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Studie soll Kraftwerkspläne an der Isel absichern

Osttiroler Planungsverband 34 sucht nach den letzten Tamarisken.

Der Osttiroler Planungsverband 34 – mit den Gemeinden Matrei, Virgen, Prägraten, Kals, St. Jakob, Hopfgarten, St. Veit und St. Johann im Walde – will mit einer eigenen Studie beweisen, dass das Vorkommen der "Deutschen Tamariske" an der Isel und ihren Zubringern teilweise zu gering ist, um ein geschütztes Natura 2000 Gebiet auszuweisen. Die EU-Kommission verlangt von Österreich derzeit die Nachnominierung schutzwürdiger Flächen und nennt explizit die Isel als natürlichen Flussraum, der durch aktuelle Kraftwerksprojekte gefährdet sei. Obwohl bereits mehrere Studien die Position der Kommission stützen, werden Landes- und Gemeindepolitiker nicht müde, die Schutzwürdigkeit zu hinterfragen. Wenige Tage vor der Landtagswahl präsentierte der wahlwerbende Matreier Bürgermeister Andreas Köll erstmals das Vohaben, durch eine eigene Studie "Rechtssicherheit" in der Nationalparkregion herzustellen und Kraftwerksprojekte damit abzusichern. Köll ist Obmann des Planungsverbandes und wünscht sich ein Iselkraftwerk in Matrei. Die Geschäftsstelle des Verbandes führt der Virger Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler, der seit Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Projektierungsfirma INFRA und enormem PR-Aufwand an einem großen Ausleitungskraftwerk am Oberlauf der Isel arbeitet.
Dietmar Ruggenthaler will die Isel ausleiten. Eine Studie soll beweisen, dass sie nur in wenigen Abschnitten schutzwürdig ist.
Beide Projekte sind nach Ansicht der Gemeindepolitiker mit Natura 2000 kompatibel. Es gäbe gerade einmal vier Hektar schutzwürdige Tamariskenbestände im Untersuchungsgebiet, verglichen mit mehr als 40 Hektar am Lech, der zu den Natura 2000 Regionen zählt, argumentieren die Bürgermeister. "Nicht vergleichbar" kontern Umweltschützer wie der Grüne Thomas Haidenberger, der Lech fließe durch Kalkgestein, die Isel durch Urgestein, die Habitate seien unterschiedlich und die viel zitierte Tamariske nicht per se das Schutzziel, sondern der Indikator für eine intakte Natur. Der Widerstand der Umweltschützer gegen die Kraftwerkspläne erhielt durch die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens der EU gegen die Republik neue Nahrung. Sie fordern einen sofortigen Planungsstopp für das Großkraftwerk an der Oberen Isel bei Virgen und Prägraten. In dieses Szenario wollen sich die Ortschefs nicht fügen. Im Gegenteil. Sie warnen immer wieder vor "Beeinträchtigungen" durch Natura 2000 und sehen in der Ausarbeitung einer eigenen Studie offenbar die Chance, die Isel doch noch als Geldquelle für die Gemeinden anzuzapfen. Obwohl die Studie bereits im Juli fertig sein soll, gab sich Dietmar Ruggenthaler gegenüber dolomitenstadt.at zugeknöpft, was Auftragnehmer und Kosten anbelangt. "Ein mitteleuropäisches Universitätsinstitut" sei beauftragt worden und alles weitere werde man mitteilen, wenn die Ergebnisse vorliegen.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

6 Postings

G_J_Hahne
vor 11 Jahren

Eine Studie soll Kraftwerkspläne an der Isel absichern!?

Bevor die Herren BM sich und ihre Gemeinden in solche Kraftwerkspläne wie z.B. das Großkraftwerk im Virgental einließen, hätte es dieser Studien bedurft. Man hätte dann auf den Gedanken kommen können, die Herren BM wollen ihre Entscheidung auf solide Fundamente gründen. Nun aber, nach dem die Herren BM sich in die Hände einer Projektentwicklungsfirma (INFRA) begeben haben, kommt man erst gar nicht mehr auf die Idee, dass hier sachlich, fachlich richtig argumentiert werden soll und kann. Keiner erwartet für das nun bestellte Gutachten eine sachgerechte Sicht dieser Studie, zumal die Auftraggeber, die Herren BM die selben im Osttiroler Planungsverbund sind, die sich für Kraftwerke am letzten verbliebenen Gletscherfluss der Alpen aussprechen. Waren nicht die Herren BM vor Monaten noch genau gegen diese Gutachten, die man sich nicht leisten konnte! Nun hat man für diese Studie neue Geldtöpfe (Osttiroler Planungsverbund ) entdeckt, die man erschließen will. Wie sollen Gemeinden ohne Geld Millionen für ein Kraftwerk aufbringen? Bestimmt kommen noch Studien, wie finanzieren arme Gemeinden ein Großkraftwerk!!!

