Ein Fisch an der Angel – dieses Bild könnte bald Seltenheitswert haben. Denn Forelle, Äsche und Huchen verschwinden aus Osttirols Bächen. Foto: Ramona Waldner

Ein Fisch an der Angel – dieses Bild könnte bald Seltenheitswert haben. Denn Forelle, Äsche und Huchen verschwinden aus Osttirols Bächen. Foto: Ramona Waldner

Bis zum letzten Flossenschlag
Bis zum letzten Flossenschlag
Osttirol wird gern als heile Welt gezeichnet, als Refugium einer „ursprünglichen“ Natur und Natürlichkeit, die anderswo verschwindet. Doch das Idyll bekommt Risse. Auch aus Osttirols Bächen und Flüssen verschwindet das Leben. Die Fische sterben. Wir fragen: Warum?

Peter Ortner ist Obmann des Osttiroler Fischerei-Revierausschusses und schon lange an den Ufern der Flüsse und Bäche des Bezirkes unterwegs. Er macht sich Sorgen. Große Sorgen. „Ich war Ende November und Anfang Dezember bei systematischen Befischungen dabei und habe deshalb einen Einblick in die Zahlen, die fürchterlich sind.“ Die „Befischungen“ von denen Ortner spricht, waren gezielte Bestandsaufnahmen im Zuge eines bundesweiten Forschungsprojekts und ließen auch in Osttirol alle Alarmglocken läuten. Die heimischen Fische wie Äsche, Forelle und Huchen sterben offenbar aus. Anders kann man es nicht nennen.

Wie misst man den Fischbestand? In Kilogramm pro Hektar. Eigentlich seien 50 Kilogramm pro Hektar in unseren Breiten der Mindestbestand in einem intakten Gewässer, erklärt uns der Fachmann. An der Isel gebe es einen Abschnitt, in dem 2018 rund 20 Kilo pro Hektar registriert wurden und selbst diese Menge habe sich innerhalb eines Jahres noch einmal halbiert. Die Fischer sind ratlos. An der Drau, die offenbar besonders betroffen ist, betrug der Bestand zwischen der Lavanter Brücke und der Landesgrenze vor zehn Jahren noch rund 66 Kilo. Bei den jüngsten Befischungen lag der Wert zwischen zehn und 15 Kilo. „Seit die Drau den Schwallbetrieb durch die Kraftwerke in Strassen und Amlach hat, gibt es dort keine natürliche Vermehrung mehr“, erzählt Ortner.

Peter Ortner kennt Osttirols Bäche und Flüsse wie seine Westentasche. Der Fischer macht sich große Sorgen. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Doch auch in anderen Flüssen und Bächen sterben die Fische. Ortner nennt noch einen verlässlichen Indikator: die heimischen Petrijünger. „Sie kaufen weniger Karten für Fischereireviere. Daran erkennen wir, dass der Bestand das Fischen nicht mehr rechtfertigt.“ An der Gail habe ein Pächter wegen der schwachen Ausbeute vorzeitig sein Revier an den Besitzer zurückgegeben.

Besonders traurig und markant ist für den Sprecher der Osttiroler Fischer aber das Ausbleiben eines Naturschauspiels an einem Zubringer der Isel. Zum Michlbach oberhalb von St. Johann reisten früher sogar Studenten der Universität für Bodenkultur an, erzählt Ortner, um hier das Hochzeitsritual der Äschen zu beobachten, die zu Hunderten zu ihren Laichplätzen kamen. „Seit 2000 haben wir hier Laich gewonnen und die aufgezüchteten Brütlinge im Herbst wieder in Osttirols Gewässer eingesetzt“. Mittlerweile sei das nicht mehr möglich, gerade noch 20 bis 25 Äschen würden sich im Frühjahr dort aufhalten.

Ein sichtlich glückliches Äschenpaar im Michlbach, aufgenommen von Hans Groder, Fischer und Expa-Fotograf im Jahr 2014. Damals war die Welt an der Isel noch halbwegs in Ordnung.

