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Der Plan der Virgentaler Rechenkünstler

Aus 25.000 sollen 200.000 Euro werden. In 5 Jahren, ohne Risiko.

Rechenkünstler auf dem "Virgentaler Weg". Von links: Dietmar Ruggenthaler, Wolfgang Widmann und Anton Steiner.
Im Vorfeld eines "Iselforums" präsentierten die Bürgermeister von Virgen und Prägraten, Dietmar Ruggenthaler und Anton Steiner am 19. Dezember den Medien einige Ideen, wie ein 140-Millionen-Iselkraftwerk dazu beitragen könnte, mehr Gäste in das Virgental zu pumpen. Der eingeladene Trendforscher Andreas Reiter vom ZTB Zukunftsbüro schlug ausgerechnet "Wasser" als werbliches Alleinstellungsmerkmal für das Virgental vor, nicht unoriginell vor dem Hintergrund, dass sämtliche Kraftwerksgegner genau dieses wertvolle Gut vor dem Zugriff der E-Wirtschaft schützen wollen. Diskutiert wurde letztlich die Frage, warum die beiden Gemeinden zwar kein Geld für Tourismusprojekte haben, sich aber als relevante Partner an einem Großkraftwerk beteiligen möchten.
Eine sprudelnde Geldquelle als Landschaftsaquarell, hoffentlich nicht mit dem Einfaltspinsel gemalt.
Für die beiden Bürgermeister und Wolfgang Widmann, den Geschäftsführer des Projektanten INFRA ist Geld verdienen auch ohne relevanten Mitteleinsatz der Kommunen möglich. Widmann ist das Mastermind hinter einem erstaunlichen Rechenmodell. Nur jeweils 25.000 Euro wollen die Gemeinden Virgen und Prägraten demnach als Gesellschafter in eine Projektgesellschaft einbringen, an der sich mit 50.000 Euro auch die INFRA beteiligt. Bereits 2017 sollen beide Gemeinden je 200.000 Euro zurückerhalten, dann nämlich, wenn das künftige Iselkraftwerk begonnen hat, Energie zu erzeugen. Es würde zwar satte 140 Mio Euro kosten, dieses Kraftwerk zu bauen, aber angesichts zu erwartender jährlicher Millionenerträge stünden potenzielle Finanziers, darunter Pensionsfonds, Schlange, so Ruggenthaler. Also können – die Zustimmung der Bürger und alle behördlichen Genehmigungen vorausgesetzt – 2014 die Bagger auffahren. Die bis dahin auflaufenden Projektierungskosten von rund sieben Millionen Euro streckt die INFRA als Hauptgesellschafterin vor. Sie trägt, nach Aussage von Geschäftsführer Widmann, damit allein das Risiko im Fall eines Flops. Das wäre dann ein "stranded Investment" für die INFRA, die deshalb auch immer mehrere Eisen im Feuer habe. Auf Basis prognostizierter Stromertrags- und Preiskalkulationen errechnet die INFRA rund 22 Jahre Rückzahlungsdauer für die Fremdmittel. Lässt man sich für die Tilgung länger Zeit, kann man sich bei niedrigeren Rückzahlungsraten schon zum Start einen Ertragsanteil genehmigen, konkret jene 200.000 Euro, die Ruggenthaler und Steiner das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. In Kurzform: Aus 25.000 werden 200.000 Euro, in fünf Jahren, ohne Risiko für die Gemeinden. Ein Investorentraum. Das Geld soll in die Iselstiftung fließen und sich von dort auf Projekte ergießen, die den Tourismus im Tal zum Erblühen bringen. Das ist der Plan. Wo ist der Haken? Der Haken sind die Bürger. Die wollen nämlich den Fluss in seiner ursprünglichen Natur erhalten und sind weit schwerer zu berechnen als Wassermengen und Kreditzinsen.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

6 Postings

holzwurm
vor 12 Jahren

Der Holzwurm ist bei dieser Geschichte ganz stark an den Rattenfänger von Hameln erinnert. Heute heißen solche Menschen Mastermind oder Projektleiter. An Stelle der Ratten folgt seinen Schalmeienklängen das Wasser aus dem Tal, und wenn er nicht seinen erwarteten Lohn erhält, dann können die Gemeinden Virgen und Prägraten selber schauen, wie sie mit dem angerichteten Schaden fertig werden.

