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Erstmals droht der Isel wirklich Gefahr

Ein Kommentar von Gerhard Pirkner.

Foto: W.C. Retter
Bis vor kurzem habe ich die Überlebenschancen der Isel als Gletscherfluss mit intaktem Ökosystem für gut gehalten. Das Projekt in Virgen wird an den Kosten und den Bürgern scheitern. Seit der Gemeinderatssitzung vom 9. November in Matrei ist dieser Optimismus gedämpft. So wie´s aussieht, könnte das Tabu gebrochen werden und einmal mehr ist es Andreas Köll, der mit Wucht, professioneller Strategie und ohne Rücksicht auf Naturverluste nach Geld greift, das er dringend braucht. Köll hat seine Karten gut gemischt und spielt ein taktisch kluges Spiel, aufbauend auf die Vorarbeit von Kollege Dietmar Ruggenthaler in Virgen. Der ließ sich bei seinem 140 Mio. Euro Projekt auf die Infra-Kraftwerksplaner aus Norditol ein, die jetzt auch in Matrei mitmischen. Köll zieht als Ergänzung mit dem Asslinger Unternehmer Michael Theurl einen unermüdlichen Tüftler und Kämpfer in eigener Energiesache aus dem Hut, quasi als Osttiroler Patriotenbonus. Die Iseltaler Gemeinden werden mit Geld geködert und – ein historischer Trick – die Opposition gespaltet. In der abendlichen Gemeinderatssitzung spielte ausgerechnet der abwesende Oppositionsführer Oswald Steiner eine mitentscheidende Rolle. Ihn präsentierte der Matreier Bürgermeister als Erfinder der Kraftwerksidee an der Isel. Steiners Liste hat im Juli 2010 für die Projektierung eines solchen Projekts votiert. Mittlerweile haben sich zwar Regina Köll und Traudl Staller-Mattersberger von den Plänen distanziert, andere Listenmitglieder äußern sich aber weniger klar. Exakt am Tag der Iselattacke wurde plakativ in einer Köll-freundlichen Zeitung der Schulterschluss des politischen Machers mit den Aktivisten der Proseggklamm als Headline inszeniert und Köll im selben Atemzug sogar als Freund von Natura-2000 genannt. Stellt man jetzt noch in Rechnung, dass der Grüne Sepp Brugger zusehends vereinsamt, die Ökopartei in Osttirol kein einziges Mandat mehr hat und die INFRA just jenen Kriterienkatalog erstellt hat, nach dem der Gesetzgeber jetzt urteilt – dann sieht´s´nicht gut aus für den Fluss.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

6 Postings

Detektor
vor 12 Jahren

Dank an justthinking für seinen Kommentar – allerdings: bei Köll wird es bestimmt nicht so lange dauern wie bei Berlusconi.

Dank an holzwurm für seine tröstenden Worte, die man ebenso für Köll ergänzen kann: Auch A. Köll ist ein Pofit in großspurigen Ankündigungen, die dann im Nirwana verschwinden. Was ist z.B. aus seinem Wahlkampfschlager 2010 geworden, aus jenen außerordentlichen Geldern, die er (mit Talschaftsvertrag und Interessensgemeinschaft der Anliegergemeinden) der Transalpinen Ölleitung TAL entreißen wollte? Oder gar aus der gewaltigen Ansage (nach undurchsichtig finanzierter Chinareise), dass in Matrei ein „Forum für die Begegnung Chinas mit der EU“ entstehen werde, mit einem Konfuzius-Institut, einem Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin sowie eine Außenstelle der Diplomatischen Akademie in Wien?

 
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holzwurm
vor 12 Jahren

Der Holzwurm meint, dass die Isel noch eine Chance hat! Der Grund könnte im Engagement des unermüdlichen Tüftlers (© Gerhard Pirkner) und Unternehmers M.Theurl liegen. Hier eine unvollständige Aufstellung der fehlgeschlagenen Projekte von Theurl in den letzten 10 Jahren: größtes Laubholzsägewerk im Burgenland, Luxuswohnprojekt in Lienz, Kraftwerk Debanttal und Produktion von Elementen aus Holz-Kuststoff-Verbindungen – alles Vorhaben, die mit großem medialen Aufwand eingeläutet wurden. Über die Ursachen des Scheiterns sollte sich jeder selber ein Bild machen. Unserer Isel jedenfalls könnte diese Konstellation gut tun.

 
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Detektor
vor 12 Jahren

Für Köll wird es allenfalls ein kleiner Tropfen auf die heißen Steine seines Schuldengebirges - wenn überhaupt was rauskommt. Wo will er das Geld für ein Kraftwerk hernehmen - oder hofft er, seine Bürgermeisterkollegen werden für ihn zahlen? Oder Herr Theurl wird ihm Geschenke machen? Die einzigen, die sicher was gewinnen, werden die Planer sein - ob dann gebaut wird oder nicht. Wir übrigen Osttiroler werden die Verlierer sein; einen Fluss haben wir schon geopfert, die Drau; nun wollen Geschäftemacher uns auch die Isel nehmen.

 
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veronika
vor 12 Jahren

...den OB freut´s, wenn "alle maßgeblichen landesoberen" eine seite kaufen, um den osttirolern zu zeigen, wie es in nordtirol funktioniert ;-) ...hat es nicht schon einmal einen landeshauptmann gegeben, der die osttiroler als "undankbares volk" bezeichnete? ...ich hoff, als steigerungsstufe beißt sich der jetztige die zähne aus, wenn er weiter so ungehemmt nur der tiwag zuspielt und das noch als "zukunftsicherung" an unsere bürgermeister verkauft ...zugegeben, die "beste firma des landes" wirft viel geld ab, und die verteilung zentral steuern zu können, bringt schon "tolle möglichkeiten" mit sich ... für einige wenige ... ich schätze, die spiele für den machterhalt werden sicher noch viele "bizarre blüten" treiben, jeder darf gespannt sein was als nächstes kommt

 
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wolf_C
vor 12 Jahren

... nun ist endlich klar warum die Entscheidungsträger vor Jahrzehnten die -natura2000- Widmung verhinderten ! es geht um Geld für die Macht. ... meinen Fluß für ein paar € zerstören tut einfach nur weh! ... verantwortungsvolles Denken und Handeln sieht anders aus ...

 
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justthinking
vor 12 Jahren

jetzt wird der typ komplett wahnsinnig

wenn man bedenkt wie lang sich hr. berlusconi noch an die macht klammern konnte nachdem dieser komplett wahnsinnig wurde, sind das wohl keine guten aussichten

 
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