Beim Befund stimmen die Naturschützer den Fischern zu

Soweit zur Bestandsaufnahme. Bis hierher sind sich Fischer und Naturschutzorganisationen einig. Erst bei den Ursachen teilen sich die Meinungen, wobei gerade Peter Ortner auch zu jenen zählt, die zum Beispiel dem Kraftwerksausbau an Osttirols Flüssen und Bächen immer kritisch gegenüberstanden. Doch er sieht neben der Wasserkraft und den immer massiveren Hochwasser-Ereignissen der letzten Jahre noch einen weiteren Stressfaktor, der den Fischen buchstäblich das Leben schwer macht: Fressfeinde. Graureiher, Kormoran und Fischotter sind den Fischern schon länger ein Dorn im Auge.

In den vergangenen Wintern habe man über zwei Monate jeweils knapp 30 Kormorane in Osttirol beobachtet. „Und von diesen Tieren wissen wir, wie intensiv sie auf den Bestand wirken,“ unterstreicht der Fischer. Vor allem bereitet dem Obmann des Revierausschusses aber die rasche Verbreitung des Fischotters Sorgen: „Wir haben diese Tiere jetzt überall.“ Auch für den starken Rückgang der Äschen im Michlbach können nach Ortners Ansicht nur Fischotter und Kormoran verantwortlich sein. Von beiden Gattungen habe man Spuren gefunden.

Wir fragten bei den prominentesten Naturschutz-Organisationen im Einzugsgebiet nach, dem WWF, der immer wieder Osttirols Gewässer thematisiert und der Naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Osttirol (NAGO), die sich intensiv mit dem Naturschutz im Bezirk beschäftigt. Hier ist man sich weitgehend einig und relativiert die Rolle der Fressfeinde.

„Studien zeigen, dass die Bestände an Süßwassertieren in den letzten 50 Jahren um mehr als 80 Prozent eingebrochen sind. Dieses Phänomen betrifft leider nicht nur die Osttiroler Flüsse,“ erläutert Gerhard Egger, Gewässerexperte des WWF. Vor diesem Hintergrund sei der Alarmruf des Fischerverbandes absolut gerechtfertigt.

Süßwasser-Ökosysteme zählen zu den am stärksten vom Artensterben betroffenen Lebensräumen.
Gerhard Egger, WWF

Auch der WWF sucht nach den Ursachen und hat mehr als 500 Datensätze offizieller Berichte der Bundesländer an die EU-Kommission ausgewertet. Egger: „Über 90 Prozent von 62 bewerteten Arten weisen keinen günstigen Erhaltungszustand auf. Die Gründe für den Rückgang der Fischbestände sind in erster Linie menschengemacht: Verbauungen, Wasserkraftnutzung, chemische Belastung sowie auch falsche Bewirtschaftungsmethoden. Dazu kommen invasive Arten und die Erwärmung der Gewässer. Mittlerweile spielen auch Krankheiten, wie etwa PKD eine zunehmende Rolle, die zu einem dramatischen Rückgang von Fischbeständen führen können. Diese Faktoren beeinflussen sich wechselseitig und sind unterschiedlich regional ausgeprägt.“

Gerhard Egger, Leiter der Gewässerschutzabteilung des WWF, bei einem Pressegespräch 2019 in Osttirol. Foto: Dolomitenstadt/Wagner

Oliver Stöhr, Sprecher der NAGO, bläst ins selbe Horn: „Fische zählen weltweit zu den gefährdetsten Wirbeltieren, wobei in Österreich etwa 80 Prozent der heimischen Arten in der Roten Liste in Gefährdungsstufen von ‚ausgestorben‘ bis ’nahezu gefährdet‘ zu finden sind! Ähnlich alarmierende Zahlen treffen auch auf andere zu Gewässern gehörende Tiergruppen zu, auf Amphibien, Flusskrebse, Muscheln und Libellen, die keine so starke Lobby wie die Fische haben.“

Die NAGO-Wissenschaftler sehen ebenfalls eine „Kombination aus verschiedenen Stressoren“, die größtenteils auf den Menschen zurückzuführen sind: Lebensraumverlust durch Gewässerregulierung, Klimawandel, Verschmutzung, Hormonbelastung, Pestizide – die Liste der NAGO deckt sich weitgehend mit jener des WWF. Einig ist man sich auch bei der grundsätzlichen Beurteilung der Rolle von Fressfeinden wie Graureiher, Kormoran und Fischotter.

„Unsere Auswertung zeigt, dass natürliche Fressfeinde wie der Fischotter für den Artenrückgang insgesamt nahezu keine Rolle spielen. Der Fischotter ist Teil des natürlichen Gefüges an Fließgewässern und reguliert sich durch das Angebot an Nahrung und Lebensraum selbst. Nimmt das Angebot an Nahrung ab, so pendelt sich auch der Bestand eines Prädators auf ein neues Niveau ein, eine klassische Räuber-Beute-Beziehung“, erklärt Gerhard Egger.

