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Wir fragen die Kandidaten: Stau total?

Im Lienzer Wahlkampf wurden bisher kaum Sachthemen angesprochen.

Elisabeth Blanik will "Nicht alle Macht in einer Hand", sondern einen Teil davon auch in ihrer eigenen, Hannes Hibler warnt vor Experimenten, will, dass "Lienz besser bleibt" und beschwört den Teamgeist im Gemeinderat.

Um unseren Lesern auch in der Sache eine Orientierung zu bieten, haben wir zu den vitalen Themen der Stadtentwicklung einige Fragen an die beiden Kandidaten geschickt. Die Antworten wurden nicht redigiert, sind also Originalzitate. Zunächst fragten wir nach dem Thema Verkehr, ein zweiter Artikel beschäftigt sich mit Fragen der Stadtentwicklung.

Verkehr in Lienz – ein Dauerthema, dessen Lösung zur zentralen politischen Aufgabe wird.

Wo sehen Sie die Hauptursache für das Verkehrsproblem?

Hibler: Die Diagnose ist klar und einfach zu treffen, die Therapie schon schwieriger:  Ursache für die Verkehrsproblematik ist die Lage der Stadt Lienz und ihre Attraktivität als Zentralort für alle Belange, sei es Arbeit, Wirtschaft, Handel, Schule etc. Neben dem Durchzugsverkehr ist Lienz vor allem Ziel und Quelle der Verkehrsströme.

Blanik: Lienz kommt als Bezirksstadt und sozusagen als Hauptschlagader des Bezirks eine besondere Bedeutung zu. Die Menschen sind mobil und strömen in die Stadt. Einst als Umfahrung gebaut, ist das Nadelöhr B100 (Tiroler Straße) überlastet. Die Problematik ist seit vielen Jahren bekannt, doch die ÖVP schiebt diese Problematik  unweigerlich vor sich her. Für mich stellen sich 2 Möglichkeiten: A) Den Verkehr zu verlagern und B) den Verkehr zu verringern. Mit intelligenten Ampeln ist das Verkehrsproblem jedenfalls nicht in den Griff zu bekommen. Großteils ist das Verkehrsproblem hausgemacht. Auf der B100 fahren laut Statistik bis zu 22.000 Kraftfahrzeuge am Tag.

Bürgermeister Hannes Hibler

Wie stehen Sie zum Thema "Citybus" bzw. generell zum Thema öffentlicher Nahverkehr?

Hibler: Nach allen Berechnungen ist ein Citybus kein taugliches Mittel zur Lösung des Verkehrsproblems. Ein Citybus erfüllt eher soziale Funktionen – es werden jene mobil, die keinen eigenen PKW besitzen – was in Lienz aber durch das Citytaxi abgedeckt wird. Der Citybus birgt auch die Gefahr, dass jene die sich mit sanften Mobilitätsformen fortbewegen (zu Fuß, Fahrrad) auf den Citybus umsteigen. Darüber hinaus stehen Kosten und Nutzen in keinem sinnvollen Verhältnis zueinander. Demgegenüber ist eine verbesserte Anbindung der Täler und der umliegenden Regionen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Zentralraum Lienz sinnvoll, daran wird und ist laufend zu arbeiten.

Blanik: Die SPÖ fordert seit ca. zwei Jahrzehnten die Einführung eines Citybus-Systems mit Anbindung an den Lienzer Talboden. Es ist die ÖVP, die beim Thema „Citybus“ auf der Bremse steht. Unser City-Bus-Konzept sieht 3 Linien mit umweltfreundlichen Kleinbussen vor. Zudem sind die Busse behindertengerecht und familienfreundlich. Nach meinen Vorstellungen bleibt das Stadttaxi weiterhin aufrecht. Schi- und Bäderbus können in das System integriert werden. Die Finanzierung erfolgt aus den Einnahmen der Parkgebühren. Diese betragen 600.000 Euro pro Jahr. Der Citybus fährt in alle Stadtteile. Mein Team und ich haben bereits ein komplettes Streckennetz (rot, gelb, grün) ausgearbeitet.

Soll es eine Umfahrung geben, und wenn ja, wo?


