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Hospiz-Gemeinschaft weitet Arbeit in Osttirol aus

Ausgebildete SterbebegleiterInnen für den letzten Abschnitt des Lebens.

"Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben" wollte die englische Begründerin der Hospizbewegung, Cicely Saunders, den Sterbenden bieten. Elisabeth Zanon leitet die Tiroler Hospizgemeinschaft und sieht diesen Grundgedanken auch als Fundament dieser Einrichtung, die derzeit 255 MitarbeiterInnen hat, zum weit überwiegenden Teil Frauen. Sie sind speziell ausgebildet, um Sterbende und deren Angehörige zu Hause, im Krankenhaus oder Pflegeheim zu begleiten.
Elisabeth Zanon (Mitte) leitet die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, Reinhilde Tabernig ist Regionalbeauftragte für Osttirol. Anton Klocker vertritt einen der Hauptsponsoren, die Stiftung der Lienzer Sparkasse. Foto: Tobias Tschurtschenthaler
15 OsttirolerInnen haben bislang diese Ausbildung absolviert, bestehend aus je 80 Stunden praktischer und theoretischer Unterweisung. Demnächst startet ein zweiter Ausbildungsdurchgang, für den sich bislang zehn TeilnehmerInnen angemeldet haben. Bewerbungen sind noch erwünscht. 150 Euro kostet der Kurs. Zwei bis sechs Stunden pro Woche werden die TeilnehmerInnen nach der Ausbildung als ehrenamtliche HospizbegleiterInnen arbeiten, koordiniert von Reinhilde Tabernig. Osttirol ist neben Reutte der vorläufig einzige Tiroler Bezirk mit einem eigenen Regionalbüro der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, das vor Ort auch die Arbeit mit bestehenden Hospizgruppen etwa in Debant und Matrei vernetzt. Mit Sparkassendirektor Anton Klocker war bei der Präsentation der Initiative auch einer der finanziellen Hauptsponsoren vertreten, die Stiftung der Lienzer Sparkasse. "Der Großteil unserer Arbeit wird über Spenden finanziert" erklärt Zanon. Ihr sei diese Anbindung an die Zivilgesellschaft wichtig: "Durch Spenden wächst das Bewusstsein und zugleich entsteht ein Auftrag. Was wir machen, ist eben nicht vom Land verordnet. Man kann das Sterben nicht standardisieren, es ist etwas zutiefst Individuelles." Genauso individuell wie jeder Anlassfall sind die Motive der SterbebegleiterInnen, von denen viele "mit einer Herzensfreude kommen", wie Reinhilde Tabernig schildert. Ihr ist diese positive Grundeinstellung wichtig, sie gibt Kraft für die herausfordernde Aufgabe. "Hospiz ist Herberge", erklärt Tabernig und findet es gerade deshalb stimmig, dass sich aus dem Kreis der neuen MitarbeiterInnen sogar ein "Hospizensemble" gebildet hat, sozusagen als musikalische Kraftquelle. Sterbenden "in einer sehr intensiven Phase des Lebens" zur Seite zu stehen ist eine Aufgabe mit vielen Facetten. Oft ist es die schlichte Anwesenheit, das Einfach-Nur-Da-Sein, manchmal die Erfüllung eines besonderen Wunsches, immer die Begleitung eines ganz individuellen Schicksals. In Osttirol sterben 60% der Menschen im Lienzer Krankenhaus, 40% zu Hause, zitiert Elisabeth Zanon aus einer Studie, dies sei nicht überall so und ein wenig überraschend: "In Landeck ist dieses Verhältnis genau umgekehrt". Verantwortlich für diese Gewichtung dürfte unter anderem die große Bedeutung des Krankenhauses im Bezirk sein, das künftig durch die hauptberufliche Koordination ganz offiziell in die Sterbebegleitung eingebunden ist. Neben Palliativmedizin und Schmerztherapie fordern die Stationen in enger Absprache mit den Familien von Sterbenden die Betreuung durch Hospizmitarbeiter an. Private, die sich eine Betreuung wünschen, erreichen das Hospizbüro in Lienz unter der Telefonnummer 0676/88 188 85 zu Bürozeiten.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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