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Isel-Kraftwerk: Die Fronten klären sich

Neue Varianten und alte Argumente beim "Planungsgespräch" in Prägraten.

Bei den "Planungsgesprächen" am 27. April im Gemeindesaal in Prägraten standen sich – wie erwartet – Gegner und Befürworter eines großen Wasserkraftwerkes an der Oberen Isel mit weitgehend bereits bekannten Argumenten gegenüber. Auffallend war, dass anders als bei der ersten öffentlichen "Diskussionsrunde" diesmal auch Fragen aus dem Publikum zugelassen waren. Das Auditorium war sicht- und  hörbar in zwei Lager geteilt, lautstark akklamierte die frisch gegründete Gruppe der Befürworter jeden Hinweis auf Geld und künftigen Wohlstand im Tal. Einige Fragen der Kraftwerksgegner blieben unbeantwortet, etwa jene nach dem Grundwasser oder nach den tatsächlichen Kosten der unterschiedlichen Varianten, von denen die Projektanten gleich zehn an der Zahl aus dem Hut zogen. Einen Übersichtsplan zum Download gibt es hier.
Der Virger Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler redet, sein Kollege Anton Steiner aus Prägraten hört zu. Fotos: Brunner Images
Wie berichtet, soll in den nächsten Wochen aus der Fülle an Möglichkeiten ein einreichfähiges Projekt werden. Dabei setzen die lokalen Protagonisten der Kraftwerksfraktion rund um die Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler (Virgen) und Anton Steiner (Prägraten) auf die Unterstützung von Innsbrucker Werbe- und PR-Profis der Firmen Wiko und SVWP, die im Schlepptau der Planungsfirma INFRA mit beachtlichem Aufwand an der Meinungsbildung im Tal arbeiten. So soll eine Mehrheit der Bürger bis zum Herbst davon überzeugt werden, dass nicht im Fluss sondern im Strom die Zukunft liegt. Die Kerngruppe der Gegner des Projektes hält mit einem Bruchteil an Mitteln aber umso mehr Herzblut dagegen. Die Aktivisten rund um Adolf Berger, Reinhold Bacher, Regina Köll und Gerlinde Steiner sind  überzeugt, dass das letzte Wort an den Ufern des Gletscherflusses noch nicht gesprochen ist. Nationalparkbeirat fordert Land Tirol auf, Iselkraftwerk zu stoppen  Unterstützung bekamen die Iselschützer vor wenigen Tagen vom österreichischen Nationalparkbeirat, dem je acht Vertreter der Bundesländer, des Bundes und der großen Natur- und Umweltvereine angehören. Bei einer Sitzung im burgenländischen Illmitz wurde ein Beschluss gefasst und das Land Tirol aufgefordert, von Kraftwerken an der Isel in Osttirol sowie ihren Zubringerflüssen Tauern-, Kalserbach und Schwarzach abzusehen. Der Antrag des Österreichischen Naturschutzbundes wurde von der Mehrheit der Nationalpark-Ratsmitglieder bei vier Stimmenthaltungen ohne Gegenstimmen beschlossen. "Die Isel und ihre Zubringer gehören zu den Lebensadern der Nationalparkregion Hohe Tauern in Osttirol und sind wegen ihrer Unberührtheit ein unschätzbares Kapital für die dort lebende Bevölkerung und den naturnahen Tourismus", so die Begründung. Im Resolutionsantrag – dem neben Vertretern des Bundes, der Länder und geschlossen alle NGOs, Alpenverein, Naturfreunde, Naturschutzbund, Forum Wissenschaft & Umwelt, WWF und der Umweltdachverband zugestimmt haben –wird die Isel (und ihre Zubringer) als letzter großer und unberührter Gletscherfluss vom Ursprung bis zur Mündung in die Drau genannt. Der Nationalparkbeirat appelliert zudem auch an Umweltminister Nikolaus Berlakovich, all seine rechtlichen und politischen Möglichkeiten für den Schutz der Isel und ihrer Zubringerflüsse im Vorfeld des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol auszuschöpfen.

4 Postings

wolf_C
vor 12 Jahren

... und wenn es tausend 'Varianten' wären, es ändert nichts an der Tatsache der energiewirtschaftlichen Überflüssigkeit dieses Stollen; 2 Monate viel Strom im Jahr, wo eh keiner weiß wohin damit, und dann 10 Monate tote Hose im Winter Herbst und Frühjahr? und nicht einmal Speicherstrom? Haben die einen Vogel? Ist das energiewirtschaftliche Intelligenz? Schluß daraus kann nur sein, daß es um spekulative Geldgeschäfte geht! Wer wirklich Geld bekommt steht meiner Meinung nach bloß auf dem Papier. Und ausserdem schaffen die paar € keine Arbeitsplätze die jetzt gebraucht werden. Und wenn es dann endlich die Millionen geben soll im Jahre irgendwann, werden sie womöglich gar nicht mehr benötigt.

Liebe Stollenlöcherlurche, lasst endlich meinen Bach in Ruhe.