Oliver Stöhr zählt zu den Experten der NAGO, der naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Osttirols. Auch sie beschäftigen sich intensiv mit dem Artenschutz und führen unter anderem Vogelzählungen durch.

So sieht das auch die NAGO und verweist auf den Lech, den „letzten Wildfluss“ der Alpen. „Dort gibt es derzeit noch keine Fischotter, dennoch sind die Fischbestände stark rückläufig”, erläutert Oliver Stöhr. Es dürfte daher generell nicht nur an fischfressenden Tieren liegen, dass die Fischbestände sprichwörtlich „den Bach runtergehen“. Allerdings räumen die Osttiroler Naturschützer ein: „Unter gewissen Voraussetzungen, wie in kleineren, künstlich angelegten Teichen, strukturlosen und restwasserbelasteten Bächen, können Fischfresser jedoch sicher einen erheblichen Schaden aus der Perspektive des Menschen anrichten.”

Die NAGO zählt Graureiher und Kormorane

In Osttirol führt die NAGO seit neun Jahren eine Winterwasservogelzählung durch und erfasst dabei auch Graureiher, Kormorane und Gänsesäger. Die Zählergebnisse werden auch der Behörde übermittelt. „Sieht man sich die Bestandszahlen des Graureihers seit Zählbeginn im Jänner 2011 an, ist aktuell ein negativer Bestandstrend erkennbar“, vermerkt die NAGO. Derzeit könne man von drei oder vier Brutpaaren des Graureihers ausgehen.

Der Graureiher brütet in Osttirol. Sein Bestand nimmt ab. Foto: NAGO/Ragger
Der Kormoran schaut im Winter vorbei und bringt großen Appetit auf Fisch mit. Foto: NAGO/Stöhr

Der Kormoran brütet nicht in Osttirol, deshalb könne für diese Art kein Trend abgeleitet werden, das Vorkommen sei auch abhängig von den Wintertemperaturen und davon, ob größere Kärntner Seen zufrieren oder nicht. Die meisten Kormorane zählte die NAGO im Winter 2018/19. Oliver Stöhr: „Hier hielten sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis zu 20 Kormorane in Osttirol auf.”

Über die Verbreitung und die Populationsgröße des Fischotters in Osttirol liegen derzeit den Experten der NAGO keine systematischen Erhebungen vor. Ein fachlich fundierter Einfluss auf die Fischbestände sei deshalb schwer abzuleiten.

Und die Lösung? Kann man das Fischsterben aufhalten?

Für die NAGO muss jeder Lösungsansatz auf eine sorgfältige Analyse aufbauen: „In erster Linie sollte zunächst einmal die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung aller für Osttirol relevanten Stressoren auf den Fischbestand untersucht werden.” Ein Interreg-Projekt ist dem Fischsterben auf der Spur. Klingender Titel: „ALFFA – Gesamtheitliche Analyse der Einflussfaktoren und ihrer Wirkung auf die Fischfauna im inneralpinen Raum“. Auch Osttirol wird berücksichtigt. Zudem hat das Amt der Tiroler Landesregierung eine Fischotterzählung und -kartierung in Tirol beauftragt. Mit diesen Grundlagen sollen weitere „Managementmaßnahmen“ geplant und umgesetzt werden.

„Wildtiermanagement“ klingt weniger krass als Abschuss oder Vertreibung und suggeriert vor allem Machbarkeit. Dem Otter wird keine Kugel verpasst, er wird „letal vergrämt“. Man ist ja nicht im wilden Westen. Der Effekt ist der selbe. Die NAGO lehnt den Abschuss ab, sieht aber auch sinnvolle Maßnahmen, die in anderen Bundesländern bereits gesetzt wurden.

Die Umzäunung von Teichen zähle dazu, ebenso ein kontrollierter Fischbesatz mit Verzicht auf größere Besatzfische, um leicht zugängliche und attraktive Nahrungsquellen zu eliminieren und die Bestandesdichten von Fischfressern nicht noch künstlich zu erhöhen, wie dies derzeit der Fall sei.

