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Budget 2011: Elchtest für den TVBO

Gesamtverband hat Personalhoheit und mehr Marketingmittel.

Im zweiten Anlauf wurden 9,2 Millionen so verteilt, dass alle Regionen zufrieden sind.

Der Tourismusverband Osttirol (TVBO) hat seit den Abendstunden des 31. Jänner ein Jahresbudget 2011. Es war eine turbulente Sitzung, die mehr als fünf Stunden dauerte und mit einem Kompromiss endete. Knapp 7,2 Millionen Euro im ordentlichen und weitere zwei Millionen im außerordentlichen Haushalt wurden mit 9:3 Stimmen abgesegnet.

Das ausgeklügelte Budgetwerk reagiert mit allerhand ausgefeilten Details auf die Wünsche und Bedürfnisse der vier Teilregionen, die seit dem Abschluss des mittlerweile legendären "Fusionsvertrages" zwar in einem Boot sitzen, aber nicht immer in die selbe Richtung rudern. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Gesamtverband gestärkt aus den Verhandlungen geht. Der Lienzer Bürgermeister Hannes Hibler kommentiert das so: "Der TVBO hat jetzt die geforderten Marketingmittel und die Gesamtverantwortung für Personal- und Verwaltungkosten. 2011 wird damit zum Elchtest für den Vorstand. Es gibt ab sofort keine Ausreden mehr."

Alle haben bekommen, was sie forderten

Aufsichtsratsvorsitzender Werner Frömel skizziert die Umrisse des mühsam ausgehandelten Kompromisses: "Wir haben alle Maßnahmen auf ein Jahr, also auf das aktuelle Budget 2011 eingegrenzt. Die von den Regionen vorgelegten Budgetentwürfe wurden praktisch unverändert in das Gesamtbudget übertragen, um maximale Akzeptanz zu sichern. Alle haben also bekommen, was sie wollten. Und der Berechnungsmodus wurde verändert."

Neues Berechnungsmodell schafft Klarheit

Für das diesjährige Budget werden die beiden Haupteinnahmequellen der Regionen zunächst zusammengezählt: die Pflichtbeiträge der Wirtschaft und die Aufenthaltsabgabe pro Nächtigung. Das ergibt heuer 5.660.000 Euro. Von diesem Betrag werden alle Personal- und Verwaltungskosten abgezogen, immerhin 2.408.589 Euro. Gleichzeitig wird die alleinige Verantwortung für diese Bereiche dem Gesamtverband übertragen, also Obmann Franz Theurl und seinem Team. Damit ist eine wesentliche Forderung des Landes-Prüfberichtes erfüllt.

Lienz behält Kontrolle über Anlagevermögen

Das Reizthema "Aktienpaket Bergbahnen Lienz" wurde aus der Entscheidungsfindung komplett ausgegliedert. Die Wiener Anwaltskanzlei Kunz Schima Wallentin & Partner erarbeitet zu diesem Thema kurzfristig ein Rechtsgutachten, das Grundlage für die Absicherung des Anlagevermögens der Lienzer sein soll. Wenn diese Expertise vorliegt, will man entscheiden, ob dieses Vermögen wieder als Aktivposten in die TVBO-Gesamtbilanz integriert wird. Denkbar wäre zum Beispiel eine Variante, in der zwar das Aktienvermögen, nicht aber die Stimmrechte zurück in den gemeinsamen Topf wandern. Der Verschuldungsgrad würde minimiert und Lienz behielte dennoch die Kontrolle.

Frischluft für Schulden der Nationalparkregion

Rund 2,4 Millionen beträgt der Schuldenstand der Nationalparkregion rund um Matrei, aufgeteilt auf neun unterschiedliche Kredite, die allesamt zwischen 2014 und 2019 ausgelaufen wären. In der Budgetsitzung wurde eine Umschuldung samt Verlängerung der Laufzeiten auf 15 Jahre genehmigt. Jeder Häuslbauer weiß, was das bedeutet: deutlich geringere Raten. Ganz nebenbei wird auch noch der Abgang der Nationalparkregion aus dem Vorjahr in diesem Budgetdetail verpackt.

