Roadtrip
durch Mittelerde
Roadtrip durch Mittelerde
Philipp Benedikt und Melanie Fritzer nehmen uns auf eine ganz besondere Reise mit: Sie erkunden den Winter auf der Südhalbkugel in einem Camper Van, mit dem sie ganz Neuseeland bereisen.

Die Personen dahinter

Philipp Benedikt, aufgewachsen in Irschen. Wenn er nicht gerade die Welt bereist, ist er Fotograf und Werbe- und Dokumentarfilmer.

Melanie Fritzer, Sozialarbeiterin, stammt ebenfalls aus Irschen. Sie liebt das Reisen und hat Erfahrung in verschiedensten Sozialprojekten.

Im Camper quer über zwei Inseln

Wer dolomitenstadt.at regelmäßig online liest, kennt die beiden wahrscheinlich schon: Philipp Benedikt und Melanie Fritzer haben sich einen Traum erfüllt und reisen seit Februar 2017 in ihrem ganz eigenen Stil rund um den Globus. Auf ihrer Weltreise bieten die beiden Globetrotter aus Irschen für ein Bett und die Verpflegung Fotografie, Film und Sozialarbeit aller Art an.

Doch auch auf einer Weltreise braucht man einmal Urlaub und so kam es, dass sich die beiden entschlossen, während ihrer Zeit in Neuseeland keine Projekte anzugehen. Stattdessen mieteten sich der Fotograf, Werbe- und Dokumentarfilmer und die Sozialarbeiterin einen Camper Van und erkundeten das Land, das als Schauplatz von Peter Jacksons Herr der Ringe-Verfilmung Berühmtheit erlangt hat, auf eigene Faust.

In einem gemieteten Camper Van ein ganzes Land bereisen? Dieser Traum wird für Philipp und Melanie zur Wirklichkeit. Doch die Realität und vor allem der neuseeländische Winter erweisen sich manchmal als tückisch.

Die Besonderheit: Im August, wenn in Osttirol gerade Hochsommer ist, herrscht in Neuseeland tiefster Winter. Der sieht vielleicht etwas anders aus als Osttiroler Winter, kann sich aber gleichwohl manchmal als Herausforderung entpuppen, vor allem, wenn einen nur die Autowand von der Kälte trennt. Doch lassen wir die beiden Reisenden selbst ein bisschen erzählen …

Der Winter in Neuseeland ist kein Picknick!

Philipp und ich haben uns vorgenommen, in Neuseeland keine Kooperation einzugehen. Es ist Zeit für ein wenig Urlaub und wir wollen mit einem Camper das Land fünf Wochen lang erkunden. Wie wir später bemerken werden, kommt aber doch alles ein wenig anders.

Wir beginnen unsere Reise auf der Südinsel in der Stadt Christchurch. Hier holen wir unseren Camper ab und stürzen uns voller Vorfreude ins Abenteuer. Für uns beide ist es das erste Mal, dass wir ein Land im Camper bereisen. Schon bald erkennen wir, dass es gar nicht so einfach wird. Der Winter in Neuseeland hat es nämlich ganz schön in sich. Die Temperaturen werden wirklich kalt – so kalt, dass nachts unsere Leitungen einfrieren. Gut, den Winter haben wir vielleicht ein bisschen unterschätzt.

Lake Pukaki mit Ausblick auf den Mount Cook Nationalpark. Ein absolutes Highlight unserer Reise – wir campen direkt am See und wachen bei einem Sonnenaufgang vor dieser Kulisse auf.

Generell entpuppt sich die neue Situation anfangs als eine Herausforderung. 24 Stunden am Tag und das fünf Wochen lang zu zweit in einem kleinen Camper Van können ganz schön anstrengend werden. Allerdings bewältigen wir die Startschwierigkeiten und spielen uns ein – schlussendlich genießen wir das Camper-Leben sehr. Strapazen hin oder her, jeder Sonnenaufgang inmitten der atemberaubenden Natur belohnt uns für unsere Mühen und macht alles wieder gut.

Unsere Route führt uns quer durch das Land, von der Südinsel zur Nordinsel, von atemberaubenden Bergen und Gletschern zu einzigartigen Vulkanen und Felsformationen, von glasklaren Seen zu den wunderschönen Fjorden, von den charakteristischen Städten nach Mittelerde und sogar nach Hobbiton, der Heimat von Bilbo und Frodo Beutlin.

Gleich nachdem wir das Stadtleben in Christchurch verlassen haben, belohnen uns traumhaft winterliche Landschaften entlang der Straßen.
Der Lindipass auf dem Weg Richtung Queenstown ist nicht nur für seine schönen Aussichten, sondern auch für seine kurvenreichen und im Winter gefährlichen Straßen bekannt.

Und uns wird klar, warum Neuseeland als eines der schönsten Länder der Welt bezeichnet wird. Es ist wirklich ein tolles Land und oft kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus – die Landschaften, die Neuseeland zu bieten hat, sind nicht nur wunderschön und einzigartig, sondern auch divers. Die Vielfalt reicht von Stränden und Bergen zu Hügeln, Seen und Vulkanen – hier findet wirklich jeder ein passendes Fleckchen für sich und langweilig wird uns auch nie.