Kein Freund der Fischer – der Fischotter, der auch an Osttirols Bächen und Flüssen vermehrt gesichtet wird.
Foto: Matthias Kabel, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Generell fordert die NAGO, dass durch Gewässerrenaturierung – Erhöhung Strukturvielfalt, Anbindung von Seitenbächen als Laichgewässer und Hochwassereinstände etc. – die Lebensraumqualität für Fische in Osttirol wieder verbessert wird.

Der WWF sieht das ähnlich und addressiert seinen Forderungskatalog an die Politik und die Kraftwerksbauer. Gerhard Egger: „Österreich braucht ein ambitioniertes Flussschutz- und Sanierungsprogramm. Angesichts der bestehenden Belastungen müssen die letzten intakten Flüsse unbedingt bewahrt werden. Die Isel und ihre naturnahen Zubringerflüsse sind europaweit einzigartig und sollten unbedingt als Naturerbe vor der Wasserkraftnutzung bewahrt werden. Bei der Sanierung sind vor allem die Kraftwerksbetreiber gefordert. Fast acht von zehn Anlagen verfehlen die ökologischen Mindeststandards. Ebenso müssen Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise gesetzt werden, wie etwa die Einrichtung von Uferrandstreifen für mehr Beschattung, die Entfernung unpassierbarer Querbauwerke, sowie die Erhöhung der Restwassermengen, um der Erwärmung entgegen zu wirken.“

Noch vor wenigen Jahren konnte man mitten in Lienz die Fischer an der Isel beobachten. Hotels und TVBO warben gezielt um fliegenfischende Gäste. Diese Zeiten sind vorbei. Doch schön wäre, wenn wenigstens die Äschen in den Michlbach zurückkehren würden. Fischer und Naturschützer sind sich in einem einig: Nur gemeinsame Anstrengungen können Naturwunder wie dieses vor dem endgültigen Verschwinden bewahren.

Credits
  • Autoren: Gerhard Pirkner, Roman Wagner

9 Postings

unholdenbank
vor 4 Jahren

@senf zitierte: "sie brauchen nicht raten. ich betreibe kein wasserkraftwerk, dafür nutze ich die sonnenenergie. und nachts? ... kommt strom aus der steckdose " Bei mir zu Hause kommt der Strom wirklich aus der Steckdose, Teufel auch! Habe gar nicht gewußt, dass es andere Möglichkeiten auch noch gibt, sapperlott!

 
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    senf
    vor 4 Jahren

    unholdenbank, es hat mich aus der kurve gehauen, teifl no amol eini, wie recht du hast.

    ich hätte fairerweise auch schreiben müssen, wie der strom bei uns nachts in die steckdose kommt. dir zuliebe hab ich mich schlau gemacht, er kommt über das tinetz der tiwag. aber woher die ihn nimmt, sollte dort ein gehütetes geheimnis bleiben. ich rate aus wasserkraftbetriebenen generatoren, pfeifenden spatzen auf den dächern lüften das rätsel auf ihre art und meinen, er käme im austauschwege gar aus atom- und kohlekraftwerken. böse, hinterlistige spatzen!

     
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unholdenbank
vor 4 Jahren

Wieder einmal sind Otter, Reiher, Kormoran und alles mögliche schuld am Fischsterben. Ja nicht der Mensch. Obige Tiere waren schon vor dem Menschen und insbesondere seiner Technik da und haben sogar zu einer größeren Vielfalt geführt. Seit Menschen erbarmungslos jede noch so klitzekleine Möglichkeit nutzen, um die Natur auszubeuten, gibt es diese Probleme. Dafür können wir dann die Pisten beschneien, irgendwohin fahren, das Weißbrot toasten, uns einen Mackie grillen, in alles ein Loch bohren, uns 15mal die Faschingalm hochziehen lassen etc. Immerhin schauen uns die letzten Fische dabei mit großen Augen zu. So lange nicht jedes öffentliche und auch, wenn möglich privates Gebäude, zur Solarenergiegewinnung genutzt wird, darf es keine neue Genehmigung für Wasserkraftwerke geben. Was wohl empfindet ein Fisch, der in einer Turbine filetiert wird?