Eine halbe Million mehr für Marketing

Eine der wichtigsten Forderungen des Prüfberichtes wurde ebenfalls erfüllt. Der Gesamtverband erhält rund eine halbe Million mehr an Marketingbudget, konkret stehen jetzt 1.445.000 Euro ausschließlich für die Dachwerbung zur Verfügung. Daneben gibt es noch regionale Marketingbudgets und insgesamt fast 300.000 Euro für Veranstaltungen wie den Weltcup, Dolomitenmann usw. Den Großteil des zusätzlichen Marketinggeldes bringt die Region Lienzer Dolomiten ein. Die Betriebe des Lienzer Beckens zahlen seit der Fusion rund 315.000 Euro mehr an Pflichtbeiträgen durch eine freiwillige Änderung der Ortsklasse von C auf B. Bisher durfte die Region dieses Geld selbst verwenden, jetzt fließt es in die Dachwerbung.

Schiffmann hat ein Veto aber keinen Sitz

Nichts wurde aus der Berufung des Sillianer Bürgermeisters Erwin Schiffmann in den Aufsichtsrat. Er hätte dort zwar ohnehin nur Sitz und keine Stimme bekommen sollen, aber mit einem Abstimmungsergebnis von 6:6 wurde diese verhindert. Paradox ist, dass Schiffmann als Obmann des Oberländer Planungsverbandes laut Fusionsvertrag schon derzeit gegen alle Beschlüsse ein Veto einlegen kann, wie auch Hannes Hibler und Andreas Köll, die ebenfalls Planungsverbänden vorstehen. Nun hat der Sillianer Bürgermeister zwar ein Veto aber keinen Sitz im Entscheidungsgremium.

Weitere Details und übersichtliche Grafiken zum Gesamtbudget des TVBO folgen demnächst hier auf Dolomitenstadt.at.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

nasowas
vor 13 Jahren

Ein großes Lob für den fundierten Bericht, der die doch nicht einfache Materie gut für den (natürlich intelligenten und interessierten :)) Durchschnittsleser heruntergebricht. Es wird Zeit, dass wieder Ruhe einkehrt und man die Verantwortlichen wieder arbeiten lässt. Dass sich in der Struktur, aber auch bei den Maßnahmen etwas ändern muss ist klar und es ist auch gut, wenn man dem Verband auf die Finger schaut und ev. auch klopft. Zu den Personalkosten: Natürlich gehören die hinterfragt, ich denke aber auch, dass die Relation zu den Einnahmen natürlich dann täuscht, wenn es eine beitragsstarke Region ist, wie Lienz. Eine gewisse Solidarität muss es da schon geben, sinnlos aufgeblähte Strukturen sollten aber "abgeschlankt" werden. Oder habe ich das falsch verstanden und die % beziehen sich auf die Gesamtausgaben? Aber auch dann muss man es relativieren, denn wenn man in Lienz Hochsteinausbau samt Osttiroldler berücksichtigt, senkt das sicher den %-Satz gewaltig.

 
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Detektor
vor 13 Jahren

Im Prüfbericht steht auch deutlich, dass nur in der Region Lienzer Dolomiten und im "Rumpfverband" die Personalkosten angemessen /16 - 17 %) und in den Regionen Hochpustertal, Nationalpark Hohe Tauern und Defereggental "schlichtweg unvertretbar" hoch (36% bis 48%) sind. Da wird was geschehen müssen! Nach dem Prüfbericht hatte die Urlaubsregion Nationalpark Hohe Tauern wegen ihrer horrenden Rückzahlungsverpflichtungen das relativ geringste frei verfügbare Regionalbudget . Mit seinem Einspruch gegen den ersten Budgetentwurf hat BM Köll sich nun etwas Luft verschafft. Für wie lange?

 
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c716
vor 13 Jahren

Schaut man sich den Prüfbericht an (http://webapps.tt.com/download/einschauTVB.pdf), dann sollten doch eher tiefgreifende strategische Maßnahmen überlegt werden. Ziel sollte ein touristisch klar positioniertes und starkes Osttirol sein (mit "sauberen" Strukturen) und die handelnden Personen müssen dieses Ziel verfolgen. Jährliches Hin&Her und Löcher flicken wird Osttirol immer weiter ins touristische Abseits führen.

 
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