Heinz Aschenbrenner, fotografiert von Luis Steinkellner.

Heinz Aschenbrenner, fotografiert von Luis Steinkellner.

Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen
Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen
Eine Annäherung an die Kunst im Gespräch mit dem Maler Heinz Aschenbrenner.

Auf die Frage, was Kunst ist, gibt es keine oder tausend Antworten. Kunst ist etwas Höchstpersönliches. Sie liegt im Auge des Betrachters und im Ohr des Zuhörers und wohl noch mehr im Herzen oder der Seele dahinter. Vor allem jener des Kunstschaffenden. Um Kunst als solche zu verstehen, muss sie wohl immer eingebettet in ihrer Zeit, ihrer Kultur und in der Lebensgeschichte des Künstlers betrachtet werden.

Ein Künstler, der uns seine Kunst beschrieben hat, ist Heinz Aschenbrenner, dessen Bilder bis Ende Mai in der Ausstellung „symbiosis“ in der Galerie 9900 zu sehen sind. Heinz Aschenbrenner, der 1965 in Klagenfurt geboren wurde, hat in Lienz am BG/ BRG maturiert. Vor über 30 Jahren, doch er erinnert sich noch genau an sein Maturathema im Fach Bildnerische Erziehung: „Das Thema war El Greco.“ Jener Künstler also, der zwar Grieche war, aber in Spanien in der Zeit der Spätrenaissance zum Hauptmeister des Manierismus wurde und wie viele Künstler seiner Zeit alle Möglichkeiten des Gestaltens ausschöpfte.

Heinz Aschenbrenner und seine Kunst.

„El Grecos Arbeiten mit Licht und Schatten haben mich fasziniert“, erzählt Heinz Aschenbrenner, „so wie mich Kunst immer mehr in ihren Bann gezogen hat. Vor allem jene von Hermann Nitsch, von dem ich einmal in Innsbruck während meines Studiums in einer Ausstellung Lithographien von übermalten Torsi gesehen hab. Ich war so begeistert, dass ich sofort in die Schweiz reiste, um eine andere Ausstellung von ihm zu sehen. Später konnte ich drei Seminare bei ihm machen und war auch bei mehreren seiner großen Malaktionen und ‚Schule der sinnlichen Erfahrungsmöglichkeiten‘ dabei. Seine knappe Arbeitsanweisung für eine 6 x 20 Meter große Leinwand lautete dabei einmal: ‚Aschenbrenner, mal du das Große, weißt eh, wie ich es haben will!‘ Das Gestische in meiner Malerei und auch die Kraft darin habe ich wahrscheinlich von Nitsch gelernt.“

„Aschenbrenner, mal du das Große“. Heinz Aschenbrenner (oben) bei der Arbeit an einem Nitsch-Gemälde.

Hermann Nitsch, der am 29. August 80 Jahre alt wird und an diesem Wochenende seine Ausstellung im nitsch museum in Mistelbach eröffnete, bei der auch Heinz Aschenbrenner anwesend war, gilt heute als einer der wichtigsten Künstler Österreichs. Das enfant terrible der Kunstszene der 80er Jahre, der mehrfach inhaftiert war, ist jetzt Staatspreisträger, eine Marke und eine Kunstikone, der jetzt schon zwei Museen gewidmet sind. Über seinen ehemaligen Schüler Heinz Aschenbrenner sagt er Folgendes:

„Ich lernte Heinz Aschenbrenner als jungen Kunstsammler kennen, der an Begeisterungsfähigkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Als er später Malkurse bei mir in Bad Reichenhall besuchte, zeigte sich, dass er eine echte Begabung hat. Er hat einen feinnervigen Spürsinn für Entwicklungsmöglichkeiten neuester Kunst. Was ich an der sensiblen Malerei von Heinz Aschenbrenner so schätze, ist, dass er ein zeitloses Informell entwickelt. Seine Malerei ist Befreiung. Jene Befreiung , die auch Tizian, Rubens, Rembrandt, Velazquez und die Impressionisten eroberten. Hier geht es um Malerei, die der Verdrängung abgerungen ist, die nicht verklemmt, sondern spontan ist. Der Triumph der Abstraktion ereignet sich. Heinz Aschenbrenner bewährt sich in unserer Zeit. Er ist ein Ästhet. Er kann mit der Form umgehen, politisierende Botschaften werden vermieden, der Inhalt wird ‚beiseite geschoben‘, die Farben offenbaren sich wie Blumen und deren Gerüche und alles ist von einer Naturkraft getragen.“

Der Meister und sein Schüler – Hermann Nitsch und Heinz Aschenbrenner beim Philosophieren über das Wesen der Malerei.

Für Heinz Aschenbrenner selbst entsteht seine Kunst „aus der Bewegung heraus. Oft male ich mit geschlossenen Augen, damit die Emotionen einfach fließen können.“ Seine Pinselstriche sind kraftvoll, dynamisch und schaffen dennoch eine leichte Räumlichkeit. Obwohl es paradox klingt, möchte Aschenbrenner Zufall und Kontrolle in seinen Bildern einen. Er konzipiert seine Arbeit zuerst im Kopf, lässt sie dann aber aus der Bewegung heraus entstehen. Das Konzept ist dadurch der Spontaneität der Bewegung überlassen.

Die LDX Galley Artodrome in Berlin bezeichnete dies 2013 als „die Freiheit seiner aus dem Unterbewusstsein hervordrängenden Ausdruckskraft, die sich im Rahmen eines denkerisch ausgearbeiteten Konzepts und einer speziell entwickelten Technik mit aller Wucht zu entfalten vermag.“

Bei einem Glas Wein mit Christian Ludwig Attersee.

Diesen eigenen Stil hat Aschenbrenner vor allem in den letzten Jahren perfektioniert. Gelernt hat er dabei auch immer wieder von anderen Künstlern. Bei Christian Ludwig Attersee, einem Mitbegründer der „Neuen Österreichischen Malerei“, war es „das Figurale“, bei Patrick Mougeot, der heuer vom 7. bis zum 13. Juli im Rahmen der 40. Sommerakademie für bildende Kunst und Musik in Innsbruck die Klasse „Wege zur Abstraktion – Bilder aus vergangenen Epochen neu interpretieren“ leitet, war es „der perfekte Umgang mit Acryl“ und bei Thomas Lange, der dem Neoexpressionismus oder den „Neuen Wilden“ in Deutschland zugeordnet wird, „der Einbau der Umgebung.“

„Ich male aus der Bewegung heraus.“

„Obschon die Malerei mein Lieblingsmetier ist, mache ich auch Polaroid-Kunst, Collagen, arbeite mit ‚objets trouvés‘. Das kommt natürlich von meiner jahrelangen Beschäftigung mit verschiedenen Kunstrichtungen. Für mich stimmt, was Arnold Schönberg zu Kunst sagt: Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen. Ich möchte immer wieder Neues versuchen, die Inspiration nicht verlieren.“

Kunst ist also Vieles. Ist Wissen, ist Übung, ist Wahrnehmung, ist Vorstellung, ist Wachsen und Intuition. Ist dynamisch und zeitlos und, wie wir am Anfang schon festgestellt haben, immer in eine oder mehrere Geschichten eingebettet.

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