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Kosaken legen Grundstein für eine Kapelle

In der Peggetz wurde auch heuer wieder der Tragödie von 1945 gedacht.

Jedes Jahr Anfang Juni erwacht eine sonst etwas abseits liegende Gedenkstätte der Dolomitenstadt zum Leben. Auf dem kleinen Kosakenfriedhof in der Peggetz trafen sich auch heuer rund 200 Menschen aus aller Welt, um an ein Drama zu erinnern, das sich in den ersten Junitagen des Jahres 1945 exakt hier abgespielt hatte. Der Krieg war bereits zu Ende, Deutschland hatte kapituliert und die Lienzer Innenstadt lag in Schutt und Asche. Auf den Feldern vor der Stadt lagerte in Zelten und Planwagen eine aus heutiger Sicht gigantische Flüchtlingsschar: fast 25.000 Kosaken, Soldaten mit ihren Familien, Frauen, Kindern und mehr als 5000 Pferden. Als Gegner Stalins und Verbündete der Deutschen hatten sie – mit großer Härte – gegen jugoslawische und italienische Partisanen gekämpft, waren aus dem Friaul über den Plöckenpass nach Osttirol geflüchtet und ergaben sich den Engländern in der trügerischen Hoffnung, dass man sie nicht nach Russland zurückschicken würde. Dort drohten Verbannung und Todesstrafe. In der aktuellen Ausgabe unseres Quartalsmagazins "Dolomitenstadt", das an allen Osttiroler Zeitschriftenkiosken erhältlich ist, schildern wir die unglaublich dramatischen Tage dieses Juni 1945 und erklären die Hintergründe einer Tragödie, die auch heuer im Mittelpunkt der Gedenkfeiern am 8. und 9. Juni in Lienz stand. Aus Russland, Tschechien, Deutschland und sogar Australien waren Kosaken und deren Nachkommen angereist, um an der Jahreshauptversammlung des Gedenkvereines teilzunehmen, ein Konzert in der Spitalskirche zu besuchen und in der Peggetz die orthodoxe Messe zu feiern. Martin Lugger und Dang Tran waren bei diesen Events mit der Kamera dabei. Der Lienzer Archäologe Harald Stadler, der an der Uni Innsbruck lehrt und auch Mitglied des Vereines ist, präsentierte der versammelten Kosakengemeinde eine besonders zeitgemäße Form der Information. In Zusammenarbeit mit dem Cityguide-Lienz hat Stadler einen digitalen Themenweg mit acht Stationen gestaltet, optimiert für die Nutzung auf mobilen Geräten. In den Sprachen Deutsch, Englisch und Russisch kann man mit Smartphone oder iPad vor Ort Informationen zu den einzelnen Stationen abrufen, oder am PC nachlesen, was damals geschah. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde auch der Grundstein für eine Gedenkkapelle gelegt, die gleich angrenzend an den kleinen Friedhof errichtet werden soll. Die Stadt Lienz stellt dafür ein Grundstück zur Verfügung. Der Kosakenverein sammelt Spenden für die Errichtung.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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