So vielfältig die Landschaften Neuseelands sind, so abwechslungsreich gestaltet sich auch das Wetter. Wir werden gleichermaßen von Schnee und Sonne, von Unwettern, Hagel, wilden Windböen und traumhaft klarem Himmel begleitet – manchmal alles an einem Tag. In unserem kleinen Camper, der in diesen Wochen unser Zuhause war, ein besonders intensives Erlebnis. Zu spüren bekommen wir die Auswirkungen der Witterungsverhältnisse vor allem auf den Straßen. Die Verhältnisse sind nicht immer die besten. Tatsächlich passieren besonders auf der Südinsel immer wieder Unfälle aufgrund des schnellen Wetterumschwungs – und tatsächlich: So viele kaputte Autos am Straßenrand haben wir noch nie zuvor gesehen. Doch wir haben Glück. Keine Probleme mit unserem Camper – er bringt uns sicher über die Insel.

Eine Wanderung durch den Mount Cook Nationalpark sollte man sich nicht entgehen lassen, denn der hat zu jeder Jahreszeit einiges zu bieten.
Warn- und Hinweisschilder soweit das Auge reicht. Nicht ohne Grund. Oft sehen wir den Abschleppdienst oder „gestrandete“ Fahrzeuge, deren Fahrer die Aussicht wohl zu lange genossen haben.
So camperfreundlich Neuseeland auch sein mag: Ohne die richtige Vorbereitung werden die eisigen Temperaturen im Winter schnell zur Herausforderung.
Trotz oder gerade wegen seiner Abgeschiedenheit ist „Milford Sound“ auch im Winter ein beliebtes Reiseziel. Der 15 Kilometer lange Fjord gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO.
„Der Weg ist das Ziel.“ – Die unterschiedlichen Stopps entlang der Straße übertreffen sich an Schönheit und Einzigartigkeit. Mirror Lakes, an der Straße nach Milford Sound
Die doch recht langen Fahrzeiten werden nicht selten durch kleine Überraschungen belohnt. Hier: Der Cardrona Bra Fence. Eine kontroverse „Touristenattraktion“, die vor allem ein sinnvolles Ziel verfolgt: Spenden für die „New Zealand Breast Cancer Foundation“ zu sammeln – unserer Meinung nach TOP!
In Neuseeland kann sich das Wetter oft so schlagartig ändern, dass man – auch wenn man den Tag in Nebel oder Regen startet – plötzlich vor einer atemberaubenden Kulisse steht.
Ein Erlebnis, das wir nicht so schnell vergessen werden: An Philipps Geburtstag machen wir uns um 3 Uhr Früh auf, den Roys Peak (1.581 Meter) in der Nähe von Wanaka zu besteigen. Im Dunkeln kämpften wir uns den steilen Weg nach oben, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen.
Neuseeland hat auch einiges an Aktivitäten zu bieten. Egal ob Adrenalin-Junkie, Sportler oder Genießer – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Von Bungee Jumping, Skydiving, bis hin zu riesengroßen Skigebieten, traumhaften Wanderwegen oder eben tollen Bootsausflügen. Wenn man das nötige Kleingeld beisammen hat, kann man sich in Neuseeland wahrscheinlich jeden Traum erfüllen. Wir hatten unter anderem die Möglichkeit, mit einem Segelboot am Lake Taupo einen Tagesausflug zu den „Maori Carvings“ zu machen.
Der Hokitika River an der Westküste der Südinsel ist unserer Meinung nach ein Must-Do. Wir haben noch nie so türkisblaues Wasser gesehen – der Fluss erinnert uns ein bisschen an die „Eis-Zuckerln“. Am liebsten würden wir uns sofort hineinstürzen.
Nicht selten staunen wir, wie schnell sich Neuseeland landschaftlich verändern kann. Ein gutes Beispiel dafür ist der „Bruce Bay Beach“ an der Westküste. Wir sind gerade unterwegs zum Franz Josef Gletscher in den Bergen und umgeben von geradezu dschungelartiger Vegetation, als wir plötzlich an diesem mystischen Ort vorbeikommen.
Die Tatsache, dass es in Neuseeland mehr Schafe als Einwohner gibt, spricht für sich. Umgeben von Natur und schönen Landschaften sehen wir manchmal stundenlang keine Menschen – nur Schafe, Kühe und Kaninchen.
Wir wollen unbedingt in die Kultur Neuseelands eintauchen und uns mit den Maori Traditionen auseinandersetzen, deshalb besuchen wir unter anderem ein Maori Village in Rotorua. Seit mehreren Generationen wohnen hier noch immer Familien, die Führungen durch das Dorf anbieten und uns einen Einblick in ihren Alltag geben. Wir lernen Maori Tänze, kosten von traditionellen Gerichten, sehen geschnitzte Masken und selbst hergestellten Schmuck. Der Besuch in „Whakarewarewa“ (ja, das Dorf heißt wirklich so) ist eine spannende Erfahrung, die wir auf jeden Fall weiterempfehlen können.
Die Pancake Rocks auf der Südinsel Neuseelands werden ihrem Namen gerecht. Die Felsformationen sehen aufgrund von jahrmillionenalten Ablagerungen aus wie übereinander geschichtete Pfannkuchen.
Als wir den Mount Taranaki auf der Nordinsel Neuseelands zum ersten Mal sehen, kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ein Stratovulkan mit perfekter Spitzkegelform, der wie aus dem Nichts aus dem Boden ragt.
Egal ob einzigartige Felsformationen, glasklare Flüsse, wunderschöne Strände, schneebedeckte Gipfel oder grasgrüne Landschaften. Die Vielfalt Neuseelands ist unerschöpflich und hat wirklich für jeden etwas zu bieten.
Das wohl für unsere Nase intensivste Erlebnis ist der Besuch im Wai-O-Tapu in der Nähe von Rotorua. Besonders diese Region ist weltbekannt für geothermale Aktivitäten.
Ein weiteres Highlight unserer Neuseelandreise ist der Besuch in den Filmstudios von Hobbiton. Besonders Philipp als Filmfreak ist begeistert, mit wie viel Liebe zum Detail die Filmstudios aufgebaut sind. Obwohl die Führung ein wenig teuer ist, lohnt sie sich. Bei der Tour bekommt man Einblicke hinter die Kulissen, außerdem werden Iustige Insidergeschichten über die Filmdrehs und das Team rund um Peter Jackson erzählt.

