„Wer ist überhaupt Karl Sartori?“, fragt Martin Bergerweiß in den vollbesetzten Sparkassensaal. Das Publikum ist bunt gemischt – Menschen aus der Stadt, aus den umliegenden Gemeinden und Tälern. Sie alle haben in den vergangenen Monaten eine Idee für den Karl-Sartori-Preis eingereicht. Der Namensgeber, Karl Sartori, war im 19. Jahrhundert Bürgermeister der Stadt Lienz und Initiator der Lienzer Sparkasse als gemeinwohlorientierte Vereinssparkasse.
Jahrzehnte später führt die Privatstiftung Lienzer Sparkasse diesen gemeinwohlorientierten Gedanken fort. Nach zahlreichen einzelnen Förderprojekten in den vergangenen Jahren hat der Stiftungsvorstand – Robert Weichselbraun, Martin Bergerweiß und Gabriele Lehner – mit der Einführung des Karl-Sartori-Preises nun eine neue Form der Unterstützung ins Leben gerufen.
24 Ideen und Aktivitäten erreichten die Jury, bestehend aus Claudia Moser, Dekan Franz Troyer, Hermann Troger, Gabriele Lehner, Theresa Theurl-Eder und Wolfgang Schneeberger. 120.000 Euro galt es zu vergeben. 16 Projekte wurden schließlich am Mittwochabend, 5. November, prämiert. Sie alle zeigen auf ihre Weise, wie lebendig der Gedanke des Gemeinwohls in der Region ist. Moderator Martin Bergerweiß fasste es treffend zusammen: „Die Projekte sind für Herz, Hirn und Körper.“
Nach und nach wurden die Projektverantwortlichen auf die Bühne gebeten und bekamen symbolisch einen Preis aus Zirbenholz überreicht. Das Moderationsteam – Martin Bergerweiß, Gabriele Lehner und Robert Weichselbraun – stellte die jeweiligen Ideen und Aktivitäten kurz vor, bevor die Preisträger selbst zu Wort kamen. So berichtete etwa Peter Mader, Sektionsleiter der Tennisunion Lienz, dass allein für Tennisbälle jährlich rund 4.000 Euro an Kosten anfallen. Mit einer Förderung von 1.000 Euro unterstützt die Privatstiftung daher das kostenlose Tennisangebot.
1.500 Euro erhielt die Stadtmusik Lienz für ihr neuartiges Konzertformat, das Musik, Erzählung und visuelle Elemente miteinander verbindet. Dieselbe Summe nahmen Direktorin Gabriele Schwab und Michaela Steiner von der MS Egger-Lienz für das Projekt „Start Smart“ entgegen – ein von Schüler:innen organisiertes Frühstücksbuffet. Für ihren „Tag der wertvollen Begegnungen“ mit Bewohner:innen von Wohn- und Pflegeheimen wurde die Fachschule und der Aufbaulehrgang der Dominikanerinnen mit 2.000 Euro ausgezeichnet.






Zwei Projekte, die sich demselben sensiblen Thema widmen, erhielten jeweils 3.000 Euro. In Grafendorf/Gaimberg errichtete der Katholische Familienverband einen Ort des Gedenkens für Sternenkinder. Andrea Webhofer-Frank berichtete, dass die Segnung am 19. Oktober stattfand und „das Echo enorm war – wir sind nahezu überwältigt.“ In Prägraten am Großvenediger entsteht mit der Gedenkstätte „injured uterus“ am Friedhof ein weiterer Erinnerungsort, im Mittelpunkt steht eine Skulptur des Künstlers Peter Raneburger.


Die Teestube Lienz öffnet in diesem Winter zum dritten Mal ihre Türen und wird mittlerweile von 35 freiwilligen Helfer:innen getragen, wie Michaela Huber berichtete. Der Karl-Sartori-Preis unterstützt dieses Engagement mit 3.500 Euro und ermöglicht Menschen in prekären Lebenssituationen weiterhin Gemeinschaft und Teilhabe. Ein weiterer Treffpunkt, der ausgezeichnet wurde, ist das Jugendzentrum Matrei. „Die Liste an Ideen unserer Jugendlichen ist lang“, erzählt Leiterin Sarah Wibmer. Mit den überreichten 5.000 Euro können sie viele ihrer Projekte verwirklichen und ihre Kreativität frei entfalten.


Ebenfalls mit 5.000 Euro unterstützt wurde die Lebenshilfe Tirol für ihr inklusives Café als sozialen Begegnungsraum am MCI Campus Lienz, ebenso wie das Anraser Pfleghaus. Letzteres lädt erstmals am 23. Jänner 2026 zur Veranstaltung „Open Mic“ ein – ein Abend, an dem Menschen aus der Region auf offener Bühne ihre Kreativität in Form von Musik, Dichtkunst, Erzählungen etc. zeigen können. Die Dekanatsjugend Lienz erhielt 8.000 Euro, um weiterhin Projekte zu entwickeln und ihre Kreativität aktiv in die Gemeinschaft einzubringen.
Den ersten fünfstelligen Betrag erhielt HAK Lienz-Direktor Josef Pretis. Mit 10.000 Euro unterstützt die Privatstiftung den Verein PRaIN für sein Bildungsprojekt HERO, das Workshops, Fachvorträge und Exkursionen umfasst und nun in die zweite Runde geht. Ebenfalls 10.000 Euro erhielt der heimatkundliche Verein MEDARIA für die Renovierung des Turmuhrwerks der Pfarrkirche St. Alban in Matrei. Der Verein MUKL erhielt 11.500 Euro für sein vielfältiges Kulturangebot in Lienz.






Sichtlich bewegt nahm Anja Kofler den Karl-Sartori-Preis entgegen. Mit den 20.000 Euro Förderung kann das vom Verein Biblios initiierte MINT-Festival Lienz ab dem kommenden Jahr fortgesetzt werden – ein Projekt, das Jung und Alt auf spannende Weise Zugang zu Wissenschaft, Forschung und Bildung eröffnet.
Die umfassendste Unterstützung erhielt das Projekt „Sommerbetreuung für Kinder mit erhöhtem Unterstützungsbedarf“. Schulleiterin Martina Walder von der Sonderschule Lienz gab Einblick in die bisherigen Herausforderungen und erklärte die Vorteile der nun speziell konzipierten Betreuung, die durch die Förderung in Höhe von 30.000 Euro ermöglicht wird. Die heuer erstmals stattfindende Betreuung richtet sich an Kinder mit körperlichen, geistigen oder mehrfachen Beeinträchtigungen, die sonst keine passenden Ferienprogramme finden, und wird von erfahrenen Schulassistent:innen sowie pädagogisch geschulten Fachkräften durchgeführt. Moderatorin Gabriele Lehner betonte, dass gerade die Förderung solch bedeutender Projekte die Arbeit in der Privatstiftung so wertvoll und erfüllend macht.


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