 
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Gorilla im Nebel
vor 12 Jahren

@OsttirolWerber: Es gibt verschiedene Gründe, warum ich dolomitenstadt.at für ein erstaunlich tolles Lokalmedium halte. Einer davon sind Kommentare wie dieser. Danke! PS: Trotz deines Nicknames trau ich mich wetten, dass du keiner unserer Osttirol Werber bist. Würden die das denken, was du denkst - was ich auch nicht glaube - wären sie zu feig, es auszusprechen. Da bin ich sicher.

 
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walker
vor 12 Jahren

Erinnerungen an die Piefe Saga werden wach:

Teil 3: Das Geschäft Im dritten Teil baut Karl-Friedrich eine Schneekanonenfabrik in Lahnenberg, die dort viele Arbeitsplätze schafft. Im Gegenzug spricht ihm der Bürgermeister das Jagdrecht im Forst zu, was für böses Blut bei den Einheimischen sorgt. Durch einen Trick versuchen sie außerdem, Karl-Friedrich illegal zum versprochenen Grundstück zu helfen, da er dieses als ausländischer Staatsbürger nicht erwerben darf. Das Ganze fliegt auf, der Bürgermeister schiebt die ganze Schuld vor dem versammelten Dorf auf Sattmann, und dieser schwört, nie wieder in Tirol Urlaub zu machen und die Fabrik nach Bayern zu verlegen. Schließlich kommt die halbe Lahnenberger Dorfbevölkerung zur Versöhnung nach Berlin. - Teil 4: Die Erfüllung Die Sattmanns stehen 5 Tage im Stau, um nach Tirol zu kommen, wo sie schon an der Grenze mit einem Begrüßungsschnaps empfangen werden. Sie finden ein Tirol vor, das zumindest oberflächlich zu den alten Traditionen zurückgekehrt ist – die Menschen laufen in Tracht herum, die Dörfer sehen aus wie vor 100 Jahren, usw. Im Laufe der Handlung wird jedoch aufgedeckt, dass ganz Tirol auf Müll gebaut ist, die Kühe und Rehe aus Plastik sind, und die Einwohner von japanischen Wissenschaftlern zugunsten des Tourismus in seelenlose "typische Tiroler" umgebaut wurden. Als entdeckt wird, dass die Familie Sattmann hinter das Komplott gekommen ist, werden sie festgenommen, um selbst umoperiert zu werden. Karl-Friedrich wird zum Tiroler umoperiert, der Rest kann vorerst mit Hilfe der Guerilla-Bewegung, die sich in den Bergen verschanzt hat, fliehen. Am Ende des Filmes lassen sich der Bürgermeister Wechselberger und seine Frau, zwei der wenigen noch verbliebenen gewöhnlichen Menschen in Tirol, freiwillig umoperieren.

Der Gemeindesekretär und Obmann des Tourismusverbandes verbleibt als einziger "normaler Mensch". Ihm allein ist es somit gegeben, klaren Verstandes die "Erfüllung" der kühnsten Träume seiner Branche zu erleben: Tirol ist – mit geringen Einschränkungen – zum perfekt durchorchestrierten Urlaubsgebiet geworden. Trotz des ultimativen Triumphs der Tourismus-Maschinerie empfindet er seinen Sieg jedoch sichtlich als schal und mit bitterem Beigeschmack. Sein lustloses, geknickt wirkendes Auftreten in der Abschlussszene ist eine Reminiszenz an eine Szene ganz zu Beginn des Serienteils: Vollkommen desillusionierte deutsche Zollbeamte am Rande der totalen Apathie symbolisieren die überspitzt als menschenunwürdig porträtierten Zustände in der Bundesrepublik. Unausgesprochen steht die Aussage im Raum, dass es gerade diese widrigen Umstände sind, welche die Deutschen urlaubsreif und immun für soziale Kompetenz machen. "Die Erfüllung" bringt die Ironie auf, dass es im "heiligen Land Tirol" um nichts menschlicher zugeht – einzig die Bewohner vermögen die Illusion von der heilen Welt überzeugend aufrechtzuerhalten. Hierin ist auch Mitterers Abschlussbotschaft zu suchen: Das vom Fremdenverkehr angestrebte Paradies beruht auf der Entmenschlichung und Ausschlachtung der einheimischen Bevölkerung.

 
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Detektor
vor 12 Jahren

10 Varianten - Verwirrspiel und Gewinnspiel

Zehn Varianten zur Auswahl - wenn das kein Spielfeld für "Mitbestimmung" ist? Eine Mitbestimmung allerdings nicht, ob das Opfer Isel begnadigt wird oder nicht, sondern nur über die Details der Hinrichtung - eine Entscheidung zwischen Fallbeil, Schwert, Vierteilen, Erwürgen, Erhängen, Gift oder elektrischem Stuhl....

Ein Gewinnspiel ist es immer: für die Planer; sie lassen sich das Planen bezahlen- also können nicht genug Varianten hervorgezaubert werden.

 
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