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INFRA plant Ausgleich für Isel-Ausleitung

Demnächst startet die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Kraftwerk im Virgental.

Anfang Dezember reichen die Planer des Wasserkraftwerkes an der Oberen Isel die Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) ein, eine aus acht Themenabschnitten bestehende Dokumentation, die als Basis für die behördliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) dient. Bei einem Planungsgespräch am Samstag, 17. November in Prägraten erläuterte Wolfgang Widmann, Geschäftsführer des Projektentwicklers INFRA, einige Kernpunkte dieser Erklärung.
Kraftwerksprojektant INFRA lud zu einem Planungsgespräch in Prägraten. Foto: WIKO / Brunner Images
So seien unter anderem Ausgleichsflächen für das Kraftwerk vorgesehen, zum Beispiel für Brutplätze des Pirols oder Vegetationsgebiete der geschützten Frauenschuh-Orchideen. "Potenzielle Standorte befinden sich östlich des Krafthausstandortes, in Gries und auf der Virger Tratte“, erklärte Widmann: „Wenn einzelne Grundstücke nicht verfügbar sein sollten, können entsprechende Ersatzflächen an anderen Stellen geschaffen werden.“ Ein weiterer wichtiger Punkt sei das Restwasser. Dessen Menge im Winter werde sich an der Fassung Toinig Ost auf 400 Liter pro Sekunde belaufen. Das sei deutlich mehr, als vorgeschrieben. Auch für das Baustellenmanagement habe man ein Konzept entwickelt, um die Lkw-Fahrten während der Bauarbeiten zu minimieren.
Wolfgang Retter, Biologe und Sprecher des Netzwerkes Wasser Osttirol, hält die vorgeschlagenen Maßnahmen für Schönfärberei. Foto: Expa/Groder
Für Wolfgang Retter vom Netzwerk Wasser sind die vorgeschlagenen Maßnahmen Schönfärberei: "Die Isel verliert über einen guten Teil des Jahres vier Fünftel ihres Wassers und wird dadurch ein anderer Fluss sein. Es ist, als ob jemand vorschlägt, ich werde dir ein Bein amputieren, aber dafür die Prothese schön bemalen." Retter gibt zudem zu bedenken, dass die etwa vierzig Hektar an Flächen für Ausgleichmaßnahmen zur Hälfte in Privatbesitz seien, dessen Verfügbarkeit nicht geklärt sei. Für die Prägratener Gemeinderätin Rita Feldner stellte sich die Frage, warum diese Flächen großteils in Virgen oder Matrei geplant seien, während 100% der Wasserausleitung in Prägraten erfolgen würde. Anton Steiner, der Bürgermeister der Gemeinde, sah dies als "Störversuch". Thomas Haidenberger, Bezirkssprecher der Osttiroler Grünen, ärgert die von den Betreibern artikulierte Freiwilligkeit: “Diese Maßnahmen sind unabdingbare Voraussetzungen, damit für die Planer überhaupt Hoffnung auf eine Genehmigung bestehen kann. Das ist aus meiner Sicht wie Ablasshandel im finsteren Mittelalter.“ Haidenberger sieht auch die Wirtschaftlichkeit schwinden: “Die zuletzt veröffentlichten Eckdaten der INFRA belegen‚ dass die spezifischen Kosten, also die nötige Investition pro Kilowatt-Stunde, angestiegen sind. Das schiebt die in Aussicht gestellten Gewinne für die Gemeindekassen weiter in die Ferne." Die INFRA beziffert das Investitionsvolumen mit 147 Millionen Euro. Das Regelarbeitsvermögen soll bei 132 GWh liegen, die Engpassleistung bei 47 MW.
Drei Mann in einem Boot: INFRA-Boss Wolfgang Widmann flankiert von den Bürgermeistern Anton Steiner (links) und Dietmar Ruggenthaler. Foto: WIKO/Brunner Images
Mit der Einreichung der UVE werde auch der Auswahlprozess für den späteren Miteigentümer und Betreiber des Kraftwerks gestartet. Dieses Elektroversorgungsunternehmen (EVU) soll bis zum Sommer 2013 gefunden sein. Erst vor wenigen Tagen hat die Tiwag abgewunken. Deren Generaldirektor Bruno Wallnöfer glaubt nach eigenen Aussagen nicht an die Realisierung des Projekts. Dennoch sollen im ersten Halbjahr 2013 die Gemeinden Virgen und Prägraten  in die Projektgesellschaft eintreten. Laut Presseaussendung der INFRA halten sie derzeit eine notariell hinterlegte Option auf 50 Prozent.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