 
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Anna Maria Kerber
vor 4 Jahren

Die zunehmende Gletscherschmelze, mehr Wetterextreme und Starkregen, sowie Trockenphasen werden wir nicht mehr verhindern und der Gewässerzustand wird darunter leiden, ebenso die Fische und die Artenvielfalt. Was aber schon in unseren Händen läge, wäre, die letzten Zubringerbäche, vor allem den Tauernbach, kraftwerksfrei zu halten. Dazu bräuchte es halt mehr als die Stimmen der NGO`s, einzelner Personen, weniger Grundeigentümer und der Fischer. Im Ötztal und Stubaital z. B. haben sich die Tourismusverbände gegen die Ausleitung der Bäche gewehrt. Ein halbwegs intaktes Gewässernetz würde, so glaube ich, allerdings nicht nur die Gäste anziehen, sondern uns allen in den zunehmend "heißen Phasen zugute kommen.

 
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steuerzahler
vor 4 Jahren

Schuld ist wie immer die Gier der Menschen. Kraftwerke und Fischer sind hier ganz vorn dabei. Die Kraftwerker wollen das Wasser zu 100% nutzen und unterbrechen damit die Wasserwege der Fische, die Fischer erwarten stets gleichbleibende Erträge und überfischen die Gewässer. Bei rückläufigen Fischbeständen verringert sich die Anzahl der Fressfeinde, nicht aber der Fischer oder Kraftwerke. Als Schuldige werden dann Fischotter und andere Tiere dargestellt, niemals aber die Fischer. Als am Schnellsten zu realisierende Maßnahme könnte man über ein Verbot der Befischung und Kraftwerkumgehungen nachdenken.

 
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senf
vor 4 Jahren

eine interessante darstellung der fischereiausblicke in osttirols gewässer. wie zu erwarten, einigen seitenhiebe der FISCHER auf unbekannt, schuldzuweisungen des WWF auf ausleitungskraftwerke und zwar auf die, die schon da sind und welche und die sich im planungsstadium befinden. eine sehr einleuchtende und nachvollziehbare sichtweise liefert die NAGO.

es stellt sich die frage: was hat sich am ökosystem der isel in den vergangenen jahrzehnten mit fast verheerenden (darstellung) auswirkungen auf den fischbestand verändert? soweit bekannt, werden sämtliche gewässer mit dem vorfluter isel in der tauernregion mittels moderner kläranlagen seit dem jahr 1995 gereinigt. begleitend dazu wurden einzelne gewässerabschnitte mit aufweitungen und laichplätzen - auch in zusammenarbeit mit der fischerei - rückgebaut und dank natura 2000 sind weitere "ökologisierungsmaßnahmen" zu erwarten. paralell dazu wurden naturschutzbestimmungen mehrmals angezogen, mit deren unterschutzstellungen man reglementierend eingreift (reiher, otter ...).

auffallend ist, dass im bericht der typus gletscherbach nicht erwähnt wird. die enorme abschmelzung der gletscher in den vergangenen jahrzehnten hat zwar den wassersportlern freude gebracht, den fischen wahrscheinlich weniger. auch die enormen, alljährlichen hochwasserstände dürften ihren teil zum fischsterben beigetragen haben. vor allem in den zubringerbächen der isel. auch darüber sollte man sich in der forschung gedanken machen, bevor man alle schuld den kleinstwasserkraftwerksanlagen zuschiebt, wie es vom WWF allzugerne getan wird, um einen schuldigen zu finden.

äschen im michelbach? da kann wohl nur der kleine künstlich angelegte teich an der mündung zur isel gemeint sein, oder kamen die äschen tatsächlich noch im zagoritzsee vor, deren zugang über den wasserfall durch das dortige kleinstwasserkraftwerk unterbrochen wurde?

 
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    thohai
    vor 4 Jahren

    Möchte Ihnen diesmal in einem Bereich beipflichten: Die Hochwasserereignisse der letzten Zeit hatten sicher auch ihre Folgen für den Fischbestand. (Ist ja im Artikel auch erwähnt) Ich habe selber erlebt, dass in der kleinen Drau nach einem Murereignis am Gamsbach und Rötenbach in den 90er Jahren die Fische des betroffenen Flussabschnitts großteils durch völlig verschlammte Kiemen erstickt sind bauchoben "vorbeigeschommen" sind ...

