2013 lief „Breaking Bad“ im Fernsehen, „Get Lucky“ von Daft Punk war der Song des Sommers und Edward Snowden brachte die NSA-Affäre ins Rollen. Und Naked Lunch veröffentlichten ihr bisher letztes Album „All Is Fever“. Jetzt, zwölf Jahre später, kehrt Gründungsmitglied Oliver Welter mit „Lights And A Slight Taste of Death“ zurück – einem Comeback, mit dem man nicht mehr unbedingt gerechnet hatte.
Denn die Jahre dazwischen waren für Welter alles andere als leicht: Er musste eine schwere Krankheit überstehen, kämpfte danach mit Depressionen – und fand erst durch die Geburt seiner Tochter langsam wieder zurück ins Leben. Als dann auch noch sein langjähriger musikalischer Partner Herwig Zamernik alias Fuzzman die Band verließ, schien für viele das Kapitel Naked Lunch endgültig abgeschlossen.
Doch eine fast schicksalshafte Begegnung änderte alles: Beim Wiener Popfest 2024 lernte Welter den Produzenten Wolfgang Lehmann kennen – und damit auch eine neue kreative Konstante, die ihm half, wieder ins Arbeiten zu kommen. „Für mich war sofort klar, dass ich in ihm ein Gegenüber habe, mit dem ich ein Album machen kann“, erzählt Welter im Gespräch. „Dann habe ich in sehr großer Geschwindigkeit Lieder geschrieben und – wie ich es immer mache – sehr viele alte weggeschmissen.“

Gemeinsam mit einer neuen Besetzung – unter anderem Romy Jakovcic (Pauls Jets) am Bass, Alex Jezdinsky an den Drums und Boris Hauf am Saxophon – begann Welter, die Songs von „Lights And A Slight Taste of Death“ auszuformulieren. Auch sein Sohn Oskar Haag ist auf mehreren Tracks in den Backing-Vocals zu hören. Das Resultat ist ein Album, das tief in persönliche Erfahrungen eintaucht, wie für Naked Lunch typisch die Melancholie ehrt, aber auch euphorisch aufschlägt.
Das Eröffnungsstück „To All And Everyone I Love“ ist dafür das beste Beispiel – ein Song über Nähe, Zusammenhalt und die Liebe zu den engsten Bezugspersonen. „Das Lied habe ich schon 2017 geschrieben, und der Titel war mir sofort klar. Es war mir auch klar: Sollte ich noch ein Naked-Lunch-Album machen, wird das der Opener werden – ganz egal, wie die anderen Stücke sind. Ich kann für mich persönlich keinen besseren Opener mehr schreiben. Es mag in der Musikgeschichte vier Millionen bessere geben, aber ich konnte zu dieser Zeit keinen besseren schreiben“.
Trotz der neuen Besetzung und des langen Abstands war für Welter schnell klar, dass das neue Werk wieder unter dem Namen Naked Lunch erscheinen sollte. „Es stand nie zur Debatte, dass es unter meinem Namen läuft, auch wenn nächstes Jahr ein Oliver Welter-Album kommen wird. Das wird ganz anders werden und ist anders instrumentiert. Naked Lunch ist schon ein bisschen eine Marke und eine Institution und es ist die logische Konsequenz, mit diesem Namen weiterzuarbeiten.“
„Lights And A Slight Taste of Death“ ist melancholisch, aufwühlend und kathartisch. Ob das Oliver Welter auch so sieht, kann man in der aktuellen Episode von Dolo Music anhören. Viel Spaß!
Unser Podcast ist lizenziert durch AKM und AUSTRO MECHANA.
Tracks der Ausgabe:
Naked Lunch - To All And Everyone I Love
Naked Lunch - Going Underground
Naked Lunch - We Could Be Beautiful
Naked Lunch - I Saw
Naked Lunch - Come Into My Arms (feat. MAIIJA)
Rosalía, Björk, Yves Tumor - Berghain
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