 
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Detektor
vor 11 Jahren

Viel Geschrei …

Waren nicht die nun plötzlich rührig gewordenen Bürgermeister Köll, Hopfgartner und Ruggenthaler des Planungsverbandes 34 bei jener üppigen Delegation aus Osttirol dabei, die im vergangenen September nach Brüssel startete, um dort auch ganz offiziell mit EU-Vertretern über Natura 2000 zu sprechen? Dort hätte man unmittelbar aus berufenem Munde Antworten auf einschlägige Fragen bekommen und die nunmehrige Frage nach "Rechtssicherheit" klären können - sonst wäre es schade gewesen um die Reisespesen. Was soll nun plötzlich eine „Studie“?

„Viel Geschrei und wenig Wolle“ sagte der Bauer, als er die Sau schor.

 
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bergfex
vor 11 Jahren

Köll ist Obmann des Planungsverbandes und wünscht sich ein Iselkraftwerk in Matrei.

Dietmar Ruggenthaler will die Isel ausleiten

Dietmar Ruggenthaler gegenüber dolomitenstadt.at zugeknöpft, was Auftragnehmer und Kosten anbelangt.

Wenn da BM von "wünschen und wollen" träumen, ist das nicht verboten. Den Gemeindebürgern vom großen Geld erzählen ( erzählt werden meistens Märchen und Sagen ) ist was anderes. Es wird den vermutlichen "Betreibern" schon was versprochen worden sein, was jetzt aber auf des Messers Schneide steht. Wer will schon vom hohen Roß herabfallen. Wer Studien in eigener Sache erstellen lässt, gibt immer den Ausgang vor, auch wenn er nur über Umwege zu erreichen ist. Auch diese BM haben ein Ablaufdatum, was dann ? Bei gewissen BM ist dieses Datum näher als sie zugeben wollen, auch wenn ihr "Gönner Günni" die LW diesmal "gewonnen "hat.

 
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Stadtmensch
vor 11 Jahren

Gutachten ? Ich kann nur lachen, dass ist eine bezahlte bestellte und mit bestimmten Ausgang georderte Aktion. Was wird wohl rauskommen? Liebe Bürgermeister, Ihr seit einfach nur lächerlich. Kämpft um jeden Preis um ein Kraftwerksprojekt wo ihr den Bürgern einreden wollt, die Gemeinden würden gut verdienen. Ihr kennt Euch bei der Konstruktion selbst nicht aus, aber eines ist sicher, keine Firma plant ein Großprojekt und wil dabei nicht gut verdienen.

 
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F_Z
vor 11 Jahren

was Transparenz angeht, gebe ich dir Recht - der Vergleich mit dem Drau-Projekt hinkt aber wohl ein wenig. Mit dem Kraftwerk wollen die beteiligten Gemeinden Geld verdienen - ob das wie geplant funktioniert, sei dahingestellt. Wie aber eine Gemeinde zu Geld kommen soll, indem die EU einen Flussrückbau mit 1,5 Millionen Euro fördert habe ich noch nicht ganz verstanden. Von den 4,6 Millionen Gesamtbudget kamen 1,5 von der EU, 2,6 vom Bund, aber woher der Rest kam weiß ich nicht - wohl auch von Bund, Land und/oder Gemeinden. Zusammengefasst wurden in 5 Jahren 4,6 Millionen ausgegeben. Es ist anzunehmen das dadurch Arbeitsplätze in der Gegend gesichert, oder neu geschaffen wurden, was wohl zu Mehreinnahmen bei den Gemeinden führt. Wenn das Iselkraftwerk so klappt, wie sich das die Verantwortlichen vorstellen, sollten die Einnahmen durch das Kraftwerk für die Gemeinden deutlich höher und längerfristig ausfallen.

 
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iseline
vor 11 Jahren

Liest man den Kommentar von G. Pirkner, kommt man nicht umhin, einen Vergleich zwischen Minister Berlakovich - derzeit wegen des Bienensterbens arg im Gespräch - und den Kraftwerksbürgermeistern (mit der Landesregierung ,der Firma Infra sowie zweier PR-agenturen im Hintergrund) zu ziehen. Sie alle finden, dass die EU fachlich einfach nicht "am Stand" ist, weder bei der Beurteilung von Pestiziden, noch bei der Isel mit ihren Tamariskenbeständen. Erst ein "richtiges" Gutachten ihrerseits soll Klarheit schaffen. Auch das Amtsgeheimnis lässt sich kühn auf die lokale Ebene herunterbrechen. Nicht genannt wird das Gutachterteam, ebenso bleiben die Namen der Energieversorger, die sich um die Isel bewerben, im Dunkeln. Verschwiegenheit herrscht auch über die Risiken und Kosten, die für die Virgentaler Gemeinden bereits bestehen und noch auf sie zukommen. Ebenso unklar ist, wie die Gemeinden die Optionen einlösen wollen, um überhaupt wieder in die Planungsgesellschaft einsteigen zu können. Zur Zeit findet sich die Gemeindebeteiligung auf der website des "virgentalerweges " nur mehr als Fussnote wieder. Transparenz sieht anders aus! Trotzdem, eines ist sicher: Die Förderungen für Natura 2000, die gibt es wirklich. (z. B. http//www.life-drau.at)

 
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