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Was KI nicht kann: Nähe, Empathie, Präsenz

Warum ich glaube, das Künstliche Intelligenz Raum für emotionale Intelligenz schaffen wird.

Wir stecken mitten in einer Zeit des Übergangs – die Geschichte wiederholt sich. Altbekanntes wird durch ein neueres, schnelleres, smarteres Gerät bzw. Programm ersetzt. Der Fernseher, das Fax, der Computer, das Smartphone, die Sozialen Medien. Und jetzt die Künstliche Intelligenz. Sie ist allgegenwärtig und Medien, Experten und Betroffene werden nicht müde, die Nachteile zu thematisieren.

Die Rolle eines Programmierers wird sich verändern, um nur einen gefährdeten Beruf zu nennen. Schulische Kompetenzen, wie sie bisher bewertet werden, verlieren ihren Wert, da Kinder und Jugendliche neue Hilfsmittel zur Verfügung haben. Welches Ausmaß die KI im Alltag tatsächlich einnehmen wird, ist vielleicht noch unvorstellbar, aber unausweichlich. Solange niemand den Stecker zieht, schreitet die Digitalisierung voran.

Außer, man entscheidet sich bewusst gegen eine Verwendung. Prominentes Beispiel: Apple. Für das neue Intro ihres Streamingdienstes arbeitete das Tech-Unternehmen mit der Agentur TBWAMedia Arts Lab und dem Londoner Studio Optical Arts an einer Animation, die auf digitale Effekte verzichtet. Ein Glasmodell des Apple-Logos wurde „by hand“ angefertigt und mithilfe von Lichteffekten inszeniert. Auch die heurige Weihnachtswerbung von Apple setzt auf Menschen anstatt KI.

Die Vermarktung dieser Entscheidung von Apple entgegen dem Trend zeigt: Wenn Algorithmen Texte schreiben, Bilder programmieren und Stimmen erzeugen, wird Echtheit zum Qualitätsmerkmal. Aber nicht nur betreffend der Handwerkskunst, auch im Privaten kann durch die Digitalisierung ein Wertewandel angestoßen werden. Denn wenn meine Leistung nicht mehr gefragt ist, dann werde ich als Mensch gebraucht, als Freundin, als Schwester, als Tochter.

Die Künstliche Intelligenz kann Arbeitsprozesse übernehmen, doch sie kann nicht fühlen. Sie wird mich nicht in Momenten der Trauer umarmen und nicht mit mir anstoßen, wenn ich einen Meilenstein erreiche. Worte, die ChatGPT und andere KI-gestützte Chatbots in Sekundenschnelle generieren, werden (hoffentlich) niemals dasselbe Gefühl auslösen wie echte Nähe zu einem Mitmenschen.

Indem wir Aufgaben, Routinen und technische Abläufe der Künstlichen Intelligenz überlassen, richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf emotionale Intelligenz. Denn rein kognitive Fähigkeiten verlieren an Bedeutung, in einer Gesellschaft, in der jeder Zugriff auf Wissen haben kann. Umso wichtiger werden Qualitäten wie Zuhören, Mitfühlen und Dasein, da sie sich nicht durch Maschinen ersetzen lassen.

Die eigentliche Herausforderung ist also nicht die voranschreitende Digitalisierung, sondern ein bewusster Umgang mit ihr. Wird sie als Werkzeug genutzt Komplexität zu vereinfachen, schafft sie Raum für ein Leben im Moment. Beziehungen, Präsenz und Empathie sind jene Werte, die dadurch bedeutsamer werden als zuvor. Und vielleicht ist das der wahre Fortschritt. Dass uns die Digitalisierung wieder menschlicher macht.

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

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