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Geheim: Prägraten und Virgen planen Isel-Kraftwerk

Gemeinderäte tagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die Isel im Winter, fotografiert von Wolfgang C. Retter
Am 25. Februar beriefen die ÖVP-Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler (Virgen) und Anton Steiner (Prägraten) ihre Gemeinderäte zu einer gemeinsamen Sitzung hinter verschlossenen Türen ein. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit wurde ein Kraftwerksprojekt präsentiert, das für Naturschützer an einem Tabu rührt: der Ausleitung der Isel. In einem Tagesspeicher bei Toinig oberhalb von Hinterbichl (Prägraten) soll die junge Isel erfasst und durch einen sonnseitigen Stollen rund 12 Kilometer  bis hinaus nach Unterpellach (Mitteldorf/Virgen) geleitet werden. Das Krafthaus ist in Unterpellach geplant. Für Wolfgang Retter von Netzwerk Wasser Osttirol ein "Frevel", das weit über Osttirol hinaus für Negativ-Schlagzeilen sorgen würde: "Die Isel ist der letzte frei fließende Alpenfluss Österreichs und der letzte ungebrochene Gletscherfluss der gesamten Alpen." Wenig redselig gaben sich die beiden Bürgermeister, die keinen Aufklärungsbedarf gegenüber der Öffentlichkeit sehen. "Bevor die Pläne vorliegen, kann man überhaupt nicht darüber reden," meinte Dietmar Ruggenthaler am 3. März in "Tirol Heute" und sein Prägratener Kollege Anton Steiner will "in dieser Phase keine Verunsicherung in die Bevölkerung bringen." Faktum scheint jedoch zu sein, dass es zwar keine Planung aber sehr konkrete Pläne gibt, ausgearbeitet und den Gemeinderäten vorgelegt von der Innsbrucker Firma "Infra Project Development GmbH". Bei sieben Millionen Planungskosten, die laut ORF von den Gemeinden zu berappen wären, winken 400.000 Euro Ertrag pro Jahr. Wolfgang Retter: "Nach der Genehmigung des Projekts sollen 75% an ein großes Stromunternehmen verkauft werden." Die Tiwag sei interessiert. Genehmigen müsste dieses "erzeugungsmäßig kontraproduktive" (Retter) Kraftwerk das Land nach Kriterien, die derzeit erarbeitet werden. Die Gemeinderäte seien sich einig, das vorgelegte Projekt "weder zu werten noch weiter zu erzählen", meint der Prägrater Bürgermeister Steiner, "bis der Kriterienkatalog der Landesregierung durch ist". Interessantes Detail: Die Planer der Firma Infra, die das Kraftwerksprojekt präsentierten,  arbeiten auch an der Erstellung jener Landes-Richtlinien, die über seine Genehmigung entscheiden.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

6 Postings

wolf_C
vor 13 Jahren

... die meisten Bürgermeister arbeiten doch voll korrekt im Sinne Ihrer Gemeinde; in diesem Fall von Kraftwerktitis sind sie durch depperte Vorgaben von schwachen und altmodischen Landes- und Bundesgesetzen unter starkem Druck und wagen es nicht diese Vorgaben zu hinterfragen und zu ändern, weil sie sonst ja überhaupt kein Geld mehr bekämen; trotzdem sollten sie sich 'am Riemen reißen' und nicht nur die Moneten sehen, sondern auf den Tisch hauen und ihren Gesetzgebern halt einmal `die wadln vire richten`, weil warum sollen die Bürgermeister i nnen immer die Ihnen eingebrockte Suppe auslöffeln müssen?

 
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lovingthestates
vor 13 Jahren

Das Foto von Hr. Retter Wolfgang spricht für sich. :) Ein so wunderbar schönes Naturjuwel kann und darf nicht verkauft werden!

 
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nanny
vor 13 Jahren

Muss mich unbescheidenerweise nochmals melden: besagte Zeitung hat inzwischen die Meldung gebracht, ohne jegliche Namensnennung mit 5 dürren Zeilen .....

 
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ohli
vor 13 Jahren

Wer dem Teufel seine Seele verkauft, wird dafür bestraft werden, in diesem Fall leider die nächsten Generationen! Kann man das verantworten??

 
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nanny
vor 13 Jahren

Aber vielleicht ist alles nur ein Faschingsscherz? Dann wäre ich ja beruhigt :-)

 
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nanny
vor 13 Jahren

Naja, diese Tatsachen sind zumindest "sehr interessant". Da scheuen kleine Gemeinden nicht einmal hohe Planungskosten? Da muss alles "ganz still vorbereitet" werden? Und interessant finde ich auch, dass eine sonst das Gras wachsen hörende "kleine" Zeitung auf ihrer heutigen Internetseite nicht ein Wörtchen über diese auch schon im ORF gestern abends verlautbarte Angelegenheit bringt. Hängt das vielleicht damit zusammen, dass einer der beiden involvierten Bürgermeister der Bruder der "tüchtigen" Redakteurin benannter Zeitung ist?

 
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