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Künstlerisches Monument des Totengedenkens

Kranzniederlegung in der von Egger-Lienz gestalteten Gedächtniskapelle.

Kranzniederlegung des Jägerbataillons 24 vor dem Kriegerdenkmal. Foto. Brunner Images.
Vor Allerseelen gedenkt das Lienzer Jägerbataillon 24 traditionsgemäß den gefallenen Soldaten mit einem Gebet für den Frieden und einer Kranzniederlegung in der Kriegergedächtniskapelle, die Albin Egger-Lienz gemeinsam mit Clemens Holzmeister realisiert hat. Egger-Lienz wurde 1923 mit der künstlerischen Ausstattung der Kapelle betraut und gestaltete einen vierteiligen Bilderzyklus für den Sakralraum. Das biblische Gleichnis vom Sämann und dem Teufel steht am Anfang („Sämann und Teufel“, 1923). Die Saat des Bösen entfesselt den Krieg („Sturm. Den Namenlosen“, 1925). Sieger ist der Tod („Totenopfer“, 1925). Der auferstandene Christus aber besiegt den Tod („Der Auferstandene“, 1925). Um die Darstellung des Auferstandenen enspann sich allerdings nach der Einweihung 1925 ein handfester Skandal. Christus erscheine zu wenig göttlich und glorreich, stattdessen ausgemergelt, bartlos und mit einem recht knappen Lendentuch, bemängelten konservative Kleriker. Der Aufruhr führte zu einem Verbot aller kirchlichen Handlungen in der Kapelle durch den Vatikan. Das Interdikt war bis 1983 gültig. Erst 1987 erfolgte die Neuweihe der Kapelle.
Albin Egger-Lienz gestaltete den vierteiligen Bilderzyklus der Kapelle und eckte mit seiner Christus-Darstellung beim konservativen Klerus an. Fast sechzig Jahre lang waren kirchliche Handlungen deshalb in der Kapelle verboten. Foto: W.C. Retter
Heute ist die Gedächtniskapelle neben Schloss Bruck die künstlerisch interessanteste Station auf dem Egger-Lienz-Themenweg, der übrigens ab Jahresanfang 2012 zu einem Pilotprojekt für moderne touristische Information und Navigation wird. Alle Stationen dieses Weges sind im digitalen Cityguide-Lienz beschrieben und werden derzeit auch als Audio-Kunstführer vertont. Demnächst wird man mit einem modernen Smartphone in der Tasche an jeder Station in drei Sprachen Informationen über Egger-Lienz in Wort, Bild und Ton auf einfache Art abrufen können.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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