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Einmal mehr: EU fordert Natura 2000 für Iselregion

Kommissar Janez Potocnik bestätigt wissenschaftliche Notwendigkeit.

Janez Potocnik ist EU-Umweltkommissar und damit der oberste Umweltbeamte Europas. Er hat nach Angaben des WWF am 8. Jänner in einem Antwortschreiben an namhafte österreichische Wissenschaftler bestätigt, dass die Isel und ihre Zuflüsse als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen werden müssen. 26 österreichische Ökologen, Botaniker und Hydrologen hatten im Dezember von der EU-Kommission Unterstützung für die Isel gefordert und ihrem Schreiben eine Liste bedeutender Arten angeschlossen, die im Gebiet vorkommen, aber noch immer nicht entsprechend den internationalen Bestimmungen geschützt sind.
Auch die die streng geschützte Gelbbauchunke lebt an der Isel. Foto: Anton Vorauer.
Auch die die streng geschützte Gelbbauchunke lebt an der Isel. Foto: Anton Vorauer.
  Neben der oft zitierten Deutschen Tamariske belegen nach Expertenmeinung zahlreiche andere Arten die Sonderstellung der Isel als letzten intakten Gletscherfluss der Zentralalpen: So wurde in einem Auwald der Oberen Isel 2011 erstmals wieder ein brütender Pirol in Osttirol nachgewiesen. Dieser auffällige Zugvogel hat in Tirol bereits einen Großteil seines Lebensraumes eingebüßt, an der intakten Isel findet er aber noch ein Rückzugsgebiet. Auch andere Raritäten der Artenvielfalt, wie die streng geschützte Gelbbauchunke, der imposante Huchen oder die bizarre Dornschrecke, leben und pflanzen sich in und an den Wassern der Isel fort. Seit mehreren Jahren ist ein Disput zwischen Natura 2000 - Befürwortern und Gegnern entbrannt, der im vergangenen Herbst in Ausreißaktionen der Deutschen Tamariske durch Unbekannte gipfelte. Hintergrund ist ein Wasserkraftwerksprojekt, das die Bürgermeister der Gemeinden Virgen und Prägraten gemeinsam mit der Innsbrucker Planungsfirma Infra und Energieversorgungsunternehmen verwirklichen wollen. Während die Befürworter des Kraftwerks der Oberen Isel Schutzwürdigkeit absprechen, beharren Naturschützer und Bürgerinitiativen auf der Unvereinbarkeit des Kraftwerksprojektes mit Natura 2000. Brisant ist die Stellungnahme des europäischen "Umweltministers" auch deshalb, weil die Gemeinden Virgen und Prägraten vor wenigen Wochen ihre Option zur Beteiligung an diesem Kraftwerk "gezogen" haben und damit erstmals auch anteilig einzahlen müssen. Ursprünglich hatte die Aufsichtsbehörde eine Beteiligung Prägratens skeptisch gesehen, doch am 13. Jänner bestätigte Bezirkshauptfrau Olga Reisner auf Anfrage von dolomitenstadt.at, dass das Ermittlungsverfahren abgeschlossen und die Genehmigung erteilt sei. Eine Kraftwerksbeteiligung von Virgen wurde schon früher genehmigt. Um die Einwände vieler Wissenschaftler gegen das Kraftwerk zu entkräften, beauftragte der Planungsverband 34 bereits Anfang 2013 “ein mitteleuropäisches Universitätsinstitut” mit einem Gegengutachten, das im Sommer 2013 vorliegen sollte. Es wurde bis heute zwar mehrfach von Bürgermeistern zitiert aber nie öffentlich präsentiert.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

4 Postings

Zunigsee
vor 10 Jahren

Lieber Leonhard,

wetten, dass es völlig anders kommt, als Leonhard denkt... (siehe dazu http://www.tt.com/politik/landespolitik/7787568-91/isel-führt--zu-disput--mit-brüssel.csp).

 
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spitzeFeder
vor 10 Jahren

Offensichtlich FORDERT die EU schon seit langem, kann oder will aber diese Forderung nicht durchsetzen. Und genau diese Haltung ist sowohl für Befürworter als auch Gegner eines Wasserkraftwerkes an der Isel kontraproduktiv. So werden unnötig Energien - monetäre als auch menschliche - verschleudert, und das auf beiden Seiten. Dessen sollte sich die EU und vor allem auch der europäische "Umweltminister" im Klaren sein, es muss endlich mit offenen Karten gespielt werden. Dieses Spiel mit gezinkten Karten verlieren nicht Gegner oder Befürworter, sondern - wie so oft - der Steuerzahler.

 
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F_Z
vor 10 Jahren

Ich denke auch, das das Wasserkraftwerk eher nicht gebaut werden wird. Aber Gottseidank bauen ja die Ungarn wieder ihre Atomkraft aus - so haben wir auch weiterhin genug Strom *Ironie aus*

 
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Leonhard
vor 10 Jahren

Wetten dass ... ?

.... die Isel als Natura 2000-Gebiet nachnominiert wird

... weder an der Isel im Virgental, noch am Tauernbach in Matrei ein Wasserkraftwerk gebaut wird

 
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