Gletscher schmelzen im Rekordtempo
Starker Rückgang von Mullwitzkees und Zettalunitzkees.
"Der vergangene Winter war sehr schneearm. Das ist die Hauptursache für die ernüchternde Negativbilanz", erklärt Martin Stocker von der Uni Innsbruck angesichts alarmierender Messwerte für die Gletscher des Nationalparks Hohe Tauern.
Im Rahmen einer Kooperation der UNi-Meteorologen mit dem Hydrographischen Dienst des Landes Tirol und dem Nationalpark Hohe Tauern werden seit 2006 das nach Süden ausgerichtete Mullwitzkees und das südwestlich orientierte Zettalunitzkees in der Venedigergruppe genau untersucht.
Dabei wird nicht nur der Rückzug der Zunge des Gletschers beobachtet, sondern auch eine Massenbilanz erhoben. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei gemessen, wie viele Liter geschmolzenes Eis sprichwörtlich den Bach hinunter fließen.
Der Stichtag für eine solche Jahresbilanz ist Ende September. "Ende September stellt sich normalerweise bei uns ein Minimum ein, die Gletscher sind sehr blank und ohne Schneebedeckung" erklärt Florian Jurgeit von der Nationalparkverwaltung.
Während in den letzten Jahren der Rückgang zwischen 1,5 und 2,0 Mio. m³ betrugt, schmolzen im vergangenen Winter 3,8 Mio. m³ ab. Das entspricht bildlich dem Volumen von in etwa 3,8 Millionen Haushaltskühlschränken die aufgetaut werden. Stellt man sich diesen Rückgang als Dickenrückgang vor, so ist das im Mittel über die ganze Gletscherfläche ein Minus von 1,3 m an Mächtigkeit.
Der Nationalpark Hohe Tauern mit seinen 1.836 km² zeichnet sich aufgrund seiner Höhenstufung durch eine beeindruckende Vielfalt an Lebensräumen aus – in der obersten Stufe prägen die Gletscher der Hohen Tauern das Bild des Nationalparks. 10% oder 180 km2 des Schutzgebiets sind vergletschert. Gletscher sind ein wesentlicher Indikator des Klimawandels und werden auch im Schutzgebiet im Rahmen von Forschungsprojekten beobachtet.
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