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Natura 2000: Palaver hinter verschlossenen Türen

Ingrid Felipe lud "Stakeholder" zum Infonachmittag in den Matreier Kesslerstadel.

"Eine erste Informationsoffensive" für die Osttiroler Bevölkerung wollte die grüne Landesrätin Ingrid Felipe mit einer Diskussionsveranstaltung bieten, die allerdings hinter verschlossenen Türen am 10. Juni im Matreier Kesslerstadel über die Bühne ging. Im rustikalen Veranstaltungszentrum der Nationalparkgemeinde trafen sich rund 50 "Stakeholder", vorwiegend regionale Schlüsselspieler im Poker um mehrere geplante Kraftwerke an der Isel und ihren Nebenbächen. Bürgermeister, Kammervertreter, lokale Parteigranden aber auch mehrere Gruppen von Umweltschützern wurden unter anderem von den Experten der Landschafts- und Flussplanungsfirma Revital und dem obersten Tiroler Umweltbeamten Kurt Kapeller über teilweise sehr spezifische Details von Natura 2000 aufgeklärt. Was darf man in solchen Gebieten, was nicht?
Kurt Kapeller leitet die Umweltabteilung im Amt der Tiroler Landesregierung. Fotos: Dolomitenstadt/Egger
Kurt Kapeller leitet die Umweltabteilung im Amt der Tiroler Landesregierung. Fotos: Dolomitenstadt/Egger
Die Diskussion verlief halbwegs friedlich, bis einige der Umweltschützer keine Zweifel offen ließen, was genau ihre Zonenwünsche für Natura 2000 wären: der gesamte Verlauf der Isel und der Drau bis nach Kärnten. Kraftwerksbürgermeister und -befürworter hielten offenbar dagegen, nach außen drangen aber nur Andeutungen. Als sich die Tore des Stadels öffneten, eilten Bürgermeister wie Gerald Hauser, Anton Steiner oder Franz Hopfgartner ebenso eilig davon, wie VP-Bezirkparteiobmann Martin Mayerl und andere VP-Spitzen. Zur sehr improvisierten Pressekonferenz vor dem Stadel fanden sich dann rund um die eher wortkarge Landesrätin noch Kapeller, Bezirkshauptfrau Olga Reisner, Andreas Köll, Iselfrau Anna-Maria Kerber und Umweltschützer Wolfgang Retter ein. Man spürte die nach wie vor große Distanz zwischen den Positionen aber auch das Bemühen um Konsens, zumindest nach außen.
Wenig Worte gab´s gegenüber den Medien, doch die Körpersprache spricht Bände.
Wenig Worte gab´s gegenüber den Medien, doch die Körpersprache spricht Bände. Von links: Landesrätin Ingrid Felipe, der Matreier Bürgermeister Andreas Köll, "Iselfrau" Anna-Maria Kerber und Umweltschützer Wolfgang Retter.
Von der verantwortlichen Landespolitikerin war nicht zu erfragen, wie der Terminplan in Richtung Natura 2000 aussieht. Felipe enthielt sich jeder Wertung und berief sich beim Thema Iselschutz und Kraftwerksplanung – fast wortgleich mit Andreas Köll – auf die Urteile der Experten. Sowohl die Landesregierung als auch die Bürgermeister des Planungsverbandes 34, für den Köll sprach, haben ja derzeit parallel zwei "Forscherteams" im Einsatz, die sich mit der Genetik der Deutschen Tamariske an der Isel beschäftigen. Beide aus Steuergeld finanzierten Studien sollen etwa zeitgleich im Juli das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

6 Postings

Detektor
vor 10 Jahren

@ornithologe

Thema verfehlt, lieber Vogelfreund! Nicht persönliche Animositäten stehen zur Diskussion, sondern Natura 2000. Hast Du hierzu nichts zu melden?

