie am 11. Oktober beim 30-jährigen Jubiläum des Krampusvereins Debant.
In den Wintermonaten geht es ruhiger zu. Diese Zeit nutzen die Musiker hauptsächlich zum Proben. Dafür treffen sie sich in ihrem Studio in Winklern, das sie erst heuer neu eingerichtet haben. Dort werden nicht nur Cover-Songs geprobt, sondern auch getextet und komponiert. Ihr Eigenrepertoire kann sich sehen lassen. Seit ihrer Debütsingle „Hoamat“ im Jahr 2020 sind sechs weitere Singles erschienen. „Nachtlokal“ ist die neueste Veröffentlichung von Mölltal Sound. Am 11. Juli wurde der Release gefeiert. Wie Florian preisgibt, sind weitere Titel in Planung: „2025 kommt noch Musik. Und im nächsten Jahr noch viel mehr.“
Wie die Produktion von einem eigenen Titel abläuft? Jeder ist daran beteiligt. „Dem einen fallen fünf Worte ein. Dann hat der nächste eine Idee“, erklärt Fabian. Steht der Text, wird eine Demo aufgenommen. Dann geht es schon ins Studio. Heraus kommt ein Sound, der das Beste aus zwei Welten verbindet – vertraute Volksmusikklänge und die fetzige Energie von Party-Pop.
Dieser Mix sorgt aber nicht nur live, sondern auch vor der Kamera für Begeisterung. Auf TikTok folgen der Band inzwischen über 10.000 User, auf Instagram sogar mehr als 19.000. Dort posten sie Ausschnitte ihrer Auftritte, Einblicke in die Proben oder Cover-Medleys – eingefangen vom siebten Mann im Hintergrund, Manuel Zlöbl (Zlöbl Media). Damit fallen sie auch großen Namen aus der Szene auf. So lobten etwa die Fäaschtbänkler – eine feste Größe im Genre – per Sprachnachricht: „Ihr seid uns schon des Öfteren aufgefallen. Mit euren coolen Aktionen seid ihr wirklich super unterwegs.“
Etwa eine Stunde nach ihrer Ankunft am Festgelände sind die Kisten ausgeräumt. Elias hängt sich die E-Gitarre um und stimmt sie. Fabian setzt sich ans Schlagzeug. Marco sitzt mit seinem Baritonhorn auf der Bühne. Ihr Set-Up umfasst zudem die Steirische Harmonika, Trompete, Keyboard, Klarinette, E-Bass und akustische Gitarren. Nach und nach wird einzeln der Sound überprüft und angepasst. Am Mischpult steht Ivan. Der achte Mann im Hintergrund begleitet die Band als Techniker.
Ich bekomme beim Soundcheck eine Kostprobe von „Let Me Entertain You“ von Robbie Williams und „Skandal im Sperrbezirk“ von der Spider Murphy Gang – einer ihrer Lieblingssongs, den sie besonders gerne performen. Ob ihnen jemals die Motivation zum Musizieren fehlt? Elias' Antwort kommt wie geschossen: „Nein.“ Alle nicken zustimmend. Marco ergänzt: „Vereinzelt schon hin und wieder. Aber die Gruppe holt einen dann immer ab und hebt die Stimmung.“






Das Stichwort lautet Zusammenhalt – eine Eigenschaft, die die Band noch weit bringen wird. Neben den zahlreichen Auftritten verfolgen die sechs Musiker nämlich klare Ziele. Mölltal Sound möchte sich als Partyband weiter etablieren und eigene Akzente setzen. Einen bisherigen Meilenstein bildet ihr erstes zweitägiges „MölltalSoundFest“ im Jahr 2024. Am Samstag traten sie selbst vor 1.400 Gästen auf. Die Musiker schwelgen in Erinnerung: „Als wir auf die Bühne sind, hat das Publikum so laut mitgefiebert. In dem Moment spürten wir: ‚Wir haben es geschafft‘. Das war eine schöne Belohnung.“ Nächstes Jahr geht das Festival in die zweite Runde.
Für ihren Auftritt am Abend in Rittersdorf sind die sechs Jungs nun vorbereitet. Bevor sie zum Abendessen aufbrechen, bestellen sie noch eine letzte Runde Getränke. Zwischendurch schmettern sie ein Gstanzl, lachen und stoßen miteinander an.
Ich – mittlerweile im Band-Merch gekleidet, das man auch online kaufen kann – nehme erneut wahr: Für Elias, Fabian, Florian, Max, Rene und Marco ist Musik nicht nur Beruf, sondern pure Freude.

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