Das Land ist übrigens – zu unserem Erstaunen – sehr „camperfreundlich“. Wohin auch immer unsere Reise uns führt, fast überall warten Gratis-Campingplätze und wir begegnen auch zahlreichen „Camper-Kollegen“. Sie sind alle unterschiedlich: Ob jung oder alt, sie alle erleben ihr ganz eigenes Neuseeland-Abenteuer. Fahren wir auf der Straße aneinander vorbei, werden wir von den entgegenkommenden Campern per Handzeichen gegrüßt. Wir Camper – ob wir uns kennen oder nicht – sind eine große Community.

Die malerischen Landschaften geben uns das Gefühl, uns in Mittelerde aufzuhalten. Wunderschöne Natur und überall, wo wir hinsehen, trifft unser Blick Schafe, Kühe und andere Tiere. Wir fahren kilometerweit und begegnen keinen anderen Menschen, sind nur umgeben von Schafen – das ist schon ein besonderes Gefühl. Und wenn man schon nach Mittelerde reist, darf natürlich ein Halt in Hobbiton – Fans der ins Deutsche übersetzten Version von Herr der Ringe vielleicht besser als „Hobbingen“ geläufig – auf gar keinen Fall fehlen. Besonders für Philipp ist der Besuch in der Heimat von Bilbo und Frodo Beutlin eines der Highlights unserer Reise.

Auch wenn die kalte Jahreszeit in Neuseeland Herausforderungen mit sich bringt, kann eine Reise in den Wintermonaten einige Vorteile haben. Wir würden jedenfalls keine Sekunde unseres Roadtrips missen wollen. Gerade diese Erfahrungen haben unsere Reise einzigartig gemacht.

Wenn es auch einen ganz eigenen Charme hat, das Land per Camper zu erkunden, ist es dann doch weniger „Urlaub“ als ursprünglich gedacht. Eher ist es ein großes Abenteuer, lustig und aufregend, aber auch manchmal anstrengend. Insgesamt haben wir – Philipp immer am Steuer – ganze 4.000 Kilometer zurückgelegt – klar, dass so ein Roadtrip nicht immer nur „Entspannung pur“ sein kann. Auch die eine oder andere kleine Kooperation ergibt sich hier, obwohl wir diesmal eigentlich gar nicht danach suchen. Doch wir haben das Glück auf unserer Seite. Sobald wir den Menschen vor Ort von unserem Projekt und der Reise um die Welt erzählen, reagieren sie begeistert. Eine Familie, die einen Campingplatz besitzt, lässt uns im Gegenzug für ein paar Drohnenaufnahmen gratis auf diesem übernachten. Und auch die Firma, bei der wir unseren Camper Van gebucht haben, kontaktiert uns über Soziale Medien. Philipps Fotos von Neuseeland gefallen ihnen so gut, dass wir den Camper gratis einige weitere Tage lang behalten können. So ergab es sich – auch ohne unser Zutun – durch glückliche Zufälle, dass wir dennoch die Möglichkeit hatten, mit Menschen aus Neuseeland zusammenzuarbeiten.

Im Großen und Ganzen war die Etappe in Neuseeland einmalig. Wir sind froh, dass wir das Land besucht haben. Und auch, wenn unser allererster Roadtrip im Camper sicher nicht immer einfach war, war es ganz sicher nicht der letzte. Schlussendlich haben wir aber genug vom Winter und wollen uns jetzt wieder in wärmere Länder aufmachen. Nächster Halt: Fiji!

Übrigens: Alle Geschichten von Philipps und Melanies Reise kann man online bei uns nachlesen!

Credits
  • Autorin: Melanie Fritzer
  • Fotografie: Philipp Benedikt

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