 
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Ornithologe
vor 10 Jahren

@Köll Hansjörg Es ist bezeichnend, wenn gerade die Familie „Kerschbaumer“ = Hansjörg oder Regina Köll, als stolze Eigentümer des Bergrestaurants „Goldried“ (mitten im gleichnamigen Schigebiet) die angebliche Finanzierung des früheren „Kurvenschleppliftes“ kritisiert: Diese hat im Übrigen absolut nichts mit dem Verkauf des alten Gemeindekraftwerkes in der „Proßeggklamm“ inklusive der, auf diesen Bereich beschränkten Wasserrechte in den 70er-Jahren an die OKG zu tun, sondern mit (durch Servitute der Gemeindegutsagrargemeinschaft „Weidestoß I“ belasteten) Flächen in der „Hinterau“, zu Beginn der 80er-Jahre...Also bitte bei der Wahrheit bleiben und gleich auch dazusagen, welche Familie in Matrei privat wohl am meisten durch den Ausbau des Goldriedschigebietes bis hin zur Schischaukel profitiert hat, erstaunlicherweise aber immer wieder dagegen war!

Diese für Außenstehende völlig unverständliche Haltung hat wohl nichts mit dem ÖVP-Wirtschaftsbund zu tun, sondern viel mehr mit eindeutig grünem Gedankengut! Dieses scheint sich dann neben Hansjörg und GRin Regina auch noch auf GR Bruder Christoph ausgebreitet zu haben, der sich als Ortsobmann des Tiroler (ÖVP-)Bauernbundes! laut Kleiner Zeitung von den Grünen! als Wahlbeisitzer bei den letzten Wahlen nominieren ließ...Dass es im Bauern- und Wirtschaftsbund so richtig „überbündisch und überparteilich“ zugeht, kann in diesem Falle wohl auch Silke Steiner nicht freuen...

 
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Koell Hansjoerg
vor 10 Jahren

Wenn diese Falle einmal zuschnappt, dann gibt es kein Zurück? Mit welcher Kompetenz spricht Frau Silke Steiner?

Gibt es nicht schon bestehende Gesetze die z.B. Schotterentnahme oder Kraftwerksbauten Behördenverfahren unterziehen und somit einer Abwägung des wirtschaftlichen Nutzens Einzelner zur Bewahrung von Naturgütern für die Zukunft erfordern? Sind diese Naturschätze kein wirtschaftlich nutzbares Gut? (Umbaltal, Prosseggklamm, Auwälder, Iselkatarakt Feglitz Palfen mit Auwald, Rafting, usw.) Wohin geht ein Einheimischer zur Erholung vom stressigen Alltag? Zum Bach. Welche Gemeinden haben die größten Schulden in Osttirol? Diejenigen, die z.B. wie Matrei das Wasserrecht am Tauernbach verscherbelt haben (mit dem Geld wurde ein heute nicht mehr existierender Kurvenschlepplift gebaut) und diejenigen, die nahezu jeden Bach abgeleitet haben (Kals, Prägraten).

Wo geht bei Schneefall als erstes der Strom aus? In Kals und in Prägraten mit Ihren eigenen (behauptet zumindest) Werken! Pfui vor so viel Kurzsicht, dass man die Anstiege zu den höchsten Bergen Österreichs, Großglockner und Großvenediger, mit Wasserableitungen nahezu trocken gelegt hat und dann sich auch noch über vorgeschriebene Restwassermengen aufregt. Bravo, dass im ehemaligen Bergsteigerdorf Kals im Herbst bei Großdorf ein trockenes Schotterbett die Stockmühlen schmückt!

Super Silke, für den Hinweis auf die Falle. Ein Zurück von einem auf einen Zettel geschriebenen Recht gibt es schon, ein Zurück von zerstörtem Lebensraum wird Jahrhunderte dauern. Als mittlerweile seit mehr als 30 Jahren hauptberuflich im Tourismus tätiger und erfolgreicher Unternehmer, ich nütze schonend die Schätze unserer Natur, distanziere ich mich von diesen Aussagen der Vertreterin der Osttiroler ÖVP Wirtschaft. Ich stelle als noch aktives Mitglied des Tiroler Wirtschaftsbundes fest, dass Frau Steiner plötzlich öffentlich Ihre persönliche Meinung bezüglich Nominierung von Natura 2000 Gebieten vertritt. Die Ortsgruppe Matrei hat vernünftigerweise festgestellt, dass man bei unabwendbaren Dingen auch das Positive suchen und verhandeln soll und sich keineswegs für eine generelle Ablehnung der Natura 2000 Gebiete ausgesprochen.

