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Willi gegen Poppeller – die nächste Runde

Welche Rolle spielte der Vater des heutigen Aineter Bürgermeisters?

Der grüne Agrarsprecher Willi listet penibel auf, wie die Gemeinde Ainet seiner Meinung nach "ausgenommen" wurde.
Georg Willi war am 18. Februar eigens mit dem Bus aus Innsbruck angereist zu seiner dritten Pressekonferenz innerhalb eines Monats zum Thema "Ainet und Poppeller". In der Substanz hatte der grüne Agrarsprecher wenig Neues im Gepäck, dafür gab´s jedoch präzisierende Unterlagen und Dossiers, die alte Vorwürfe aus Willis Perspektive minutiös belegen. Etwa wann Karl Poppeller Senior in den achtziger Jahren welchen Teil jener beiden Grundparzellen als Bauland verkaufte, die er Ende der siebziger Jahre im Tausch für den Verzicht auf Weide- und Waldnutzungsrechte von der Gemeinde erhielt. Der alte Poppeller sei damals als Gemeinderat zwar in Opposition zu Bürgermeister Alois Girstmair gewesen, aber "ein Rädelsführer" in den Verhandlungen einer Gruppe von 17 Bauern mit der Gemeinde. Das habe sich für den Großbauern "Gstinig" gelohnt, "schöne Bauplatzln" habe es gegeben, die Gemeinde Ainet sei "regelrecht ausgenommen" worden und eben diesen untragbaren Zustand habe der Sohn und heutige Bürgermeister Karl Poppeller durch seinen Verzicht auf einen Einspruch gegenüber der Agrarbehörde im Sommer 2011 zementiert.
"Mein Vater war in Opposition und jedenfalls nicht in der Lage, sich Vorteile zu verschaffen", erklärt Karl Poppeller. Sowohl die Übertragung eines Grundstücks im Tausch gegen Nutzungsrechte wie auch dessen spätere Umwidmung seien völlig korrekt abgewickelt worden.
Poppeller sieht das aus völlig anderer Perspektive: "Mein Vater war politischer Gegner Girstmairs, sein Verhältnis zum Bürgermeister war so angespannt, dass er sicher keinerlei Vorteile erwarten konnte." Erst sechs Jahre nachdem die Gemeinde den damals noch nicht als Agrargemeinschaft zusammengeschlossenen Bauern als Gegenleistung für die Abtretung von Nutzungsrechten ein Tauschgrundstück überlassen habe, seien Teile dieses Grundstücks in Bauland umgewidmet worden: "Dafür braucht man die Raumordnung als Grundlage, die Flächenwidmung und einen Gemeinderatsbeschluss. Willi tut so, als ob das eine Nacht und Nebel-Aktion gewesen wäre. War es aber nicht." Im übrigen sei jeder Baugrund einmal Wiese gewesen. "Mein Vater wollte, dass wir Kinder uns alle direkt neben dem elterlichen Hof niederlassen. Er hätte dafür gerne eine Baulandwidmung gehabt, hat sie aber nicht bekommen." Statt dessen sei im Einklang mit der Raumordnung später das ehemalige Teilwald-Grundstück umgewidmet worden. "Und weil wir nicht alle beruflich in Osttirol bleiben konnten, wurden Teile dieses Baulands über die Jahre verkauft". Rund eine Million Schilling, knapp 73.000 Euro kamen zwischen März 1983 und Mai 1999 zusammen, 2011 wurde eine weitere Parzelle um 67.500 Euro verkauft, wie Willi penibel auflistet. Dass auch andere Landwirte der Gemeinde von der Baulandwidmung in den frühen Achtzigern profitierten, lässt der grüne Agrarsprecher zwar gelten, nicht aber, dass der Gstinig-Bauer keinen relevanten Einfluss auf die Verhandlungen gehabt habe. Wer am Ende recht behält, wird die Staatsanwaltschaft klären. Georg Willi hat sie eingeschaltet, Karl Poppeller gibt sich gelassen: "Jetzt wird sich das alles aufklären."
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

4 Postings

Franz Brugger
vor 11 Jahren

die Problematik gibt es auch anderswo: Siehe http://www.tt.com/%c3%9cberblick/Chronik/ChronikInnsbruck/6192990-6/%c3%b6vp-ist-in-geiselhaft-des-bauernbunds.csp

 
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dacapo
vor 11 Jahren

Herr Willi macht nur seinen Job, eine Pflichtübung für einen Oppositiionspolitiker. "Nach bestem Wissen und Gewissen" können so gravierende Entscheidungen nicht im Alleingang getroffen werden, speziell dann wenn Befangenheit im Raum stehen könnte. Bei einer demokratischen Vorgehensweise wäre vielleicht der Job des Bürgermeisters auch wirklich kein leichter. Was aber nicht problematisch sein kann, wenn man der Meinung ist, dass das Ganze nicht besser gemacht hätte werden können.

Den Grünen keine konstruktiven Beiträge bzw. eigene Ideen zuzugestehen, ist nicht ganz korrekt. Es gibt genügend davon und es dauert oft einfach länger, bis die Etablierten (nicht immer gesegnet mit "Blitzkneissern") diese verstehen, aufgreifen, ins Programm schreiben und als die ihren verkaufen.

Gefährlich wird es, wenn gewisse Bürgermeister eigene Ideen entwickeln oder von einsagenden Lobbyisten ungefiltert welche übernehmen. Dann kommen wahrscheinlich ein Kraftwerk, oder ein Lift und ab und zu ein Hallenbad heraus. Ein Stück teurer Heimat wird, wenn irgendwie möglich, verscherbelt.

So gesehen hat Herr Willi sicher viel zu tun. Den Verlust eines Fans, der von ihm einmal recht viel gehalten hat, sollte er verschmerzen.

 
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beobachter52
vor 11 Jahren

Hauptverdienst der Grünen: Zwietracht säen, Menschen aus anderen Parteien, die nach bestem Wissen und Gewissen ihre nicht leichte Arbeit machen (zB. Bürgermeister) vernadern, Gerichtsprozesse initieren (die dem Steuerzahlen viel Geld kosten), gegen (fast alle) Projekte sein (Motto: "Hauptsache dagegen"), .... Konstruktive Beiträge: 0,0 Eigene Ideen: 0,0 ("Wir sind keine Planer!")

Es scheint, dass Herr Willi (von dem ich einmal recht viel gehalten habe) versucht, sein großes Vorbild Peter Pilz noch zu übertreffen!

 
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Leonhard
vor 11 Jahren

Wenn sich Popeller junior wahrscheinlich auch nicht persönlich bereichert hat, solche Vorgänge in einer Gemeinde gehören aufgeklärt. Wie gut, dass es die Grünen gibt, die diesen überheblichen, selbstgefälligen Bürgermeistern Einhalt gebieten. Der Popeller weiß ja als Bürgermeister und Felbertauern-Vorstand ohnehin nicht mehr, wo er das viele Geld hinschaufeln soll. Mein Mitleid hält sich deswegen in Grenzen .....

 
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