 
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Detektor
vor 12 Jahren

Prima Rezept: Zuerst die letzten Gäste vertreiben durch Ausleitung des Talflusses und dann "neue Gästeschichten" ansprechen - Kraftwerkstouristen, die sich an einem weiteren Kraftwerk unter den über tausend allein in Tirol erfreuen dürfen. Herr Widmann und die zwei Werbegesellschaften werden es schon richten - und dann weiterziehen, um weitere Gemeinden zu retten.

 
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sonnenstadt
vor 12 Jahren

...ja eduard, das erstere ist eine scharfe kontur die sich sehr positiv transportieren lassen würde, aber die "osttirol werbung" arbeitet sicher schon an der zweiten: "- giro-etappenziel am kraftwerksee-" und so ... ;-)) ...wegen der restwassermenge glaube ich, da brauchen wir uns bei den hohen renditen auch keine gedanken mehr machn, oder? die neue stiftung wird in fünf jahren schon sicher beschließen, dass vom auslaufbecken etwas wasser hinter das krafthaus gepumpt wird, sodass zu besucherzeiten ordentlich was runter plätschert (bei tag kann man ja eh den solarstrom von den nachbarländern importieren) ...oder wenn eduard dann am großen besucherterminal (selbstverständlich ein frau/mannloser multimedia-shop) für einen kajak-ritt einen zwanziger in den automat steckt ;-)) ...ein springbrunnen würde sicher schon extrem familienfreundlicher um €10.- für 2 min. alle zum staunen bringen, und so... ...uuupps, jetzt hör i schon auf, weil eine solche ideen könnten den bm´s der "arena virgental" irgend wann schon zur umsetzung gereichen ... ;-))

 
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eduard
vor 12 Jahren

schwacher versuch die leute zu täuschen - schaut euch einmal die rest-wassermenge (isel) auf der zeichnung an. in wirklichkeit bleibt da nur ein rinnsal! was ist mit kajakfahren, fischen, spazieren & meditieren in unberührter natur? eine große zahl an einheimischen und gästen wird wieder auf ein stück natur verzichten müssen, weil ein paar "dorfkaiser" ihre budgets nicht verwalten können! ... ausserdem geht die (milchmädchen)rechnung nie auf.

immer mehr auf kosten einer "naturregion" osttirol. welches profil würde wohl sonst passen? "naturarena" für wanderer, paddler, mountainbiker, schneeschuh-wanderer, langläufer und tourengeher - in mitteleuropa gäbe es genug potentielle gäste dafür. man muss nur klar kommunizieren, wofür man steht.

osttirodler, giro, ski-weltcup und kraftwerke sind keine botschaften für eine einzigartige "naturarena". damit fühlen sich unsere möglichen gäste sicher nicht angesprochen!

 
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Kurgan
vor 12 Jahren

Seine Selbstherrlichkeit Vürgermeister Dietmar I. und Seine Merkwürdigkeit - der Tauern-Toni - sollten endlich eines verstehen: Beide sind Bürgermeister, also Vertreter der Bürger. Nicht die Chefs der Bürger. Beide scheinen das zu vergessen.

Aber das dümmste was ich in den letzten 4 Jahren gehört habe, und in dieser Zeit habe ich viele dumme Sachen gehört, ist, dass man in Virgen eine Bürgerbefragung machen will und dann der Gemeinderat, der aus nichts anderem als der Bürgermeisterliste besteht, weil nur eine Liste angetreten ist, darüber abstimmt, ob die Gegenstimmen zum Kraftwerksbau ausreichend sind. Unglaublich. Da scheint Kim Jong Il wohl noch einen Sohn zu haben.

 
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sonnenstadt
vor 12 Jahren

...danke für deine tolle rechnung :-) i stell mir nur gard noch vor, wie viel dann aus den 140Mio erst werden wird, wenn in 5 jahren 25tsd schon mal 8 gerechnet werden kann...weiß da wer schon die inflation der kommenden jahre, oder was...? . i glaub da sind noch ein paar immofinanz-berater versteckt in den tälern ;-))

 
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