Falls Herr Bodenseer wirklich gesagt hat: „Was ist die Tamariske, ein Viech?“, fordere ich ihn hiermit auf, wegen Inkompetenz und Arroganz den Hut zu nehmen und zu gehen.

Köll Hansjörg Hüttenwirt, Kräuteranbauer und Tiroler Bergwanderführer Matrei in Osttirol

 
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Senf
vor 10 Jahren

iseline@ du möchtest, dass die Isel vom Ursprung bis zur Draumündung eingriffsfrei bleibt und hast dafür deine argumente. ok. das land tirol als mittelbare verwaltung öffentlichen eigentums muß in allen belangen objektivität wahren, daraus resultiert logischerweise ein interessenskonflikt! es erscheint mir aber durchaus legitim, wenn das land sich in dieser verantwortung nicht zu sehr binden läßt, weil immer noch fakten fehlen und in der schnellebigen zeit immer fehlen werden. objektivität gibt es also nicht und es wird sie nie geben. wir werden die entscheidungen so oder so hinnehmen müssen! dazu sollten wir aber keine spitzenverdiender aus brüssel rufen, die nie da waren und nie herkommen werden :-)

meine wertigkeit zum ganzen sei im moment dahingestellt, ich kan nicht objektiv urteilen, mir erscheinen die kolportierten fakten nicht ausreichend, auch nicht die des umweltdachverbandes - dem fehlt übrigens die kompetenz und ebenfalls die objektivität. vereinspräsidenten dieser art sind rein politisch und egoistisch motiviert. . mir stosst es sauer auf, wenn ich sehe, wie teures holz, ganze waldschneisen zu hackschnitzel werden, oder millionen haushalte millionen tonnen heizöl bestellen, und mir wird schwindelig, wenn ich zuschaue, weclche verkehrsdichte auf osttirols straßen herrscht, weil alles nur mehr auf mobilität setzt. mir wird auch schwindelig, wenn isch sehe, dass jedes kleine rinnsaal energietechnisch angepatzt wir, ohne rücksicht auf die gesamte energiesituation. ich glaube daher auch, dass niemand in der lage sein wird, objektive UVP vorzunehmen. die heutigen entsscheidungsprozesse laufen immer gleich ab: ich bin ich und die anderen sind mir sch...egal. das gilt übrigens für pro und kontra isel. oder war ich jetzt etwa nicht objektiv?

 
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iseline
vor 10 Jahren

Bei dieser Veranstaltung wurde anscheinend gerade über das Wesentliche nicht informiert: über den Nominierungstermin und über die Gebietsabgrenzung, immerhin sind das die zentralen Themen.

Und das, obwohl es ganz klar einen von der EU gesetzten Nominierungstermin für September gibt. Und das, obwohl die EU die Einbringung der Isel SAMT Zubringer verlangt und zwar aufgrund ausreichend fachlicher Expertisen. Wäre sie in dieser Hinsicht nicht vorbereitet, würde sie das Vertragsverletzungsverfahren nicht eingeleitet haben. Sehr viele namhafte Wissenschaftler haben sich für die Isel eingesetzt und zwar mit mit schlüssigen Argumenten und die Isel mit Zubringer wird nicht nur vom Umweltdachverband als das österreichweit am besten dokumeniertes potentielles Natura 2000 Gebiet bezeichnet. Trotzdem wurden vom Planungsverband und der Landesregierung zwei weitere Gutachten bestellt (vom Steuerzahler ungefragt zu berappen) und damit siganlisiert: "Wir werden es uns schon noch richten." Man kann daraus nur schließen, dass die Landesregierung weiterhin nicht willens ist, EU-Recht eindeutig umzusetzen. Sie versuchen lieber Wasserkraftplanungen zu decken, auch wenn wirtschaftlich und ökologisch alles dagegen spricht, statt Klartext zu reden und den Schutz von Ressourcen als Wert anzuerkennen.

 
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Gertrude
vor 10 Jahren

Mutig, mutig, die Herrn Bürgermeister! Laufen nach dieser Veranstaltung eilig davon, auch Herr Mayerl. Sich einer Diskussion zu stellen erfordert Rückgrat- dieses Wort kennen diese Herrn anscheinend nicht.

 
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