    Aber andererseits zu unterstellen, Ausleitungskraftwerke würden vom WWF zu Unrecht als eine der Ursachen angeführt, geht wohl deutlich an der Realität vorbei. Zu geringe Restwassermengen in Wasserrechtsbescheiden (sonst wären Kraftwerksanlagen ja nicht "wirtschaftlich") sind da nur ein Aspekt. Das Tragische daran sehe ich darin, dass die vielgepriesene "Kleinwasserkraft" (mit einer starken Interessenvertreung im Hintergrund) durch Förderungen unterstützt wird, die eine "Nutzung" unserer letzten noch "ungenutzten" Gewässer erst wirtschaftlich interessant machen. Und das, obwohl ihr Beitrag an der Gesamt-Stromversorgung minimal ist.

    Und noch etwas: Die strengen Naturschutzgesetze kommen laufend zusammen mit den vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) als Argumente, dass ja eh alles bestens läuft: Am Ende jeder UVP steht die Interessenabwägung, und da hat das öffentliche Interesse "Naturschutz" noch so gut wie nie mehr Gewicht auf die Waage gebracht als das öffentliche Interesse "Wirtschaft" . Und das ganz unabhängig davon, ob es um Landepisten, Autobahnen, Schipisten oder Wasserkraftwerke gegangen ist.

     
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      senf
      vor 4 Jahren

      herr haidenberger, nobel, dass sie mir zustimmen. wenn sie die aussagen des wwf-vertreters genau mitverfolgt haben, werden sie einige widersprüche oder vor allem lokale unkenntnisse bemerken. "zum schutz der isel müsste man ein nationalparkgesetz beschließen", oder das bereits in betrieb genommene lesachbachkraftwerk ist immer noch ein "projekt", die "schwarzach wird verrohrt" und die isel ist trotz kraftwerksabsage im virgental immer noch in gefahr, usw. hier wird einfach nur gepoltert - zum selbstzweck, versteht sich!

      übrigens: es gibt ein tiroler nationalparkgesetz, man könnte die isel nach diesem gesetz per verordnung als nationalpark ausweisen, wenn die voraussetzugen dafür gegeben oder sinnvoll sind.

      seit etwa 20 jahren erleben wir extreme hochwasserereignisse, die zum teil auch mit der stark auftretenden gletscherschmelze einher gehen. ihre fischsterbensdarstellung durch diese ergeignisse kann man fast alljährlich beobachten und die fischerei ist kaum in der lage, den erforderlichen nachbesatz für lange gewässerstrecken zu beschaffen. sie können diese hochwasserereignisse auf der exzellenten datenbank des landes tirol (hydrologie-pegelstellen) jederzeit abrufen. durch die jahrzehntelange weide- und feldintensivierungen bis an die flussufer gibt es leider nur mehr wenige gewässer-seitenarme als fischhabitate oder fluchtnischen bei hochwasser.

      hinsichtlich der "zu minimalen" dotationswassermengen an kw-bachfassungen kann ich ihrer behauptung nicht folgen, sie ist subjektiv und falsch, vielleicht politisch! die nutzbare wassermenge richtet sich nach der dokumentierten wasserfracht des baches und sie wird von limnologen und sachverständigen für niedrigstwasserstände nach heutigem wissensstand festgeschrieben und selbstverständlich nach inbetriebnahme peinlichst überwacht. ausserdem wird alpenweit intensiv und erfolgreich an fischtreppenhilfen gearbeitet.

      bei älteren ausleitungskraftwerken (bsp. oblass) werden die dotationswassermengen nach wasserrechtablauf für die nachnutzung neu vorgeschrieben. gut so!

      im gegensatz zu ihnen vertraue ich auf die interessensabwägung bei UVP, solange sie nicht von der politik (auch von den grünen) beeinflusst werden. haben denn sie einen vorschlag, wie man das objektiver machen könnte?

      sie brauchen nicht raten. ich betreibe kein wasserkraftwerk, dafür nutze ich die sonnenenergie. und nachts? ... kommt strom aus der steckdose 😌

       
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      senf
      vor 4 Jahren

      herr haidenberger, heute 25. februar in der TT "Der Fisch im Netz der Forscher ".

      interessante erkenntnisse der wissenschaft im rahmen ihres projektes "Alffa" die endlich relativieren. ich gehe davon aus, dass den forschern auch aus der iselregion interessante ergebnisse vorliegen, über die hier in der dolomitenstadt redaktionell berichtet werden könnte und sollte, denn wie beschrieben, ist es das erste mal, dass eine studie so "viele einflussfaktoren berücksichtigt und eine so große fläche erfasst". ich bin schon gespannt, herr pirkner.

       
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