Hibler: Aufgrund der Situation von Lienz als Quelle und Ziel des Verkehrs hat nur eine Umfahrung Sinn, die darauf Bedacht nimmt, das heißt „relativ“ stadtnahe ist und nicht nur den Durchzugsverkehr vorbeileitet. Nach den bereits vorliegenden Studien erfüllt nur eine Südumfahrung mit Anbindungen an die Stadt und Nussdorf-Debant diese Kriterien. Genaue Trasse gibt es keine, ich habe mir vorgenommen, in der laufenden GR-Periode (das ist bis 2016) eine konkrete Trassen- und Finanzierungsstudie vorzulegen. Vorbild: die Umfahrung Brixen im Thale mit großzügigen Unterflurtrassen.

Vizebürgermeisterin Elisabeth Blanik

Blanik: In erster Linie setze ich auf Verkehrsverringerung, eben durch Citybus, Nahverkehr, innerstädtisches Radewegenetz etc. Gerne kann man mit mir aber auch über Umfahrungsvarianten diskutieren. Nur eines muss allen bewusst sein. Planung, Umsetzung und  Bau einer Umfahrung dauern zwischen 8-10 Jahre. Für mich steht fest, nur eine weiträumige Umfahrung von Lienz würde Sinn machen!

Soll der Flugplatz "Lienz Ost" ausgebaut werden?


Hibler: Die Globalisierung zwingt auch unsere Osttiroler Firmen, näher an die Welt und die Märkte zu rücken. Wenn sie Erfolg haben wollen, können sie sich davon nicht abkoppeln. Alle großen Osttiroler Firmen wie Liebherr, Durst, Hella etc. begrüßen eine Anbindung ihrer Osttiroler Betriebsniederlassungen an das internationale Flugverkehrsnetz durch einen Firmenflugzeug-tauglichen Flugplatz. Hiezu sind Verlängerungen und Adaptierungen der bestehenden Landepiste erforderlich. Aus touristischer Sicht ist ein Flugplatz weniger erforderlich, bringt aber natürlich auch hiefür Vorteile.

Blanik: Ein Projekt das Dr. Hibler in seinen Schubladen in der Liebburg unter Verschluss hält. Weder ich noch der Gemeinderat sind jemals über das Projekt Flughafen „Lienz-Ost“ informiert worden. Die Einbindung aller im Gemeinderat vertretenen Parteien in wichtige Entscheidungsprozesse ist für Bürgermeister Hibler ein Fremdwort. Daher mein Appell: Nicht alle Macht in einer Hand!

Mit welchen konkreten Maßnahmen möchten Sie als Stadtoberhaupt das Verkehrsproblem lösen?


Hibler: Siehe oben! Dazu kommt eine engagierte Fortführung der Verbesserung des innerstädtischen Radwegnetzes. Hier setzen wir schon jetzt nicht nur tirolweit Maßstäbe.

Blanik: Bruneck hat es uns vorgemacht und dort funktionierts. Auffangparkplätze an den Toren der Stadt. 3 Linien Citybussystem mit Talbodenanbindung. Der Bahnhof Lienz könnte zum zentralen Verkehrsknotenpunkt für Züge, Citybus und Talbodenbusse  werden. Ausbau des innerstädtischen Radwegenetzes und erst als letzten Schritt können wir über eine großräumige Umfahrung von Lienz und Debant diskutieren.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

8 Postings

Sonnenstadtler
vor 13 Jahren

@ GEPA Also hat sie nichts zu sagen? Traurig. Aber es scheint schwer zu akzeptieren, dass die Lienzer so gewählt haben. Demokratie tut manchmal weh, wie man liest.

 
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nanny
vor 13 Jahren

Nasowas hat alles auf den Punkt gebracht! Danke! Klingt ja alles so verlockend, Versprechungen wie Citybus und so. Aber die Realität? Und Sonntag - schaumamal ob die Vernunft siegt. Sollte es aber DI Blanik schaffen - dann wird wohl deine Voraussage auch stimmen: Erfolge ins eigene Kröpfchen, Misserfolge ins Töpfchen der VP ...