G_J_Hahne
vor 11 Jahren

Ausgleichsmaßnahmen!?

Dieses gigantische Isel-Projekt wird für die Gemeinden finanziell immer riskanter. Es wird 1. teurer und 2. weniger Energie erzeugen. Mit anderen Worten, der geringe Gewinn wird noch geringer und der Schuldenabbau wird sich weiter nach hinten verschieben. Der Gletscher-schwund lässt grüßen!

INFRA plant nun einen Ausgleich für die Isel- Ausleitung. Da wird doch wohl nicht die Isel- Einleitung unterhalb des Krafthauses gemeint´sein? Auch das Baustellenmanagement wird optimiert, vermutlich fahren die schweren LKW´s vermehrt Nachts. Für Urlauber und Einheimische alles kein Problem! Auch wird die Restwassermenge im Winter erhöht, erzeugt das Wasserkraftwerk im Winter eh so gut wie keinen Strom! Erstaunliche Ausgleichsmaßnahme! Auch sollte man den Tagesspeicher bis dicht an die Umbalfälle legen, damit jeder Besucher der Umbalfälle mit einem Blick sieht, wie optimiert Natur und Technik funktionieren kann! Jeder Besucher wird doch Verständnis dafür haben, dass hier das Wasser nun endgültig in die Kanalisation muss!

Schade, dass so wenige im Tal erkennen, dass, falls die Gemeinden behördlich nicht ins Boot dürfen, über 99% der Iselerträge nach draußen fließen (Variante 1). Sollten die Gemeinden wider erwarten doch im Boot sein, siehe oben (Variante 2).

Fürwahr, die BM sind zu großen Opfern bereit, die Bewohner des Tales auch!? Eine Ausgleichsmaßnahme fehlt noch! Wie hat sich die Gemeinde abgesichert, dass ein Kraftwerk ohne Gemeindebeteiligung nicht gebaut werden kann? Schließlich wollte der Wähler bei der Volksbefragung ein ökologisches Wasserkraftwerk mit Gemeindebeteiligung!

Ich werde den Eindruck nicht los, die BM fungieren nur als Steigbügelhalter für auswärtige, gar ausländische Investoren!?

Ob die Gäste des Virgentales mit den Ausgleichsmaßnahmen für die Isel-Ausleitung zufrieden sein werden, wird sich herausstellen. Die Gäste haben eine Ausweichmöglichkeit, die Bewohner des Virgentales nicht!

 
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sonnenstadtler
vor 11 Jahren

...nun wird infra sicherlich zeigen wollen, dass sie die besseren und schnelleren planer und lobbyisten hat als der tiwag-boss ;-)) auf des tiwag-boss-aussagen sollte sich der infra-boss was einfallen lassen; ich würd mir mein projekt, wo ich schon so viel geld investiert habe und noch immer so viel risiko drinnen steckt nicht einfach nur so madig machen lassen in aller öffentlichkeit - wo sama denn!!! ...gibts denn nix, was man am a.k.+b.w.=kw-plan aussetzen könnte ;-))

 
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spitzeFeder
vor 11 Jahren

Soso, eine unangenehme Frage wird als Störversuch lächerlich gemacht. Was soll man davon halten?Fragt sich spitzeFeder

 
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