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Oberkärntner Bürgermeister kritisieren ÖBB-Fahrplan

Resolution gegen "Halt bei Bedarf" in kleinen Bahnhöfen.

Ihrem Ärger über den ab 14. Dezember gültigen neuen Fahrplan der ÖBB machten am 9. Dezember bei einem Treffen in Berg die Bürgermeister des Oberen Drautales Luft. Der von den ÖBB aber auch von den Tiroler Regierungsparteien als Meilenstein im öffentlichen Nahverkehr gefeierte neue Fahrplan habe für Osttiroler und Oberkärntner Bahnreisende auch negative Auswirkungen, beklagen die Gemeindechefs. In einer gemeinsamen Resolution fordern die Bürgermeister Ferdinand Hueter (Berg im Drautal), Franz Mandl (Greifenburg), Manfred Fleißner (Kleblach-Lind), Ewald Tschabitscher (Steinfeld), Gottfried Mandler (Irschen) und Wilfried Pichler (Sachsenburg) vor allem die sofortige Rücknahme der sogenannten "Bedarfsaufenthalte". Unterschrieben hat das Papier auch die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik.
Lokalzüge dieses Typs halten auf Knopfdruck in der Peggetz, in Nikolsdorf, Irschen oder Berg. Wer dort aus dem City Shuttle aussteigen will, muss künftig den Schaffner informieren.
Lokalzüge des Typs "Talent" (Bild) halten auf Knopfdruck in der Peggetz, in Nikolsdorf, Irschen oder Berg. Wer an diesen Haltestellen aus den älteren "City Shuttles" aussteigen will, muss künftig den Schaffner informieren.
Wer künftig in Lendorf, Markt Sachsenburg, Berg, Irschen, Nikolsdorf oder Lienz/Peggetz aus- bzw. einsteigen will, muss diesen Wunsch aktiv signalisieren. Im Fahrplan liest sich das für Einsteigewillige so: "Bitte den Haltewunsch durch deutlichen Hinweis (z.B. Handzeichen) für den Triebfahrzeugführer bekanntgeben". Den Lokalzug per Anhalterdaumen stoppen? Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden empfinden das als Rückschritt. Aussteigewillige können in manchen Zügen auf einen Halteknopf drücken. Ältere Garnituren wie die City Shuttles haben diese Vorrichtung aber nicht. Hier muss der Reisende den – hoffentlich anwesenden – Schaffner bitten, für einen Stopp zu sorgen. Der ruft dann den Lokführer an. "Linienriss" war das Wort der Stunde beim Treffen der Bürgermeister, die für die Abschaffung von sechs planmäßigen Stopps auch eine Erklärung haben. Von 34 lokalen Zügen, die an Werktagen in beiden Richtungen zwischen Lienz und Klagenfurt verkehren, fahren künftig nur noch fünf durch. Bei allen anderen Verbindungen muss man ab 14. Dezember in Spittal an der Drau umsteigen und durch eine Unterführung zum nächsten Bahnsteig wechseln. Damit die Fahrzeit zwischen Lienz und Villach nicht länger wird, muss für diesen Zugwechsel auf der Strecke Zeit eingespart werden. Sechs planmäßige Halte weniger bringen sechs Minuten Zeiteinsparung. Die Fahrzeit von Lienz nach Spittal verkürzt sich damit theoretisch von 1.05 Stunden auf 59 Minuten. Die Praxis könnte aber anders aussehen. Lokführer geben auf Anfrage von dolomitenstadt.at zu bedenken, dass bei vielen Fahrten Passagiere auch weiterhin in den kleinen Bahnhöfen aus- und einsteigen werden. Das verlängere die Fahrzeit und in Spittal blieben so statt elf letztlich nur fünf Minuten für das Umsteigen. Für ältere oder beeinträchtigte Menschen, Schulklassen und Leute mit viel Gepäck könne das zur Herausforderung werden.  
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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