 
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nasowas
vor 13 Jahren

Ich stell mir das toll vor: Leute die mit vollen Einkaufstaschen und Bierkisten im Nahverkehrsbus zwischen Debant und Lienz im Stau stehen. Menschen, die eine halbe Stunde – weil sie den Bus verpasst haben - im Eichholz oder in der Friedenssiedlung an der Haltestelle warten, um zum Friedhof oder Krankenhaus zu kommen. Klar wäre ein funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz in der Stadt toll, dazu bräuchte es aber viel kürzere Frequenzen und durch die Stadt auch Busspuren. Das wird es in einer 12.000-Seelen Gemeinde mit so kostenintensiven infrastrukturellen Aufgaben, wie sie kaum eine andere Bezirksstadt (wegen der Entfernung zu Insbruck) hat, nicht spielen. Außerdem: Ich dachte, die Parkplatz-Einnahmen braucht Frau Blanik für die Stadtpolizei? Wie oft will sie die denn noch ausgeben und auch noch das Stadt-Taxi behalten? Ihr habt recht, gut dass das Hin und Her bald vorbei ist. @ GEPA: Und wie meinst du soll sich Blanik im Stadt- und Gemeinderat dann durchsetzen bzw. ihre Pläne verwirklichen? Andererseits ist das eh kein schlechter Plan, denn so müsste sie nichts verwirklichen und könnte die Schuld dann immer auf die Verhinderer-ÖVP schieben.

 
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Spitzkofel
vor 13 Jahren

@ Sonnenstadtler --> so sieht der Stadtrat von Lienz aus!!

Hibler (Bürgermeister, VP) Pargger (Vizebürgermeister, VP) Zanon (Stadtrat, Lienz) Blanik (Vizebürgermeisterin, SP)

Nun sollte die Aussage " ... Vizebürgermeisterin hat doch auch etwas zu sagen ... " eigentlich geklärt sein oder? ( Vizebürgermeisterin hat gleiche Befugnisse wie Stadtrat)

 
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ansa
vor 13 Jahren

@boarium auch mir fällt auf das es Wahlkampf Kommentare gibt. Ich finde es allerdings eher amüsant. Die Kommentare spalten sich in 2 Lager. Fast schon so wie der Dschungelcamp....nur mehr 2 Kandidaten sind im Camp übrig Hibler und Blanik. Die Wahlkampf Kommentare werden von Dirk Bach und Sonja Zietlow geschrieben. Statt anrufen muss man halt wählen gehen. Wer wird unser Dschungelkönig???

 
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boarium
vor 13 Jahren

Hab mich so amüsiert über die Frage der Linienfarbe, dass ich mal schnell nachgeschaut hab. Das erwähnte Bruneck hat drei Linien: rot, blau, orange. Kufstein hat drei Linien: grün, blau, rot. Innsbruck hat 20 Linien - willst raten, wie viele davon schwarz sind...? ;-) Ich bin froh, wenn der Wahlkampf im Netz endlich vorüber ist.

 
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Sonnenstadtler
vor 13 Jahren

Jedes zweite Wort der Frau Blanik ist "die ÖVP" und der "Hibler hats bestimmt oder verhindert". Meine Frage: was hat die SPÖ gemacht? Eine Vizebürgermeisterin hat doch auch etwas zu sagen. Nur "ich werds schon machen - nehme ich die Einnahmen von den Parkplätzen usw." So einfach wirds nicht gehen. So einfach stellen Sie sich das vor Frau Blanik? So einfach ist es sicher nicht. Neben den Linien rot, gelb grün sollten sie die schwarze Linie nicht vergessen, denn rot und gelb sind ja nicht so leicht auseiander zu halten -oder ist das schon wieder ein politisches Kalkül - ja nicht schwarz - schwarz ist wohl ihr Reizwort des Jahres.

 
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gehtschon
vor 13 Jahren

Wie bitte schön sollen 3 Citybusse eine Verkehrsberuhigung bringen? Dass heisst alle halben Stunden eine Hand voll Passagiere! Bei Tausenden Fahrzeugen täglich eine Fars! Vielleicht dafür auch noch eine Busspur! So ein Blödsinn, absolut Realitäts-verweigernd! Eben rein politisch motiviert. Die 600.000 Euro werden schon nicht übrig bleiben!

 
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