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Südtirolerplatz Lienz: Auf ein Neues!

In der Volksbank zeigt Architekt Josef Wurzer Konkretes und Visionäres.

2004 präsentierte Bürgermeister Hannes Hibler kurz vor der Gemeinderatswahl eine Studie zur Neugestaltung des Südtirolerplatzes inklusive Umbau des Stadtsaals, Integration des Klostergartens und angedachter Tiefgarage. Sieben Jahre später sieht das Areal aus wie eh und je. Und wieder wird kurz vor Wahlen eine Neugestaltung dieses städtebaulich grenzwertigen Relikts aus den siebziger Jahren aus dem Hut gezaubert.

Dennoch ist das vom Lienzer Architekten Josef Wurzer in den Räumen der Volksbank präsentierte Projekt kein Wahlkampf-Gag. Damals legte der Münchner Städteplaner Eckhart Zurmöhle eine Machbarkeitsstudie vor. Wurzer – dessen Bürositz Rattenberg ist – und sein Vorarlberger Geschäftspartner Gerhard Rainalter (Innovate Holding) präsentieren ein ganz konkretes Vorhaben, das wesentliche Elemente dieser Studie berücksichtigt und deren Ansätze vom akademischen Kopf auf wirtschaftliche Beine stellt. Die Einreichung zur Baugenehmigung soll in wenigenTagen erfolgen.

Die Neugestaltung des Südtirolerplatzes soll mit einem Büro-, Geschäfts- und Wohnprojekt auf dem Vergeinerareal beginnen.

Konkretes und Visionäres

Glaubwürdig wird der Projektansatz vor allem deshalb, weil eine stufenweise Realisierung vorgesehen ist. Der Masterplan für das Gesamtareal ist ambitioniert und zeigt, wie sich Wurzer und Co. die Stadt entlang dem rechten Iselufer zwischen Neuem Markt und Stadtsaal vorstellen. In diesem Plan ist vieles Zukunftsmusik, etwa weil der Stadtsaal der Stadt nicht gehört und eine großflächige Sanierung des Platzes samt Tiefgarage sehr teuer wäre. Auch über Formales wird noch diskutiert werden.

Ähnlich einem Puzzle unterteilen die Projektierer aber den Gesamtplan in einzelne Module. Das erste Puzzlestück betrifft die niedrige Häuserzeile an der Nordseite des Platzes samt dem dahinterliegenden Garten. Hier soll um insgesamt 10 Millionen Euro zum einen ein dreigeschossiges Büro-, Geschäfts- und Wohngebäude direkt am Platz entstehen und zum anderen eine Wohnanlage an der alten Stadtmauer, zwischen Vergeiner Weinlager und dem "Schmidl-Türml".

Die beiden Gebäudezeilen bilden einen Innenhof, der begrünt wird und zudem 43 Pkw-Stellplätze für die Bewohner bietet. Noch gehört der Grund Andrä Vergeiner, der hat den Projektanten aber eine Kaufoption eingeräumt.

Im "visionären Teil" der Projektpräsentation findet sich auch die Neugestaltung von Stadtsaal und Hotel Sonne. Zukunftsmusik, auch nach Meinung der Projektanten.

Mischnutzung und Mischfinanzierung

Anders als beim drei Mal so großen M99-Projekt ist hier eine Mischnutzung angedacht, die Rücksicht auf die Bedürfnisse der Stadtbewohner und gewachsene Strukturen nimmt. Die vorhandenen Geschäfte bleiben wo sie sind, werden aufgewertet und erhalten einen "Oberbau". Für BTV ergibt sich daraus die Chance, am Platz auch architektonisch Flagge zu zeigen und rund 300 m2 Fläche zu nutzen. Noch nicht zugesagt hat die Tiroler Gebietskrankenkasse, die laut Josef Wurzer aber sehr interessiert an einer Ansiedlung ist und – wenn der Deal gelingt – die gewerbliche Nutzung dieses Projektteils komplettieren würde.

Die restlichen Flächen – das Dachgeschoss am Südtirolerplatz und das Gebäude am rechten Iselufer – werden Wohnungen beherbergen. Und auch hier wird gemischt. Einerseits sollen gemeinsam mit der Wohnbaugenossenschaft Frieden (Tiroler Friedenswerk) geförderte Wohnungen angeboten werden, andererseits gibt es frei finanzierte Stadtwohnungen, die ähnlich wie jene im Gröcklturm-Areal auch für Investoren als Wertanlage interessant sein dürften. Je 1000 m2 stehen für 25 - 30 geförderte und frei finanzierte Wohneinheiten zur Verfügung. Letztere werden zwischen 50 und 120 m2 Fläche bieten.

Gute Chancen und eine Hürde

Nachdem viele der künftigen Nutzer schon jetzt am Platz sind, die formale Architektur kaum polarisieren dürfte und mit BTV, Volksbank, Frieden und evtl. TGKK auch potente Institutionen an Bord sind, dürfte die wirtschaftliche Basis des Projekts für einen raschen Baubeginn sprechen. Auch die Wohnungsvorvermarktung sei nach Angaben der Projektanten gut.

Zur Hürde könnte das Weinlager der Firma Vergeiner werden. Hinter den Kulissen war bei der Projektpräsentation zu vernehmen, dass eine Baugenehmigung auch davon abhängen könnte, ob es Architekt Wurzer und seinem Partner gelingt, auch diesen Puzzlestein schon beim ersten Umsetzungsschritt mitzunehmen. Und hier dürften die Verhandlungen mit dem Eigentümer noch nicht in der Endrunde sein.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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